Aristoteles „Tugend“?

Habe sie zum Teil verstanden aber noch nicht soo ganz  - (Schule, Philosophie und Gesellschaft, Philosophie)

2 Antworten

Die Abbildung ist eine sehr knappe Darstellung zu drei Gesichtspunkten (Lebensweisen; Seele; Tugenden).

Zu beachten ist: Die Seelenteile hat jeder Mensch bei jeder Lebensweise. Eine Annahme, bei einer der genannten Lebensweise hätte ein Mensch ausschließlich einen der Seelenteile, wäre eine Fehldeutung. Ein Mensch wäre so nicht lebensfähig bzw. könnte kein echtes menschliches Leben führen. Ein Unterschied kann nur darin bestehen, welche Bedeutung und Rolle ein Seelenteil in einer Lebensweise hat.

Zu schematisch ist in der Abbildung, nur vom sinnlich begehrenden/strebenden Vermögen einen Pfeil zu den ethischen/sittlichen Tugenden zu ziehen. Denn an den ethischen/sittlichen Tugenden ist die Vernunft beteiligt.

1) Lebensweisen

Aristoteles unterscheidet drei Lebensweisen/Lebensformen, in denen Glück(seligkeit) (griechisch: εὐδαιμονία [eudaimonia]) gesucht wird:

a) Genussleben: ein Leben der sinnlichen Lust und des Vergnügens (griechisch: βίος ἀπολαυστικός [bios apolaustikos])

b) politisches Leben: ein politisch-praktisches Leben (griechisch: βίος πρακτικός [bios praktikos]); es geht vor allem um Handlungen in einer Gemeinschaft

c) Leben der philosophischen Betrachtung: ein Leben der theoretischen Betrachtung (griechisch: βίος θεωρητικός [bios theoretikos]); das Leben ist auf Forschung und Denken ausgerichtet. Das griechische Verb θεωρεῖν bedeutet: beobachten, betrachten, (an)schauen. überlegen, untersuchen, einsehen. Das dazugehörige Substantiv ist θεωρία (theoria) und bedeutet: Beobachtung/Betrachtung/Schau(en), Untersuchung, wissenschaftliche Erkenntnis, Theorie.

Aristoteles nimmt in der Beurteilung eine Abstufung der einzelnen Lebensweisen nach ihrem Wert/ihrer Vorzüglichkeit vor. Die theoretische Lebensweise steht dabei am höchsten. Die praktische Lebensweise wird auch gut beurteilt und steht auf dem zweiten Rang. Ein bloß auf sinnliche Lust beschränktes Leben setzt Aristoteles auf den niedrigsten Rang, weil kein Streben nach Vollkommenheit aufritt und Menschen sich knechtisch und ohne Einsicht und Besonnenheit verhalten. Aristoteles hält allerdings die Lust für einen Glücksbestandteil und etwas, was um seiner selbst willen liebenswert ist. Die Lust ist nach Auffassung des Aristoteles nicht das höchste Gut. Nicht jede Form der Lust ist an sich wählenswert. Nicht jede Lust gilt Aristoteles als ein Gut Das Lustvolle ist ein anscheinendes Gut, das ein wirkliches Gut oder nur ein täuschendes scheinbares Gut sein kann.

Es ist nicht ausgeschlossen, die verschiedenen Lebensformen miteinander zu verbinden.

2) Seele

Aristoteles unterscheidet (Nikomachische Ethik 1, 13, 1102 a – 1103 a) grob zwischen einem Teil der Seele, der Vernunft hat (das Vernunft/Logos habende; griechisch: τὸ λόγον ἔχον), und einem, der nicht Vernunft hat (das ohne Logos/das Vernunftlose; griechisch: τὸ ἄλογον).

Bei dem, was nicht Vernunft hat (unvernünftiger Teil) gibt es noch eine Unterteilung in zwei Seelenkräfte/Seelenvermögen. Der vegetative Teil hat keinen Anteil an der Vernunft. Der wahrnehmend-empfindende Teil (sinnlich begehrendes/strebendes Vermögen) ist etwas, das auf die Vernunft hören kann und ihrer Leitung folgen kann.

So ergibt sich eine Aufteilung in drei Teile.

Aristoteles nimmt eine Stufung von Seelenkräften/Seelenvermögen an:

a) nährende/nährfähige (vegetative) Seele (griechisch: θρεπτικὴ ψυχή), zuständig für Ernährung/Stoffwechsel, Wachstum, Fortpflanzung (sie haben alle Lebewesen, einschließlich der Pflanzen)

b) wahrnehmende (sensorische/sensitive) Seele (griechisch: αἰσθητικὴ ψυχή), zuständig für Sinneswahrnehmung, verbunden mit Empfinden (sie haben Tiere)

c) denkende (rationale) Seele (griechisch: νοητικὴ ψυχή), zuständig für das Denken (sie haben Menschen)

3) Tugenden

Das griechische Wort, das mit „Tugend“ übersetzt wird, heißt ἀρετή (arete). Wörtlich genommen ist dies „Bestheit“ (das Beste als eine Steigerung von „gut“). Andere Wiedergabemöglichkeiten sind „Vortrefflichkeit“ und „Tüchtigkeit“.

Vortrefflichkeiten/Tugenden des Verstandes (griechisch: ἀϱεταὶ διανοηϑικαί [aretai dianoetikai]; daher die Wiedergabe „dianoetische Tugenden) sind: Kunstfertigkeit, Klugheit, Wissenschaft und Weisheit (genauer und vollständiger: Aristoteles, Nikomachische Ethik 6, 1 – 13). Von ihnen kann ein Mensch nicht zuviel haben.

Vortrefflichkeiten/Tugenden des Charakters (griechisch: ἀϱεταὶ ἠθικαί [aretai ethikai]; daher die Wiedergabe „ethische Tugenden) versteht Aristoteles als (richtige) Mitte (griechisch: μεσότης [mesotes]), die zwischen einem Zuviel (Übertreibung/Übermaß)und einem Zuwenig (Zurückbleiben/Mangel) liegt. Sie sind feste innere Haltungen/Einstellungen, aus denen heraus Menschen gut handeln. Die Vortrefflichkeiten/Tugenden des Charakters sind also gute Eigenschaften.

Die Vortrefflichkeiten/Tugenden des Charakters haben einen Bezug zu Leidenschaften, die mit Lust und Schmerz verbunden sind. Es gibt also eine Verbindung zu sinnlichem Begehren und Streben.

Die (richtige) Mitte bei den Vortrefflichkeiten/Tugenden des Charakters ist ein in einer Situation angemessenes Verhalten. Sie ist durch Klugheit/praktische Vernunft (griechisch: φρόνησις [phronesis]; verbindet ein Wissen über allgemeine Prinzipien mit umsichtiger und geschickter Anwendung im Einzelfall) bestimmt.

Aristoteles behandelt weit mehr ethische Tugenden als in der Abbildung angegeben (dort fehlt bespielweise die im politischen Lebens sehr wichtige Gerechtigkeit). Statt „Mut“ ist die Bezeichnung „Tapferkeit“ richtiger. Mit „Mäßigkeit“ ist Maßhalten/Besonnenheit gemeint.

Wie lautet deine Frage?

Da ist nicht viel zu verstehen: Er unterteilt das menschliche Leben in drei Teile, die Vernunft, das Streben und das vegetative (Unbewusste und nicht steuerbare).

Mit Lebensweisen hat das nicht zu tun, weil man alles davon immer tut und nicht das eine oder andere ausschalten kann.

Naja, wenn man die beiden oberen Teile ausschaltet, hat man einen Menschen im Koma.

Schaltet man das Untere aus, hat man einen toten, verhungerten Denker.

Der Begriff Lebensweisen ist einfach Schwachsinn und falsch gewählt.