Sozialleben
Hi,
kurz zu meiner Person. Ich habe aus einer relativ von Mobbing durchzogenen Kindheit und einem, naja sagen wir einem diskutablen Elternhaus ein wahnsinniges Problem entwickelt, Freundschaften zu schließen, aufrecht zu erhalten und meinen Freunden zu vertrauen.
Mit 16 hat das Mobbing aufgehört, habe Abitur auf wunsch meiner Eltern gemacht und tatsächlich Freunde gefunden. Die drei Jahre Abitur waren sehr erholsam für mich. Geile Freunde, neue Hobbies gefunden, so ne Art erste Freundin gehabt. Ich hab dann zu studieren abgefangen und zeitgleich ist meine Family über mich hergefallen, wegen vermeintlichen Pflichten gegenüber dem Betrieb, etc. pp.. Schlichtweg habe ich mich dannn sehr von meiner Family entfernt, aber der Psychoterror von zuhause blieb einfach nicht aus. Ich hatte es dann irgendwann geschaft wegzukommen. Kontaktabbruch und mir ging es gut. Wirklich gut. Stabiler Freundeskreis, Studentenleben in vollen Zügen und gute Noten.
Es kam dann nach ungefähr anderthalb Jahren der Anruf von meiner Mum "Der Dad liegt im Krankenhaus, du musst wieder heimkommen."
Prompt als meine Eltern wieder in mein Leben getreten sind haben sich die alten Probleme wieder geregt. Mein Freundeskreis begann wieder zu bröckeln, ich gab meine Hobbies auf und mein Selbstbewusstsein zerbrach. Das war ungefähr 2021/23
Es hat sich dann bis zum Ende meines Bachelors gezogen. Ich hatte zu dem Zeitpunkt nicht wirklich mehr viel Kontakt zu irgendwem. Oder redete es mir wieder ein. Hab dann allen Mut zusammengenommen und gesagt "Schluss! Nach dem Bachelor isses vorbei" und hab mir nen Job zu 10h pro Woche besorgt, der meine Bude locker bezahlen konnte und mir ermöglicht hatte mir mal Freizeit zu nehmen. Geplant war ein Sommersemester und das war der beste Sommer, den ich je hatte. Habe gut 10 neue Leute kennnengelernt. Man hat Sachen unternommen und es hat gepasst. Zum Schluss habe ich zwei Monate aufm Bau gearbeitet und festgestellt, dass mir das wesentlich mehr Spaß macht als im Büro zu sitzen.
Ich habe mich dann unter massiven emotionalen Druck und eben auch wieder Psychoterror meiner Eltern dazu überreden lassen, den Master anzuschließen. Es hat letztes Jahr im Oktober angefangen. Ich habe mir im Juli nen Therapeuten gesucht, der mir seither gut beisteht.
Meine Eltern haben sich nun komplett aus meinem Leben zurückgezogen, nachdem ich ein paar mal, natürlich nur metaphorisch, sehr blutig zugebissen habe. Meine Grenzen werden jetzt akzeptiert. Ich bin entscheidungsfreudiger und tatsächlich auch in der Basis selbs selbsticherer geworden. Das Verhältnis zu meinen Eltern ist natürlich nachhaltig geschädigt, jedoch damit komme ich klar.
Aber meine psychische und physische Gesundheit haben sich teilweise massiv durch das Studieren verschlechtert. Mein Freundeskreis beginnt jetzt wieder zu bröckeln, wenn er nicht schon eh ganz kaputt ist.
Ich habe zur Zeit sehr große Angst wieder und dann endgültig zu vereinsamen. Das nach dem Studieren das Leben vorbei ist und ich meine Chancen auf einen soliden Freundeskreis jetzt mit dem Beginnen des Masters komplett ruiniert habe.
Und für alle, die bis hierher gekommen sind. Respekt fürs Durchhaltevermögen.
2 Antworten
Dein Leben ist nach dem Studieren nicht vorbei. Ganz im Gegenteil. Im Berufsleben lernst du Menschen kennen, die ebenso viel durchgemacht haben, nur anders. Und sie sehen deine Probleme aus einem anderen Blickwinkel als Studenten. Viele Leute kennenzulernen ist schön, aber erst im Berufsleben bekommt das Leben Tiefe. Such dir einen guten Job mit deinem Master und sei offen
Das klingt wirklich sehr bewegt und scheinbar ist es für dich mit deinen Eltern wirklich nicht so leicht.
Wenn ich das so lese, dann ist dir vor allem wichtig, dass sie deine Grenzen achten, dein "Nein" respektieren und du deine eigenen Entscheidungen triffst, ohne dich dafür vor ihnen rechtfertigen zu müssen. Das Abi, was dir deine Eltern angeraten haben, hat dir laut deiner eigenen Einschätzung , tatsächlich ganz gut getan. So mit Freunden und social life.
Der Bachelor war auch noch ok. Aber den Master hast du für sie und gegen deine Überzeugung gemacht und das obwohl du eigentlich den Wunsch verspürtest, auf dem Bau tätig sein zu wollen (für den du jetzt, mit Abschluss des Masters überqualifiziert bist?)
Beziehungen zu engen Familienmitgliedern können extrem schwierig sein. Offenbar tun dir deine Eltern momentan noch nicht so richtig gut.
Vielleicht kannst du mit deinem Therapeuten mal herausfinden, was es im einzelnen genau ist, das dich immer so krank an ihrer Seite werden lässt.
Für mich liest sich das so, als wäre nun der Zeitpunkt gekommen, eine (innere) Haltung deinen Eltern gegenüber und ein weiteres Heranreifen deiner selbst, ein Erwachsenwerden zu zulassen.
Der Therapeut, dem du dich gerne anvertraust, ist im richtigen Moment zu dir gekommen. Ich bin froh zu lesen, dass du so jemanden an deiner Seite hast.
Für diese neue Reife benötigst du nicht die Zustimmung deiner Eltern! Das ist nur etwas in dir. Wenn du es weißt, dann wissen sie es auch.
Hast du mal daran gedacht, deinen Eltern einen Brief zu schreiben?
Diesen Brief sendest du nicht ab. Du schreibst dort alles rein, was dir auf dem Herzen liegt, du dich aber nicht zu sagen traust. So klärst du zumindest die Gefühle zu ihnen in die selbst. Und das ist das wichtigste! Du musst es wissen, dann wissen sie es auch. Sie spüren es.
Wie ich hörte, ist es durchaus auch legitim, den Kontakt gänzlich und für immer abzubrechen.
Für diese Entscheidung solltest du dir aber absolut sicher sein und dir vielleicht auch etwas Zeit einräumen.
Ich wünsche dir ein schmerzarmes Wachsen und alles Gute 🌳