Sohn 9 Jahre liebt es, sich und andere zu fesseln

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Die evtl bewusste Suche nach "Ruhe" könnte damit evtl zusammenhängen. Versuchen Sie es mal mit Autogenem Training etc., seine Wahrnehmung stärken und ihm dabei helfen zu lernen, sich selber besser im Griff zu haben. Es ist in dem Alter zwar schwer, einen Zugang zur Welt des Kindes zu bekommen. Verbieten Sie ihm nicht alle Dinge, die sie für "nicht normal" ansehen, Aufmerksamkeitsprobleme und Hyperaktivität trägt manchmal die verrücktesten Früchte, schauen sie, dass was Gutes bei rauskommt. Evtl. hilft ihrem Sohn auch, ein Instrument zu spielen - Viele Tourette-Erkrankte und ADSH-Betroffene sowie Stotterer (so wie ich) haben gute Erfahrungen machen können. Wenn da etwas dabei ist, was ihm Spaß macht und er es schafft sich längere Zeit zu begeistern ist das auch eine gute Therapie.
Vielleicht hat er auch unschöne Erlebnisse aus dem Kindergarten / Kindergrippe, die er so nicht mehr bewusst erinnert aber sein Verhalten wird dennoch beeinflusst. Mein Psychologe hat es mal so formuliert: "Man erlebt sehr negativ prägende Situationen, eingesperrtsein, alleine sein u.ä. und verarbeitet es zu einem Spiel, in dem man jederzeit die Kontrolle hat, das gut ausgeht (oder so, wie man es vorher "ausgedacht" hat und baut sich so den Gegenpol zum unbewussten Trauma." Vielleicht kommen sie ja damit weiter, da kann ein Traumaspezialist oder "Brainspotting" (Traumabehandlung über Brainspots) weiterhelfen, auch bei ADHS allgemein!

Hallo, Ich find es nicht komisch und würde mir da keine Sorgen machen. Schließlich fessel ich mich manchmal selber. Da gehe ich auch in mein Zimmer und fessel mich.

Hallo, ich möchte mich auch einmal einmischen. Als ich " so jung " war ging es mir genauso, ich glaube das ist irgendeine Veranlagung oder ein Trauma aus frühester Kindheit. Vielleicht war Ihr Sohn mal in einem Krankenbett fixiert gewesen oder wurde in der Kindergrippe gefesselt / geknebelt. Solche Erlebnisse bleiben unebwusst hängen und werden dann auf solche Art "verarbeitet". Also, wirkliche Sorgen müssen Sie sich nicht machen, wichtiger ist, das Sie ihm erklären, das er vorsichtig sein soll. Ich habe auch sehr viel experimentiert und es kann da schonmal gefährlich werden, vorallem wenn man eine Möglichkeit gefunden hat, sich "richtig" zu fesseln und sich nicht mehr (allein) befreien kann. Für solche Fälle muss vorgesorgt sein. Eine Schere an einem erreichbaren Ort z.B. "Abgewöhnen" kann man so ein "Hobby" sicherlich nicht. Ich habe, als mir diese "Sonderlichkeit" bewusst wurde, versucht "es" nicht mehr zu machen. Aber es hat (das tut es noch heute) immer fasziniert. Solange er im Alltag nicht aggressiv ist (oder gegen sich selber gerichtete Aggressionen hat) lassen Sie ihn ruhig machen, am Besten nicht alleine - er sollte mit einem Freund oder Freundin "spielen" können - Problematisch ist es, wenn Sie sich als Mutter oder Vater bereiterklären, den "Spielpartner" zu ersetzen. Er muss auch die Erfahrung machen, dass so ein Hobby nicht jedem Spaß macht und er bei gleichaltrigen dafür auch mal einen dummen Spruch zu hören bekommt! Aber das braucht er, um das "richtige" Maß zu finden. Versuchen Sie mal durch Gespräche zu erörtern, was sich in der Fantasiewelt Ihres Sohnen abspielt, vielleicht lassen sich da Ursachen erahnen. Bringen Sie ihm einen gesunden Umgang bei und, viel wichtiger - wie bereits erwähnt - muss er ein starkes Sicherheitsbewusstsein entwickeln sich selbst und anderen gegenüber. Nicht dass er eines Tages sich selbst oder andere in wirkliche Gefahr bringt (Zuhause können Sie als Elternteil immer noch die "misslungenen" Entfesselungsversuche in Ordnung bringen, aber Kinder spielen auch an Orten wo ein Entdecken nicht unbedingt sichergestellt ist)

Ich kann nur etwas aus meiner Erfahrung dazu schreiben, so ein Hobby in der Kindheit entwickelt sich auch im späteren Erwachsenenalter meist nicht "zurück" - der Grundstein wurde ja schon früh gelegt - man sieht Auftritte von Entfesselungskünstlern, Magiern, Zaubershows wo sich der Zauberer mit Ketten in ein Wasserglas tauchen lässt und und und... solange es im Rahmen bleibt, geht das. Nur was ich nochmal sagen möchte: Übernehmen sie nicht die Rolle des Spielpartners, das kann seine Soziale Entwicklung stören weil die Mutti immer "mitspielt" wenn er wieder Lust auf Fesselspiele hat. Ansonsten, kann man ihm nur viel Spaß wünschen. Reden Sie mit Ihm offen darüber und dass er sich nicht in Gefahr bringen darf: Hängen, Würgen, Plastikbeutel, Verletzungen. Im Klartext muss er lernen sich auch da an Regeln zu halten und er muss damit leben, solange er "das Hobby hat" ein Sonderling zu sein, wenn das zur Sprache kommt. Charakterlich kann das förderlich sein, aber da muss man etas lenkend eingreifen als Eltern. Sie können mir gern zurückschreiben und wir überlegen zusammen wie man das Beste draus machen kann. Ich denke Psychotherapie oder Versuche, ihm das "abzugewöhnen" schaden seiner Psyche mehr als es hilft. Er verarbeitet auf diese Art irgendwelche inneren Gedanken, Gefühle oder Konflikte. Versuchen Sie, mit ihm zu erkennen was er dabei empfindet. Und keine Verbote oder "Strafen" verhängen! Denn nichts ist gefährlicher als ein Vorpubertierender der seine Fesselleidenschaft heimlich auslebt. Wenn er glaubt, es sei etwas "schlechtes" obwohl es ihm Spaß macht führt das eher zu psychischen Problemen. Ich denke dieses "Hobby" ist weit verbreitet, nur einige haben ausgeprägtere Vorstellungen. Lenken Sie ihn auf einen gesunden Weg mit sich und anderen Menschen umzugehen, auch (das erst später) im Hinblick aud seine Sexualentwicklung. In diesem Sinne, Liebe Grüße

vielen Dank für eure Antworten.Drsaitan möchte ich vielmals danken für die Anregungen und Tipps. Die Spiele haben sich jetzt wieder etwas verändert. Er benutzt jetzt meistens auch eine Decke und wickelt sich da rein und bindet sich fest. Er sieht dann aus wie ein Römer. Immer wenn ich ihn so sehe, ist es ihm peinlich. Ich habe ihn sogar schon gelobt, weil es so gut ausgesehen hat....smile....Ueber die Sicherheit habe ich ihn auch schon aufmerksam gemacht und wir haben auch schon darüber gesprochen, wo und wie es sehr gefährlich ist, wenn er sich fesselt. Zur Zeit ist es etwas schwierig zu erfahren, was in seinem Zimmer alles passiert. Ich klopfe halt auch immer an, bevor ich in sein Zimmer trete. Ich kann ja nur hoffen, dass er nicht Dinge erfahren musste, die sich so fest in ihm begraben haben, dass er es nur noch so verarbeiten kann. Leider gibt es wahrscheinlich schon Dinge, die für ihn sehr schwierig waren. Leon war erst 11/2 Jahre als wir uns scheiden liessen. Er hat erst angefangen zu laufen mit 2 Jahren und zu sprechen mit 3 Jahren. Als er anfing zu sprechen hat er immer wieder die Partnerin des Vaters beschuldigt, dass sie ihn schlägt und der Vater hat zu seiner Partnerin gehalten. Es war eine verzweifelte Zeit, weil er ja seinen Vater so lieb hatte, gleichzeitig aber Angst vor der Partnerin hatte....ich bin leider sicher, dass da viele Dinge gelaufen sind, die für meinen Sohn schwer zu verarbeiten waren, obwohl ich immer mit meinem Sohn geredet habe und versuchte ihn zu stärken, er hatte schon früh eine Psychologin .....ja, ich habe auch den Vater gezwungen, dass er seinen Sohn nur noch alleine sieht, damit er endlich mal wieder etwas ausruhen konnte. Ja, mein Sohn musste schon sehr viel durchstehen, und ich als Mutter konnte ihn auch nicht vor allem beschützen.....

Hallo,

wenn es Sie interessiert, Ihre Kenntnisse über die Antworten, die Ihnen schon gegeben wurden und an denen wenig zu ergänzen wäre, zu vertiefen, empfehle ich Ihnen den Griff zu guter Jugendliteratur. Etwa Wilhelm Speyer, Der Kampf der Tertia, oder Louis Pergaud, La guerre des boutons. Ich selbst arbeite an einem langen Roman über die von Ihnen hinterfragte Problematik. Die ersten beiden Teile sind bereits erschienen. Zwei Halbbrüder entdecken dieselbe Eigenheit an sich, die sie nicht als geheimen Sport betreiben, sondern mutig und erfinderisch in die Öffentlichkeit tragen. Für Ihren noch sehr jungen Sohn sind diese Bücher zu schwierig, und auch dem erwachsenen Leser wird einiges abgefordert. Mein Kommentar stellt keine Eigenwerbung dar und Sie sollen bitte nichts kaufen. Wilhelm Speyer oder Louis Pergaud sind in vielen Stadtbibliotheken vorhanden. Deren Geschichten sind wie meine in erster Linie spannend geschriebene Teenie-Stories, bei denen die verdeckten Ebenen sich nur aufmerksamen Literaturliebhabern erschließen. Texte zum Anlesen finden Sie auf meiner Website <www.harald-bergander.net>. Eine umfassende Vorschau gibt es bei Google/Bücher. Wenn Sie mich persönlich kontaktieren mögen, bin ich gern bereit, Ihnen relevante Textstellen zuzusenden, die Ihnen möglicherweise ein differenzierteres Verständnis für die Handlungsweise Ihres Sohnes verschaffen.

Grüße aus Portbou, Katalonien.