Sollte man Gehälter öffentlich machen dürfen?

3 Antworten

In Norwegen (und Schweden) ist etwas Realität, das in vielen anderen Ländern für Empörung sorgen würde: Jeder kann nachsehen, was andere Menschen verdienen, welches Vermögen sie besitzen und wie viel Steuern sie zahlen. Die norwegische Steuerbehörde veröffentlicht diese Informationen jedes Jahr öffentlich zugänglich im Internet. Es geht dabei nicht nur um Politiker, Prominente oder Unternehmenschefs. Es betrifft alle. Jeder Bürger, jede Bürgerin. Das System basiert auf einem tief verankerten gesellschaftlichen Ideal: Transparenz schafft Vertrauen. Wer viel verdient, soll auch sichtbar mehr beitragen. Wer wenig verdient, soll sehen dürfen, dass das System gerecht ist. So zumindest die Idee.

Gleichzeitig wird aufgezeichnet, wer sich wessen Daten ansieht. Wer also nach der Steuererklärung seiner Kollegin sucht, muss damit rechnen, dass sie davon erfährt. Diese Maßnahme sollte die reine Neugier eindämmen und das Ganze in eine ernstere Richtung lenken. Die Daten sind einsehbar, aber es hat seinen Preis. Wer wissen will, was andere verdienen, muss dafür mit seiner eigenen Offenlegung bezahlen. Viele halten das System für übergriffig. Sie sehen darin einen Eingriff in die Privatsphäre, eine Einladung zu Neid, Misstrauen und sozialem Druck. Was bringt es einem Schüler, zu wissen, dass sein Lehrer 54.000 Euro im Jahr verdient? Was ändert es an der Nachbarschaft, wenn klar wird, wer zwei Häuser besitzt und wer nicht? Gegner argumentieren, dass solche Informationen in die Intimsphäre eines Menschen gehören und nicht zur allgemeinen Schau gestellt werden sollten. Befürworter hingegen betonen die Vorbildfunktion. Wenn Steuerdaten öffentlich sind, wird Steuerbetrug schwieriger. Wenn alle sehen, wer viel verdient, ist der öffentliche Druck höher, auch fair zu zahlen. Das stärkt die Gemeinschaft, sagen sie. Es verhindert, dass sich Eliten in Schatten zurückziehen. Es schafft ein Gefühl von Gleichheit, das über Worte hinausgeht. Norwegen gehört zu den Ländern mit der höchsten Steuermoral weltweit. Das Vertrauen in den Staat ist hoch, ebenso wie die Bereitschaft, zum Gemeinwohl beizutragen. Ob das an der Transparenz liegt oder an einem tiefer liegenden kulturellen Wert, ist schwer zu sagen. Klar ist nur: Die Offenlegung der Steuerdaten ist ein Experiment mit enormer Wirkung. Sie verändert, wie Menschen über Geld denken. Sie macht sichtbar, was sonst verborgen bleibt. Und sie zwingt jeden dazu, sich selbst zu fragen, wie viel Transparenz man wirklich aushalten will. In Norwegen (und Schweden) ist das längst keine theoretische Frage mehr. Dort ist sie Alltag.


XXsadXX  02.07.2025, 19:00

Wie geht das den, dass andere dad Vermögen von jemanden sehen können? Wird da der Kontostand veröffentlicht oder was?

nicht generell, ich finde es einen zu starken Eingriff in die Privatsphäre. Und auch in die Unternehmerische Freiheit, einen Top Spezialisten (Generischen Maskulinum), abzuwerben ohne dass die Kollegen neidisch werden.

Ausnahme: wenn der Steuerzahler das Gehalt zahl. Die Gehälter von Beamten und Politikern sind transparent offengelegt. Ebenso die von Vorständen der Aktiengesellschaft, das darf ich als Aktionär wissen, was meine obersten Angestellten verdienen. Und auch da wo es Tarifverträge gibt, sind die Tarif offen einsehbar, sinnvoll wenn es viele und wirklich vergleichbare Jobs mit gleichen Anforderungen gibt.


horribiledictu  02.07.2025, 11:36
einen Top Spezialisten (Generischen Maskulinum), abzuwerben ohne dass die Kollegen neidisch werden.

er kann ihm eh mehr zahlen als den andren - nur muss ers halt argumentieren (können)...

und nur Trifverträge einsehbar zu machen ist sinnlos: es geht um das, was tatsächlich gezahlt wird, nicht um Mindestbeträge.

Die Gehaltsstufen in vielen Branchen sind bekannt. In Privatunternehmen sind die Gehälter nicht so klar definiert.