Ehrenamtlich

5 Antworten

A. Was verstehst du unter Ehrenamt?

Ein Ehrenamt bedeutet für mich, dass man sich freiwillig und ohne reguläre Bezahlung für eine Sache engagiert, die einem am Herzen liegt. In meinem Fall bin ich Jugendfußballtrainer. Das heißt: Ich stelle meine Zeit, Energie und Erfahrung zur Verfügung, um Kindern Fußball beizubringen – ohne dafür ein richtiges Entgelt zu bekommen. Es geht dabei nicht um Geld, sondern um Überzeugung und den Wunsch, etwas Positives zur Gesellschaft beizutragen.

B. In welchen Bereichen ist Ehrenamt angebracht?

Ehrenamt ist grundsätzlich in allen Lebensbereichen denkbar und sinnvoll, besonders aber dort, wo wichtige gesellschaftliche Aufgaben übernommen werden, für die es kaum oder keine ausreichende Finanzierung gibt. Klassische Beispiele sind Vereine, Feuerwehr, Pflege, Nachbarschaftshilfe oder der Jugendsport. Ohne ehrenamtliche Jugendtrainer etwa würde der breite Jugendfußball in Deutschland zusammenbrechen – er lebt vom freiwilligen Engagement. Es ist wie eine große, tragende Pyramide, die nur funktioniert, weil viele mithelfen – auch ohne Bezahlung.

C. Ab wann wird Ehrenamt zum Ausnutzen?

Die Grenze zum Ausnutzen ist für mich erreicht, wenn die Verantwortung, der Zeitaufwand oder die Erwartungen in keinem Verhältnis mehr zu dem stehen, was man selbst zurückbekommt – sei es materiell oder ideell. In meinem Fall bekomme ich eine Aufwandsentschädigung von 300 €, was in Anbetracht des Einsatzes (Training dreimal pro Woche, je 90 Minuten plus Planung und Organisation) deutlich zu wenig ist. Ich sage offen: Das ist „Arschritze“.

Da kommt dann ein gewisser innerer Ausgleich ins Spiel – man nimmt sich kleine Dinge zurück, wie z. B. mal mit den Kindern in der Halle kicken oder sich an einer Cola bedienen, die eigentlich für andere gedacht ist. Das ist natürlich grenzwertig, aber für mich irgendwo verständlich – ein Geben und Nehmen eben. Wirklich schlimm wird es, wenn Ehrenamtliche ihre Position missbrauchen, etwa im Bereich des Jugendfußballs, wo Kindeswohl und Verantwortung extrem wichtig sind. Da hört jede Grauzone auf.

D. Wieviel Zeit sollte man fürs Ehrenamt aufbringen – und wann sollte es bezahlt werden?

Ich bringe aktuell etwa 270 Minuten (also 4,5 Stunden) pro Woche auf den Platz – zusätzlich zu Planung, Kommunikation und organisatorischem Aufwand. Das mache ich, weil Fußball für mich mehr als ein Hobby ist – es ist Leidenschaft. Und genau darum geht’s: Wer etwas mit Überzeugung tut, tut es auch für wenig Geld. Trotzdem gibt es eine Grenze. Wenn der zeitliche Einsatz einem Nebenjob gleicht und gleichzeitig der Verein Einnahmen durch Spenden, Mitgliedsbeiträge oder Förderungen erzielt, sollte das Ehrenamt auch anerkannt und fair vergütet werden. Zumindest eine symbolische Wertschätzung, die über 30 € im Monat hinausgeht, wäre angemessen.

Abschließende Gedanken

Ich finde es problematisch, wenn sich ganze Strukturen auf Ehrenamt stützen und gleichzeitig Gelder fließen, von denen andere bezahlt werden. Es entsteht der Eindruck, dass viel zu viel Verantwortung an Ehrenamtliche „ausgelagert“ wird, ohne dass diese angemessen entlastet oder gewürdigt werden. Deswegen ist es mir wichtig, ein klares Verhältnis zu haben – zwischen Engagement, Freude und fairer Anerkennung. Denn selbst freiwillige Hilfe hat ihren Preis: Zeit, Energie, Verantwortung.

Woher ich das weiß:Hobby – Fußballjugendtrainer

A. Versteht

Etwas, was Menschen freiwillig und ohne Bezahlung tun, um der Gesellschaft zu helfen.

B. In welchen Kategorien ihr das angebracht findet

In allen, wo es der Gesellschaft nützt und das Leben aller, oder auch einzelner besser macht.

C. Ab wann ihr es als ausnutzen empfinden würdet

Wenn der Staat nicht seinen Aufgaben nachkommt, weil er mit den Ehrenamtlichen dafür fest rechnet.

D. Wieviel zeit ihr für Ehrenamt aufwenden würdet, oder deutlicher: in welchem Fall wölltet ihr euren Einsatz doch bezahlt haben?

Es ist kein Ehremamt, sondern ein Job, wenn ich dafür bezahlt würde, das trenne ich gedanklich komplett.

A: Ein Ehrenamt im klassischen Sinne bezeichnet ein öffentliches Amt, welches freiwillig, unentgeltlich und in der Regel nach einer erfolgten Wahl ausgeübt wird. Das sind beispielsweise ehrenamtliche Bürgermeister, Stadt- und Gemeinderäte, kommunale Ausschussmitglieder, Schiedsleute, Schöffen, Feuerwehrleute, THW-Helfer und Katastrophenschutz-Helfer, Vorstände von Zweckverbänden usw. In der Regel sind hier Aufnahme und Ende der ehrenamtlichen Tätigkeit freiwillig, die Aufgaben selbst unterliegen aber durchaus gesetzlichen Regeln und Pflichten.
Im weiteren Sinne werden heute aber häufig alle freiwillig zugunsten Dritter übernommenen Aufgaben als "Ehrenamt" (eigentlich "Bürgerschaftliches Engagement") bezeichnet, auch wenn diese kein öffentliches Amt darstellen, sondern an private Organisationen (Vereine) gebunden sind . Also beispielsweise unbezahlte Trainer im Sport, Grüne Damen und Herren im Krankenhaus, Helfer in der Suppenküche der Kirche, Helfer im Tierheim oder im Umweltschutzverein.
Ein Ehrenamt ist nicht (!) die bloße Mitgliedschaft in einem Verein oder die eigennützige Tätigkeit (z.B. Spieler in einer Sportmannschaft, Sänger im Chor, Musiker in einem Orchester usw., denn das tut man ja für sich selbst und nicht für Dritte).

B: In vielen Kategorien. Vom "öffentlichen Dienst" wie Gemeinderat, Gericht (Schöffen) und Feuerwehr über soziale Einrichtungen (Suppenküche, Obdachlosenhilfe, Besuchsdienst im Altenheim, Betreuer im Jugendklub, ...) und Vereine (Sport, Musik, Kultur, ...) bis hin zum Umwelt-, Natur- und Tierschutz.
Vieles wäre ohne Ehrenamt a) nicht möglich oder b) sehr viel teurer. In kaum einem Land gibt es so viele Vereine wie in Deutschland - und kaum so ein großes Angebot (Freizeitbeschäftigungen, Sicherheit, Soziales) wie in Deutschland. Und dieses Angebot lässt sich nur mit Ehrenamtlichen realisieren.

C: Schwer zu sagen. Das kommt sehr auf das Ehrenamt und die individuelle Situation drauf an, lässt sich nicht verallgemeinern. Im Grunde genommen, wenn die Arbeit die zeitlichen Möglichkeiten des Ehrenamts überschreitet.

D: So viel, Zeit wie man möchte und in der Lage ist, zu investieren. In meinem Fall sind das aktuell mind. 15 Stunden pro Woche, häufig mehr. Kann halt nicht jeder, möchte auch nicht jeder. Geld? Gar nicht. Denn dann ist es kein Ehrenamt mehr, sondern ein Job oder Beruf. Gegen eine Aufwandsentschädigung hingegen spricht meiner Meinung nach nichts - diese sollte aber keine versteckte Gehaltszahlung sein und den tatsächlichen Aufwand (z.B. Fahrtkosten im eigenen Pkw, Telefon, ggfs. Kleidung) nicht überschreiten.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Stv. Wehrführer und Zugführer bei der Freiwilligen Feuerwehr

A

Freiwillige Tätigkeit ohne Bezahlung (evtl maximal Unkosten)

B

In allen, in denen dies nötig ist

C

Wenn man damit viel Geld macht als Unternehmer/Organisator und dies zu 100% für sich selbst verwendet

D

Ab dem Moment, bei dem der Aufwand zu hoch ist oder auch die Unkosten. Wenn es aber bezahlt werden würde, wäre es kein Ehrenamt mehr

Woher ich das weiß:Hobby – Ich bin Mitarbeitenter in einer evangelischen Kirche

RobbyDelta 
Beitragsersteller
 06.06.2025, 22:08

Ich komme einfach nicht zurecht. Z.b. könnte ich auf ehrenamtlicher Basis einen mietraum nutzen um der Nachbarschaft Möglichkeiten zum kennenlernen zu schaffen um sie aus der Einsamkeit bisschen rauszuholen. Der Raum wurde von der Stadt angemietet und von verschiedenen Vereinen delegiert. Die leute und Mitarbeiter werden hierfür alle bezahlt. Jetzt sollen aber "ehrenamtlich" Leute dabei helfen diesen treff ins Laufen zu bringen. Für mich hat das nix mit Ehrenamt zu tun, sondern mit billigen einsatzkräften. Oder seh ich das falsch? Ich wollte einen Kurs geben, der darf nur ehrenamtlich gehalten werden, während sich vereinsmirglieder ein Gehalt einstecken?

26Sammy112  07.06.2025, 13:55
@RobbyDelta
Für mich hat das nix mit Ehrenamt zu tun, sondern mit billigen einsatzkräften.

Klingt für mich, als ob Du da ein oder zwei Dinge vermischt, die nicht zusammen gehören.

Mitglieder bekommen kein Gehalt. Die bekommen maximal eine Aufwandsentschädigung. Wenn sie Gehalt bekommen, sind sie Angestellte und müssen auch entsprechend geführt werden (Steuern, Sozialabgaben, Versicherung usw.).

Vereine basieren größtenteils auf ehrenamtliche Arbeit. Anders wären die Angebote gar nicht bezahlbar... bzw. dann wären das Unternehmen, wie beispielsweise Fitnesstudios, die entsprechend hohe Gebühren verlangen.

Es ist aber nicht unüblich, dass Vereine für bestimmte Aufgaben bezahlte Mitarbeiter einstellen. Das ist ab einer bestimmten Vereinsgröße gar nicht anders machbar, weil die viele Arbeit ehrenamtlich nicht umsetzbar wäre. Beispielsweise Geschäftsführer, Sachbearbeiter, Hausmeister usw. Der Vereinsvorstand hingegen arbeitet ehrenamtlich, ebenso in der Regel Trainer, Betreuer usw.

Natürlich kann man Trainer/Betreuer/Kursleiter auch anstellen. Nur steigen dadurch dann wieder die Mitgliedsgebühren. Außerdem müssten die Vereinsmitglieder erst einmal über die Gebührenerhöhung und den Stellenplan bzw. eine Satzungsänderung abstimmen. Oder man gewährt diesen eine Aufwandsentschädigung... aber auch dafür muss das Geld vorhanden sein. Also alles eine Sache der Abwägung, ob und wie viele bezahlte Kräfte man sich als Verein leisten kann und möchte bzw. wie viel Mitgliedsbeiträge man erheben muss - ohne, dass die Mitglieder dann wege zu hoher Beiträge austreten.

RobbyDelta 
Beitragsersteller
 08.06.2025, 04:17
@26Sammy112

Naja vereinsmirglieder ... da hast du recht. Aber die meisten sind ja Mitarbeiter und beziehen gehalt.

Also ich war ehrenamtlich tätig...und erwarte wenigstens meine Unkosten zurück. Deswegen habe ich aufgehört. Und weil die Zeiten der treffen nicht passten. Kann mir kein babysitter leisten um treffen vorzubereiten


RobbyDelta 
Beitragsersteller
 06.06.2025, 22:11

Mein Gefühl ist da ähnlich. Also wenn es sich um sporadische Einsätze oder überschaubare Unterstützung handelt lasse ich mir vieles eingehen, aber doch nichts was eigentlich eher einen minijob gleicht.der Verein kassiert das geld und der ehrenamtliche macht die hauptsächliche arbeit?