Angenommen, das erste Kind einer Rhesus-negativen Frau ist auch Rhesus negativ. was bedeutet das für die zweite Schwangerschaft?

2 Antworten

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Der Rhesusfaktor Rh D ist ein Blutgruppenmerkmal, er wird auch Antigen D genannt. Menschen mit diesem Merkmal sind „rhesus-positiv“. Fehlt das Merkmal, sind sie „rhesus-negativ“.

Erwartet eine rhesus-negative Frau ein rhesus-positives Kind, kann das mütterliche Blut Abwehrstoffe (Anti-D-Antikörper) bilden. In den meisten Fällen kommt es erst während der Geburt zur Übertragung von kindlichem Blut in den Blutkreislauf der Mutter, so dass für das erste Kind häufig keine Gefahr besteht.

Wird die Mutter jedoch erneut mit einem rhesus-positiven Kind schwanger, können ihre Antikörper in den Blutkreislauf des Ungeborenen gelangen, seine Entwicklung schwer beeinträchtigen und sogar lebensbedrohlich für das Kind sein.

Hat eine rhesus-negative Frau jedoch ein rhesus-negatives Kind geboren, gibt es nichts, wogegen Antikörper gebildet wurden.

Bislang wird allen rhesus-negativen Frauen während der Schwangerschaft zu einer generellen Gabe von speziellen Anti-D-Immunglobulinen geraten, die aus menschlichem Spenderblut hergestellt werden.

Zusätzlich wird bei jeder rhesus-negativ-Mutter direkt nach der Geburt aus dem Nabelschnurblut die Blutgruppe des Kindes bestimmt. Wenn das Neugeborene rhesus-positiv ist, bekommt die Mutter eine weitere Dosis Anti-D-Immunglobuline zur Verhinderung eines Morbus haemolyticus neonatorum im Rahmen einer Folgeschwangerschaft.

Diese generelle Gabe war bisher angezeigt, da der Rhesusfaktor des Kindes während der Schwangerschaft nicht ohne weiteres bestimmt werden konnte und eben erst nach der Geburt festgestellt wurde, ob das Kind rhesus-positiv ist.

In Zukunft wird Schwangeren mit rhesus-negativem Blutgruppenmerkmal ein sicheres Verfahren zur Bestimmung des fetalen Rhesusfaktors aus mütterlichem Blut zulasten der gesetzlichen Krankenversicherung angeboten, um eine unnötige Anti-D-Prophylaxe zu vermeiden.

Denn mit der Gabe verbunden sind sehr geringe Risiken für allergische Reaktionen und die Übertragung von Infektionen.

Dies ist meines Wissens aber immer noch nicht in die Praxis umgesetzt worden, da die Vergütung noch nicht festgelegt wurde.

Alles Gute für dich!

Woher ich das weiß:Berufserfahrung – Ich bin seit fast 40 Jahren Hebamme
isebise50  23.03.2021, 21:08

Vielen Dank für deinen Stern!

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Genau das gleiche wie für die erste Schwangerschaft.

Wenn eine rhesus-negative Frau mit einem rhesus-positiven Partner zusammen ist, kann es passieren, dass das Kind rhesus-positiv ist. Wenn das Blut der Mutter mit dem Blut des Kindes in Kontakt kommt (zB. bei der Geburt), bilden sich im Blut der Mutter Antikörper. Diese Antikörper wandern durch die Plazenta zum Kind. Als Folge kann es zum Abbau roter Rhesus-positiver Blutkörperchen beim Kind und damit zu einer Blutarmut und einer schweren Neugeborenengelbsucht kommen.

Ein großes Problem wird das aber erst beim zweiten Kind.

Wenn das erste Kind rhesus-negativ war, gibt es im Blut der Mutter auch keine Antikörper und somit kein Problem.

Da der Rhesusfaktor während der Schwangerschaft nicht bestimmt werden kann, wird bei jedem Kind davon ausgegangen, dass der Rhesusfaktor positiv ist (was auch viel wahrscheinlicher ist).

Deshalb bekommt die Schwangere eine sogenannte Rhesusprophylaxe (Anti-D-Globulin) gespritzt, die dafür sorgt, dass eventuell im mütterlichen Blut befindliche kindliche Rhesus-positive rote Blutkörperchen vernichtet werden, bevor das Immunsystem der Mutter sie wahrnimmt.

isebise50  18.03.2021, 14:25
Da der Rhesusfaktor während der Schwangerschaft nicht bestimmt werden kann,

Schau mal hier, finde ich total spannend:

https://www.kbv.de/html/1150_47650.php

Ist meines Wissens aber immer noch nicht in die Praxis umgesetzt worden, da die Vergütung noch nicht festgelegt wurde.

Weißt du, wie Rhesogam hergestellt wird?

https://www.welt.de/gesundheit/article142982711/Warum-wir-Blutplasma-aus-den-USA-importieren-muessen.html

Hier heißt es so schön "wir importieren Blutplasma aus den USA" - oder stammt es ursprünglich doch aus Drittweltländern, wo es unter fragwürdigen Bedinnungen "gewonnen" wird?

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Elli113  19.03.2021, 08:45
@isebise50
Ist meines Wissens aber immer noch nicht in die Praxis umgesetzt worden, da die Vergütung noch nicht festgelegt wurde.

Das ist wirklich schade.. Obwohl es in meinem Fall zB nichts gebracht hätte, da mein Sohn tatsächlich Rhesus-positiv ist. Aber anderen Frauen könnte man damit immerhin ein bisschen Piekserei ersparen. Und wertvolles Anti-D sparen, das ja anscheinend eher Mangelware zu sein scheint.

Weißt du, wie Rhesogam hergestellt wird?

Nein, das wusste ich nicht, danke für den Artikel! Ich habe ehrlich gesagt auch nie danach gefragt.

Ich wusste schon vor meiner Schwangerschaft, dass mein Mann Rhesus-negativ ist und ich positiv und ich deshalb die Prophylaxe brauchen würde. Deshalb habe ich mich selbst schon informiert gehabt und nicht genauer nachgefragt. Allerdings war die Aufklärung von ärztlicher Seite auch eher mangelhaft: "wir müssen das jetzt spritzen wegen dem Rhesusfaktor, weil ist halt so"

oder stammt es ursprünglich doch aus Drittweltländern, wo es unter fragwürdigen Bedinnungen "gewonnen" wird?

Das würde ich keinesfalls ausschließen.

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isebise50  19.03.2021, 17:51
@Elli113
Ich wusste schon vor meiner Schwangerschaft, dass mein Mann Rhesus-negativ ist und ich positiv und ich deshalb die Prophylaxe brauchen würde.

War es noch früh am Morgen, als du das geschrieben hast? ;)

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Elli113  19.03.2021, 20:58
@isebise50

Äh.. ja. Und die Nacht war dank zahnendem Säugling etwas kürzer.

Natürlich ist es genau umgekehrt ;-)

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