Warum ist Whiskey so teuer?

4 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Ich stimme MagisterSamael fast komplett zu.

Die Produktion ist allerdings auch ein Faktor, der zu beachten ist, insbesondere, wenn es um eine Pot Still Produktion geht, wie sie für Malt Whisky üblich ist. Das ist eine diskontinuierliche Produktion, die mehr Aufmerksamkeit und Aufwand braucht als die kontinuierliche Produktion in einer entsprechenden Anlage. Man hat mindestens 2 Brände, dafür werden unterschiedliche Brennblasen eingesetzt. Die werden zwischen den Brennvorgängen gereinigt, es erfolgt ein Transport des Rohbrandes in die zweite Blase etc... Dauert länger, braucht mehr Wissen und bis zum gewissen Grad auch mehr Manpower.

Der größte Kostenfaktor ist aber gewiss die lange Fassreifung, bei der ja auch ein gewisser Teil des Whiskys verloren geht ("Angels' Share"). Je länger die Lagerung, desto weniger kommt am Ende dabei heraus.

Marketing und bewusste Verknappung sind bei manchen Brennereien zusätzliche Kostentreiber.

Der Brexit hat den Preisen für Scotch auch nicht wirklich gut getan.

Woher ich das weiß:Hobby

darkhouse  22.01.2024, 12:57

Viele gute Fakten. Vergessen darf man auch nicht, dass schottischer Whisky seit Jahren boomt, Hersteller brauchen mehr Fässer. Schottischer Whisky ist angewiesen auf importierte und vor allem gebrauchte Fässer, meist Ex-Bourbon-Fässer aus amerikanischer Weißeiche. Lagerung erlaubt bis zur Größe 500 Liter. Viele Hersteller setzen auf noch viel kleinere Fässer. Die sind (Angebot/Nachfrage) sehr teuer geworden. Auch die genutzten Sherry-Fässer, Portwein oder andere aus europäischer Eiche sind extrem teuer. In Spanien setzt man derzeit schon Sherry an, den man nach minimal sinnvoller Lagerzeit direkt wegkippt, nur um das Fass zu verkaufen. Was vielen der aktuell angesagten Sherry-Whisky überhaupt nicht gut tut. Aber ja, alle Marktteilhaber, alle Zwischenhändler verdienen derzeit auch gute Margen mit Whisky. Die diversen Krisen, die alles teurer machen, Strom, Gas, Transport etc., treffen natürlich auch die Whiskyproduzenten.

Manche sind mir einfach zu teuer geworden (Lagavulin 16 Y. letztens für 109 € gesehen - letzte Flasche für die Hälfte gekauft). Andererseits gibt es durch die enorme Nachfrage auch viele neue oder wieder erschienene Hersteller, die preiswert versuchen, Fuß zu fassen. Grad unter 100 € sind Lücken vorhanden, die es zu füllen gilt. Tipp: Nc'Nean.

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MAD1989  22.01.2024, 14:51
@darkhouse

Gute Zusammenfassung der aktuellen Marktlage! Danke!

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Mediachaos  22.01.2024, 17:13
@darkhouse

Ich habe unlängst den 16y Lagavulin für unter 70,-- bekommen. Aber es ist schon richtig: Viele sehr teuer geworden und man muss genauer hinschauen und schmecken, welcher einem den Preis noch wert ist.

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darkhouse  23.01.2024, 11:15
@Mediachaos

Glückwunsch! Aber auch noch ein Fakt: Der gleiche Whisky, nehmen wir ruhig den Standard Lagavulin 16 Y., hat über die vielen Jahre der Produktion auch oft seinen Charakter bzw. Aroma/Geschmack verändert. Selten zum Guten. Das ist mit aufgefallen beim besagtem Lagavulin, als auch bei Edradour (billige Sherry-Fässer?) oder auch bei Laphroaig.

Und noch etwas: Die über die letzten Jahre enorm gestiegene Nachfrage versucht man auch, mit schnellen günstigen Abfüllungen zu befriedigen, die aber einen Fan des Abfüllers aus alten Tagen meist heftig enttäuscht, quasi dünne Plörre: Laphroaig Select, Bowmore Nr. 1 oder Jura Journey u. a.

Interessanter sind da die "Marken"-Abfüller anonymer Single Malts, das ist aber oft die Katze im Sack. Manche sind eher magere Hauskatze, andere entpuppen sich durchaus als kräftiger Tiger (Finlaggan, Scarabus, Ileach u. a.)

Auch gibt es gute exklusive Abfüllungen aus Deutschland, die vergleichsweise preiswert sind, aber auch mal daneben liegen können (The Stillman's, Hellinger...). Die geben meist den Ursprungswhisky an.

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Mediachaos  23.01.2024, 11:46
@darkhouse

Kein Widerspruch. Aber da ein Whisky immer ein Erzeugnis sein wird (bzw. hoffe ich das), an dem die natürliche Reifung einen großen Anteil hat, wird es auch immer geschmackliche Veränderungen geben. Dass ältere sich dramatisch positiv von neueren Abfüllungen unterscheiden, kann ich weder bestätigen noch verneinen. Ich kaufe inzwischen primär Single Casks, kaum noch Standardabfüllungen, so dass ich hier ohnehin kein mehr oder weniger exakt wiederkehrendes Geschmackserlebnis erwarte. dazu gehe ich meist auf Messen und probiere vorab (nächste: Whisky Spring) oder sehe zu, dass ich über verschiedenen mögliche Kanäle ein Sample bekommen kann.

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Reisender034 
Fragesteller
 22.01.2024, 15:00

Was bedeuten z.B. die 15 Jahre bei Johnny Walker 15 Jahre?

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Mediachaos  22.01.2024, 17:12
@Reisender034

Johnny Walker ist ein Blend. Bedeutet: Mischung aus Whiskys vieler verschiedener Brennereien. Die genaues Zusammensetzung wird nicht bekannt gegeben. Es dürfen ältere Whiskys enthalten sein, aber bei der Jahresangabe spielt immer der jüngste die Hauptrolle. Der jüngsten im Blend enthaltene Whisky muss also 15 Jahre im Fass gelegen haben.

Das gilt übrigens für alle Whiskys aus Schottland und m.W. haben das auch alle anderen Whisky produzierenden Länder so übernommen.

Bei einem Single Malt (Malt Whisky aus einer einzigen Brennerei) kann ebenfalls gemischt werden und das passiert bei Standardabfüllungen auch üblicherweise, um über die Zeit den Geschmackseindruck möglchist konstant zu halten. Es kann auch hier zur Vollendung des Geschmacks z.B. ein 21-jähriger in geringen Mengen enthalten sein, wenn die Altersangabe 12 oder 15y ist. Nur der jüngste darf eben nicht jünger sein, da der immer das Alter auf der Flasche bestimmt.

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Ich kann nur wiederholen, was hier bereits mehrfach geschrieben wurde (Mediachaos, shalidor, etc.).

Die Qualitätsansprüche an Whisky sind sehr hoch und erfordern einen entsprechenden kostenintensiven Aufwand. Das fließt in die Preiskalkulation mit ein, weitere Faktoren kommen hinzu. Dazu möchte der Hersteller natürlich auch noch was verdienen, daher sind Preise für guten Whisky schon gerechtfertigt.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung

Ave!

Die Produktion eines Whisk(e)ys ist vergleichsweise günstig - Die Rohstoffe gibt es in großer Masse und kosten nicht viel. Auch die Gärung und anschließende Destillation ist nicht wirklich der Rede wert.

Guter Whisk(e)y erhält seinen hohen Preis aufgrund der langen Reifezeit und der verwendeten Fässer (zumeist genutzte Fässer in denen vorher Wein, Rum oder anderer Whisk(e)y reifte).

Einerseits sind die Fässer im Einkauf relativ teuer, andererseits muss man die Kosten bedenken, die ein Fass verursacht, das über mehrere Jahrzehnte unter korrekten Bedingungen gelagert werden muss.

Die Lagerkosten sind dabei der ausschlaggebende Punkt. Rechne dir einmal die Miete, Steuer und die Kosten für die Lagerbedingungen (Luftfeuchtigkeit, Temperatur, etc.) auf mehrere Jahre hoch.

Teilweise reifen gute Whisk(e)ys über 40 Jahre, da kommt einiges an initialen Kosten zusammen, die über den Verkauf wieder reingeholt werden müssen.

Ergänzen möchte ich natürlich noch, dass es auch Marken gibt, die bewusst nur wenige Fässer einer Sorte produzieren. Hier treibt natürlich Angebot und Nachfrage den Preis über die grundsätzlichen Kosten hinaus in die Höhe. Bei wenigen Flaschen, die aber sehr begehrt sind, können auf Auktionen auch schonmal 6-stellige Beträge auf den Tisch gelegt werden.

Meine grundsätzliche Antwort bezieht sich hier auf "normale" Abfüllmengen und eine angemessene Nachfrage, nicht auf diese künstliche Verknappung wie es bei Yamazaki standardmäßig der Fall ist, wo Flaschen dann fast immer mindestens 5-, wenn nicht sogar 6-stellig über den Tisch gehen.

Hast du dir mal angeschaut, wie er produziert wird? Das sollte nämlich ausreichend erklären, warum man dafür so viel Geld ausgeben kann.

Was allerdings auch nicht schlimm ist, da es sich hierbei um ein Genussmittel handelt. Entweder, man kann und will es sich leisten, oder eben nicht.