Haare abschneiden als Strafmaßnahme
Vor 50 Jahren wurde ich ungewollt (damals 12 jähriger) Zeuge einer sogenannten Strafmaßnahmendurchführung, wobei ich glaube, daß dies der Vorwand für etwas anderes war. Um meinen Zweifel vielleicht zu verstehen, möchte ich euch die ganze Geschichte erzählen.
Im Sommer 1975 saß ich auf unserer Terrasse und spielte mit meinen Legobausteinen. Unsere Nachbarin saß mit einer Bekannten (Frisöse) keine 3 Meter weg von mir auf der Nachbarterrasse. Sie unterhielten sich über passende Haarschnitte und eventuelle andere Haarfarben. Dann sagte unsere Nachbarin wie es um Steffis ( der Name ihrer Tochter ) Haare bestellt sei, die ollen ZOTTELN nerven nur noch, schulterlang ist das längste was ihr vorschwebt und es käme drauf an wieviel Zicken das ungehörige Gör macht.
Die Bekannte sagte dann, dass sie 20 Zentimeter für angemessen halten würde und nicht bereit wäre mehr abzuschneiden. Das gefiel unserer Nachbarin ihrer Reaktion nach zu urteilen nicht wirklich, erwiderte dann aber, daß sie dann halt den Anfang machen sollte und das Finish dann ihre Aufgabe sei. Sie sollte Steffi lediglich erklären, dass ihre Haare kaputt sind und um es gesund zu erhalten, müsse sie jetzt etwas mehr abschneiden lassen damit es beim nächsten Mal nicht noch kürzer wird.
Während dieser Zeit schnitt die Frisösin unserer Nachbarin die Haare wieder nach, 3 cm auf Kinnlänge, so wie sie es immer trug . Dann kam Steffi und die Tochter der Frisösin vom Klubhaus zurück. Steffi stand in der Terrassentür und ihr dunkelbraunes fast classic langes Haar trug sie offen. Es war eine Augenweide, da sie es sonst immer in 1 oder 2 geflochtenen Zöpfen trug oder in einem französischen Zopf trug . Eigentlich trug sie ihr Haar nur zu Hause offen.
Mit einem bösen Blick musterte ihre Mutter erst Steffi und dann mit einem Lächeln die Tochter der Frisösin mit ihrem Kurzhaarschnitt der gerade noch die Ohrläppchen bedeckte und bot dann beiden Kindern an sich noch etwas zu trinken zu holen und dann auf die Terrasse zurückzukommen. Es war an der Zeit, dass sich Steffi wie vorher wohl abgesprochen sich in den Stuhl setzte, der zum Haare schneiden gedacht war.
Steffis Mutter verschwand kurzzeitig im Haus und die Frisösin bereitete Steffi vor. Sie kämmte ihr das Haar und machte Ihr im Nacken einen Zopf. Danach ein weiteres Gummi in Schulterblatthöhe, das nächste in BH-Verschluss-Höhe, das vierte Gummi war in etwa Bauchnabelhöhe dann noch eins am Steißbein und das letzte etwa 15 Zentimeter oberhalb ihrer Haarspitzen.
Steffi war damals 13 Jahre alt und die Frisösin fragte, was Steffi für einen Haarschnitt haben wolle. Nur Spitzen schneiden maximal 5 Zentimeter. Kaum ausgesprochen fing die Frisösin an ihr zu erklären wie kaputt die Haare seien und und und, bis sie den Zopf nahm und Steffi zeigte, dass bis zu dem untersten Gummi die einzig richtige Entscheidung wäre das Haar zu schneiden.
Steffis Augen weiteten sich und sie sagte, die Hälfte davon ja, oder es wird gar nichts geschnitten. Pünktlich trat Steffis Mutter wieder in Erscheinung und fragte was los sei . Kurze Erklärung der Frisösin und dann nahm die Hinrichtung (einen anderen Begriff finde ich dafür nicht ) von Steffis wundervollen Haar ihren Lauf. Die Mutter packte den Zopf mit beiden Händen und zog ihren Kopf nach hinten.
Diesen Wortwechsel, der dann entstand hab ich bis heute nicht vergessen. Ich kürze hier die Namen ab: F=Frisösin, M = Mutter von Steffi , S=Steffi und X = Tochter der Frisösin.
M respektlos, widerspricht man einer Frau vom Fach nicht, die weiß was das beste ist . Die langen Zotteln kommen erst mal bis über den Hintern ab. S das dürft ihr nicht machen, es sind meine Haare, hört auf damit, ihr tut mir weh, mein Nacken schmerzt, lasst endlich los.
F schneidet oberhalb des vorletzten Gummis den Zopf ab. Dazwischen immer kreischend S Hilfe, nein hört auf, ich hab doch nichts getan. F legt die Schere an die Seite und sagt, mehr werde ich nicht schneiden. M wir haben noch ein paar Gummis abzuarbeiten, mit offenen Haaren draußen rumgelaufen trotz Verbot, Zimmer nicht aufgeräumt, Hausarbeit nicht erledigt.
S ich hasse dich und unter Tränen und einem herzzerreißendem Weinen du Hexe . M zwingt S zu Boden greift die Schere und schneidet im Nacken den Zopf ab mit folgendem Endsatz M F macht aus dem, was übrig ist, eine vernünftige Frisur nach deinen Wünschen und ich will dich heute nicht mehr sehen.
Mir laufen heute noch kalte Schauer über den Rücken, als ich schluchzend und weinend mit den beiden Zöpfen im Scoß liegend zusah, wie F dann noch rettete was ging. M schaute mit einem breiten Grinsen und zustimmendem Nicken zu . Bis spät in der Nacht hörte ich Steffi weinen und schluchzen gehört , da unsere Kinderzimmer genau neben einander in dem Doppelhaus lagen und wir beide mit offenen Fenstern schliefen.
Was geht in solchen Menschen vor, die Ihrem Kind so etwas antun? Ich durfte ab dem 7. Lebensjahr selbst über meine Haare bestimmen. Wie war es bei euch ( m/w/d)?
Wie war denn die Finale Frisur?
Ein kinnlanger Bob der hinten am Haaransatz endete , also hinten viel kürzer als vorne