Adoptivkind trägt Kleidung sehr eng, was tun?
Hallo, ich habe meinen Sohn vor gut 10 Jahren angenommen, er hat meiner Meinung nach ein Trauma durch die Umstände: anonyme Geburt, 2 Monate in einer Kurzzeitpflegefamilie und dann bei mir. Er hat Verlassensängste und ist oft innerlich unsicher, weint schnell. Inzwischen ist er fast 11.
Soweit die Vorgeschicht. Nun zu meiner Frage:
Seit Jahren trägt er nur Kleidung, die ihm eigentlich ein bisschen zu klein ist und eng anliegt. Z.B. enge Leggins. Die Klettverschlüsse an seinen Schuhen reißen regelmäßig nach kurzer Tragezeit ab, weil er sie so fest zieht. Er braucht 3 bis 5 Paar Socken, um sich wohl zu fühlen. Was mir am meisten Sorgen macht ist allerdings die Enge seiner Hosen am Bund. Er stellt den Gummi so eng wie es geht oder schnürt einen Gürtel fest um seinen Bauch.
Ich rede wie ein Buch ... er schreit und weint, wenn ich es ihm erkläre oder verbiete. Dann trägt er die Sachen nicht mehr. Ich weiß nicht weiter und mache mir große Sorgen. Was kann ich tun?
Ich denke, es könnte psychisch sein... dass er sich spüren muss oder seine Grenzen (auch körperlich) spüren muss.
Wohin kann ich mich wenden? Kinderarzt? Psychologe?
Danke für eure Antworten und eure Hilfe.
P.S. Ich bitte darum, mich nicht zu verurteilen.
5 Antworten
Liebe Franziska,
ich bin selbst Adoptivvater und kenne diese Ängste der Adoptivkinder. Es ist ja wirklich schlimm und zugleich ein Trauma, von der eigenen Mutter weggegeben zu werden.
Ich bzw. wir haben unser Kind erst 10 Tage nach der Geburt übernehmen dürfen, weil erst der Nabel abgheilt sein sollte. Diese 10 Tage ohne wirkliche Bezugsperson sind schon schlimm...
Dein Sohn hat im Alter von etwa 2 1/2 Monaten einen Schock erlitten, der heute noch einige seiner nervlichen und Psychischen Funktionen beeinträchtigt oder schwächt.
Was ich zur Auflösung des Schocks tun kann habe ich getan. Du wirst es am Verhalten deines Sohnes merken.
Bei deinem Sohn gab es zwar eine provisorische Pflegefamilie, aber was in der Zeit passiert ist, bevor er zu dir/euch kam, lässt sich kaum rekonstruieren.
Meine Partnerin arbeitet mit solchen Kindern, wie deinem Sohn, an deren nachträglicher Förderung. Da geht es oft um das Ausreifen einiger Basisreflexe, von denen einige nur unter dem Druck des Ungeborenen in der Gebärmutter ausreifen. Diesen Druck scheint dein Sohn zu suchen. Die Technik, mit der man solche Reflexe erfasst, nennt sich Rota-Therapie.
https://www.rotatherapie.com/was-ist-rota-therapie/
Vielleicht interessiert dich auch ein Buch über frühkindliche Reflexe:
Alles Gute für dich und deinen Sohn...
Vielen lieben Dank. Das hilft mir sehr. Ich werde mir das anschauen. Danke!
Ich denke du hast recht. Er sucht Geborgenheit durch diese Enge, denke ich.
Aber könnte man nicht ihm drunter ganz enge Sachen tragen lassen, also quasi die Unterwäsche und drüber weite Sachen, damit er nicht dadurch noch stigmatisiert wird?
Bei den Füßen mach ich mir ja etwas Sorgen... zumindest die Zehen sollten in der Länge noch Raum und Platz haben!
Ja, Psychologe wäre gut. Es gibt lange Wartezeiten.
Es gibt übrigens extra schwere Bettdecken, die beruhigne sollen. Vielleicht wäre das was für ihn, dass er in der Nacht gut entspannt und tagsüber vielleicht etwas lockerer lassen kann...
Viel Kraft wünsch ich dir.
Vielen Dank, ja, über diese Gewichtsdecken habe ich auch schon nachgedacht.
Es kann sein dass es davon kommt, dass er Druck/Enge spüren will, dass beruhigt oft. Versuche ihm eine Decke mit gewichten zu holen, und vielleicht Kompressionsstrümpfe. Wende dich aber trotzdem lieber and einen Psychologen.
LG
Ja, was würde ich machen. Therapie anmelden und ansonsten lieb zu ihm sein, ihn viel in den Arm nehmen, ihn nicht unbedingt zu etwas zwingen
Ja, so mache ich das auch. Nur so geht es. Dankeschön!
Ich würde mal mit dem Kinderarzt sprechen und darum bitten eine Empfehlung für einen Kinderpsychotherapeuten zu bekommen. Wird aber vermutlich nicht mal eben so schnell klappen. Aber umso früher man sich drum kümmert, desto besser ist es für euch beide.
Manchmal kennen die Ärzte sich untereinander, dann können sie sozusagen für euch ein gutes Wort einlegen. Vielleicht kann ja der Kinderarzt mal persönlich irgendwo nachhorchen…
Ok. Danke. Ja, die Wartezeiten sind mir leider bestens bekannt.