Ausbildung zum Immobilienkaufmann (Ein paar Fragen)

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Gleich zu Anfang: Ich finde es gut, dass du so spezifische Fragen stellst und nicht einer von denen bist, die hier jetzt zum 10. Mal die gleiche Frage stellen, obwohl sie für deren Antwort nur kurz Goggle bemühen müssten. :)

Ist die Ausbildung mit einer durchschnittlichen mittleren Reifen gut zu schaffen ?

Ich spreche jetzt von den Erfahrungen, die ich mit meinen Klassenkameraden, die auch "nur" mittlere Reife hatten, in der Berufsschule gemacht habe: Die mussten echt pauken. Und selbst dann hatten sie eher einen 3er als 2er Durchschnitt. Das kann natürlich von Mensch zu Mensch unterschiedlich sein.

Nichtsdestotrotz gehört Immobilienkaufmann nun einmal zu den schwierigsten Ausbildungsberufen und viele Realschüler kommen oft mit der Menge an Stoff oder den manchmal komplexen und weitreichenden Zusammenhängen nicht klar.

Wie sieht es mit der Berufsschulklasse aus, angenommen ich würde einen Ausbildungsplatz bekommen. Bin ich da mit meiner mittleren Reife der vom Bildungsabschluss schlechteste ? Da man immer liest das die Abitur haben möchten.

Ja, du würdest dort den niedrigsten Bildungsabschluss haben und in der Unterzahl sein. Von den Jahrgängen, die ich in der Berufsschule kennengelernt habe, waren die Meisten Fachabiturienten. Dann kamen die Abiturienten und hier und da der vereinzelte Realschüler. In meinem Jahrgang waren wir zum Beispiel etwa 120 Schüler, davon hatten nur 11 die mittlere Reife. Alle anderen hatten Abi oder Fachabi.

Ich bin jetzt keine Niete in Mathe aber auch kein Genie die ganzen Grundlagen wie Prozentrechnung, Dreisatz usw. beherrsche ich eigentlich. Reicht das oder sollte man da schon ziemlich gute Kenntnisse mitbringen. Das selbe für Deutsch und Englisch.

Meiner Meinung nach reichen die Grundrechenarten, sofern du keine Schwierigkeiten hast, dir neue Sachen in Mathe anzueignen. Was natürlich völlig neu dazu kommt ist Buchhaltung, aber das ist meiner Meinung nach auf dem selben Level anzusetzen wie der Mathematikunterricht in der 6. oder 7. Klasse.

Es gibt natürlich einige komplexe Berechnungen in diesem Beruf. Zum Beispiel die Wirtschaftlichkeitsberechnung. Aber im Endeffekt ist das auch nur eine sehr, sehr lange Plus-Minus-Rechnung mit eine bisschen Prozentrechnung.

Deutsch sollte man schon relativ fehlerfrei können. Immobilienkaufmann ist immerhin ein Beruf in dem sehr, sehr viel geschrieben wird. Und wenn in der schriftlichen Korrespondenz andauernd irgendwelche Rechtschreib- oder Grammatikfehler drin sind, dann ist das schlecht. (Und wo wir gerade dabei sind: Vor ein "Fragezeichen" am Satzende gehört kein Leerzeichen.)

Bei Englisch kommt es auf das Unternehmen an. In einigen wirst du es im Beruf vielleicht einmal im Jahr (wenn überhaupt) benutzen, bei großen Immobilienfirmen und Maklern schon öfter mal. (Wirtschafts-)Englisch mit dem Schwerpunkt auf Immobilien wird auch in der Berufsschule unterrichtet.

Ist die Berufsschule der normalen Schule ähnlich oder sogar gleich ?

Sie ist relativ ähnlich. Du hast die Fächer Deutsch, Englisch, Mathe und Politik. Allerdings alle mit dem Blick auf Immobilien.

Dann kommen Fächer wie Wirtschaft und EDV, die es so ja in der Realschule nicht gibt. Da lernt man dann wie man mit Excel und Co. auf dem PC (EDV) umgeht oder welche Arten von Verträgen, Vertragsverstößen, Konjunkturphasen und Mahnverfahren es gibt (Wirtschaft).

Und zum Schluss gibt es die berufsspezifischen Fächer, wie Makler, WEG-Verwaltung, Finanzierung, Bauprojektmanagement oder Wohnungsverwaltung, in denen du alles rund um die Immobilie lernst. Die kommen aber nicht alle in jedem Jahr dran, sondern werden über die 3 Ausbildungsjahre gestreut.

Auch die Schulmodelle varriieren. So gibt es z. B. eine Schule in Bochum, in die man einmal im Monat eine Woche lang geht, eine andere Schule in der Nähe von Hannover, in die man alle paar Monate für 2 bis 4 Wochen geht, und wieder ein anderes Modell, bei dem man (wie bei den meisten Ausbildungsberufen) 2 Tage in der Schule und 3 Tage im Unternehmen ist.

Wenn dir sonst noch Fragen einfallen, lass mir einen Kommentar da und ich werde versuchen, dir nach bestem Wissen und Gewissen zu antworten.

iNox22 
Fragesteller
 01.02.2015, 18:46

Vielen Dank für diese ausführliche Antwort. :)) Eine Frage hätte ich aber noch. Und zwar wie sieht es mit dem Fach Englisch in der Berufsschule aus? Ist es sehr schwer und schafft man das mit einer 3 (3,5 also fast eine 4) und das bei der mittleren Reife? Englisch ist zudem auch eines der Fächer die mir ziemlich schwer fallen und das bei der Realschule. Ich kann mir da gut vorstellen, das da Leute mit eine 1a Englisch sitzen und zudem auch schon ein Jahr Schüleraustausch hatten oder so und mich da sonst wie angucken. Deutsch und Mathe sind aber eine 2.

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Sheireen1990  04.02.2015, 20:24
@iNox22

Englisch ist nicht prüfungsrelevant. Das solltest du nicht vergessen. Also selbst wenn du auf dem Berufsschulzeugnis nur eine 4 oder schlechter haben solltest, ist das nicht allzu tragisch, da man sich später ja mit der Prüfungszeugnis der IHK bewirbt und dort Englisch gar nicht auftaucht bzw. in der Abschlussprüfung nicht abgefragt wird.

Es gibt schon den ein oder anderen, der ein Auslandsjahr gemacht hat, aber das sind nicht besonders viele. Und du glaubst gar nicht wie viele Abiturienten und Fachabiturienten sich mit Englisch schwer tun. (Man könnte fast meinen die hätten nie Englisch gehabt.)

Sicherlich, es gibt schon welche die echt gut sind, aber die Lehrer an den Berufsschulen wissen normalerweise, dass Englisch kein Prüfungsfach ist und benoten daher auch ganz anders als die Lehrer an "normalen" Schulen. Wenn sie merken, dass sich jemand Mühe gibt, dann ist es meist gar nicht so wichtig, was dabei raus kommt. Wichtig ist der Versuch.

Ums also ganz klar zu sagen: Du wirst vielleicht keine 1 auf dem Zeugnis schaffen, aber die Ausbildung würdest du, wenn du dir Mühe gibst, auf jeden Fall bestehen.

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Wenn Du auf die Seite der IHK24 gehst und unter Berufsausbildung Douwnloads gehst, findest Du den Ausbildungsrahmenplan und den Rahmenlerplan des Berufes.