Fühlen wir uns heute noch wirklich gehört – oder ist Aufmerksamkeit längst zur Handelsware geworden?
In einer Welt voller Reize, Algorithmen und endloser Online-Kommunikation stellt sich die Frage: Wer hört uns eigentlich wirklich zu?
Ob im echten Leben oder im digitalen Raum – Gespräche scheinen oft oberflächlich zu bleiben. Viele posten, teilen, antworten, aber echtes Zuhören ist selten geworden. Gleichzeitig wird Aufmerksamkeit zunehmend kommerzialisiert: Influencer leben davon, Unternehmen kämpfen darum, und Plattformen messen uns in Klicks.
Auch die Politik ist davon nicht ausgenommen. Die Bundesregierung betont regelmäßig, dass sie „zuhört“ – etwa in Bürgerdialogen oder bei öffentlichen Veranstaltungen. Doch wie ernst ist das gemeint? Medienwissenschaftler Bernhard Pörksen spricht von „Fassaden-Zuhören“ – einer Art inszenierter Anteilnahme, die echtes Verstehen nur vortäuscht. Und selbst im Bundestag wird oft eher getippt als zugehört2.
Mich beschäftigt:
- Wann fühlst du dich wirklich gehört – und wie erkennst du das?
- Ist echte Aufmerksamkeit nur noch im engsten Kreis möglich – Familie, Freunde?
- Hat Social Media die Tiefe unserer Kommunikation verändert – oder nur sichtbar gemacht, wie oberflächlich sie ohnehin war?
- Was bedeutet es für unser Selbstbild, wenn Likes wichtiger werden als echte Reaktionen?
- Und wie steht es um das Zuhören in der Politik – wird unsere Stimme wirklich gehört oder nur verwaltet?
Gerade jüngere Menschen wachsen in einer Welt auf, in der „gesehen werden“ fast gleichbedeutend mit Wertschätzung ist. Aber bleibt das Gefühl der Verbundenheit dabei auf der Strecke?
Ich freue mich auf eure Erfahrungen, Gedanken und Impulse – gerne mit Beispielen, Meinungen oder auch Gegenargumenten. Lasst uns gemeinsam herausfinden, ob Zuhören heute zu einem seltenen Gut geworden ist – oder ob wir es einfach neu definieren müssen.
2 Antworten
Mitgehört und verwaltet
Nein, so extrem würde ich das nicht sehen.
Das Internet bietet noch nach wie vor enorme Möglichkeiten. Es ermöglicht den freien Austausch über unzählige Themen, und viele sogenannte „Influencer“ sind in Wahrheit kreative, tiefgründige Menschen mit einem kritischen Geist nicht bloß Selbstdarsteller. Der Wunsch nach Austausch ist zutiefst menschlich, und genau das macht das Netz (noch) möglich.
Ich persönlich fühle mich durchaus gehört, wenn ich meine Gedanken teile auch zu unbequemen Themen. Natürlich gibt es nicht immer Zustimmung, aber das ist auch nicht der Punkt. Es geht nicht um Likes oder Aufmerksamkeit. Ich teile, weil es mir ein inneres Bedürfnis ist, nicht weil ich etwas zurückverlange. Denn etwas nur des Geldes, Likes, Aufmerksamkeit wegen zu tun, ist mindestens genauso frustrierend. Das macht auf Dauer innerlich kaputt.
Heute zum Beispiel habe ich ehrliche, aufrichtige Reaktionen erhalten kein oberflächliches Konsumverhalten, sondern echtes Interesse. Ich kann also nicht bestätigen, dass im Netz nur Oberflächlichkeit herrscht. Es gibt sie ja, aber eben nicht nur. Mir werden überwiegend Videos mit Tiefe vorgeschlagen, nicht jene, die nur auf Klickzahlen ausgerichtet sind. Ich spüre solche Unterschiede sehr schnell.
Das eigentliche Problem beginnt woanders:Plattformen wie YouTube betreiben zunehmend subtile Zensur besonders gegenüber Inhalten, die unbequem, originell oder wachrüttelnd sind. Wenn dieser Trend anhält, verschwinden die wirklich Kreativen. An ihre Stelle treten seelenlose KI-Videos oder Menschen, die sich der Algorithmus-Logik völlig unterwerfen. Und genau diese Entwicklung zeichnet sich deutlich ab.
Trotzdem gibt es nach wie vor Kanäle mit Herzblut, bei denen nicht die Klicks, sondern das Anliegen im Vordergrund steht. Doch sie werden weniger.
Die Zeit der scheinbaren Sicherheit im Angestelltenleben ist vorbei. Wer seine wahren Talente nicht lebt, wer nicht lernt, echten Wert zu schaffen, wird entweder durch KI ersetzt – oder landet in Abhängigkeiten: durch Scheinselbständigkeit (z. B. Deliveroo, Fiverr), prekäre Jobs oder vom Staat.
Die zunehmende Plattformisierung ist keine neutrale Entwicklung. Man muss lernen, trotz YouTube und Co. eigenständig zu bleiben... Sie zwar dennoch zu nutzen aber richtig.
Bezüglich Politik :
Politik ist nicht, was in den Nachrichten läuft. Politik ist das, was du in deinem Alltag tust. Politisches Handeln beginnt nicht mit einem Wahlzettel, sondern mit dem Mut, das eigene Umfeld zu verändern. Es beginnt dort, wo man aufhört, „brav“ zu sein und die alte Obrigkeitshörigkeit ablegt. Das ist unbequem. Denn viele wollen weiterhin glauben, dass alles noch so funktioniert wie früher. Das ist eine Illusion
Technik hat daran ihren Anteil. Schulen und Universitäten haben längst nicht mehr den Wert, den sie einmal hatten.. zumindest nicht für freie, kreative Geister. Das eigentliche Problem liegt in der mangelnden Eigenverantwortung.
Früher konnte das brave Funktionieren greifen.. Die Menschen waren anders konditioniert. Aber wer behauptet, früher sei alles besser gewesen, verwechselt Konditionierung mit Qualität. Vieles war unflexibel, starr, und definitiv nicht freier. Ich würde nicht tauschen wollen.
Technik, Medien und Plattformen sind Werkzeuge.. noch.
Die Frage ist: Nutzen wir sie bewusst? Oder lassen wir uns von ihnen benutzen?
Und vielleicht wird die einzige bewusste Entscheidung in Zukunft sein, sich langsam aus dem System zurückzuziehen nicht in totaler Ablehnung, sondern indem man nur noch Technologien nutzt, die dem Menschen dienen, nicht solchen, die ihn kontrollieren oder unterwerfen...
Denn eines ist sicher:
Es wird sich eine Spaltung vollziehen.. zwischen jenen, die im „Smart-Gefängnis“ leben, algorithmisch gesteuert, isoliert, verwaltet und jenen, die sich außerhalb dieser Systeme bewegen, in der Natur, in echten Gemeinschaften, mit einer neuen Art von Bildung, die Eigenverantwortung und Menschlichkeit ins Zentrum stellt.
Wir steuern auf eine neue Form von Herrschaft zu: eine Technokratie, durchsetzt von Algorithmen, Konzerninteressen und gelenkten Medien.
Wir befinden uns im Übergang. Und schon bald wird die Menschheit gezwungen sein, eine Entscheidung zu treffen zwischen Kontrolle oder Bewusstheit, Anpassung oder Freiheit.
LG
Sandy