Kann man süchtig nach SB und Sex sein?

2 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

(seufz)

Entgegen der mal wieder hier versammelten Fachintelligenz des Internets: Nein, kann man nicht.

Weder "Sexsucht" noch ihr Bruder im Ungeiste, die "Pornosucht", sind anerkannte Erkrankungen. Im Gegenteil hat die WHO gerade erst die Aufnahme in die weltweit verbindliche neueste Version der Internationalen statistischen Klassifikation der Krankheiten und verwandter Gesundheitsprobleme (ICD-11) ausdrücklich abgelehnt.

Das sind "Krankheiten" erfunden und propagiert von Leuten, die a) ein "moralisches" Problem mit Sexualität/Pornografie/Selbstbefriedigung haben (erzkonservative Religiöse) und/oder b) ein normales Verhalten als Krankheit umdefinieren, weil man damit viel Geld verdienen kann (skrupellose Suchttherapeuten).

Die in menschlicher Sexualität ausgebildeten Sexualmediziner, die für die Behandlung pathologischen Sexualverhaltens zuständig sind, lehnen das, gestützt von Forschung und Erfahrung, rundheraus ab - und die WHO hat sich dem nun angeschlossen, zumal es keine wissenschaftliche Evidenz gibt, die diese Behauptungen stützt (die allermeisten Studien in dem Bereich sind das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind - aber bestimmt drittmittelträchtig).

In Kürze: Wir haben einen Sexualtrieb, der ist bei manchen stärker bei anderen schwächer, aber das liegt im Rahmen unserer Natur, die älter ist als der Mensch.

Wenn ausnahmsweise doch ein pathologisches Sexualverhalten vorliegt, dann ist es Symptom einer Erkrankung (Depression, Impulskontrollstörung, ...). Aber Sex selbst, auch viel davon, macht nicht krank/"süchtig".

Aber wer ein "moralisches" Problem für etwas so natürliches anerzogen bekommen hat, für den ist halt ggf. schon eine vergleichsweise niedrige Menge "unerwünscht", und infolge sein Sexualtrieb auch.

Und erst recht bei einer wirklich problematischen, exzessiven Menge, können sie ein "Zwangsverhalten" nicht von einem "Suchtverhalten" unterscheiden.

Die Unterschiede liegen im Detail, vor allem in der Ursache, und infolge dann auch in der Behandlung.

Aber solche Erkrankungen sind vergleichsweise selten, während das Empfinden möglicherweise oder vermeintlich "bestimmt" "sex-" oder "pornosüchtig" zu sein schon fast Mainstream ist ...

... Internet at it's worst.

https://www.youtube.com/watch?v=rHA0GE1QlrU

Wer professionelle Hilfe sucht, sollte dies hier tun:

"Sexuelle Unterdrückung, so grausam und ungerechtfertigt sie auch sein mag, hat immer eine 'Begründung' gehabt.

Diese kann vom einfachen religiösen Dogma bis zur pseudo-wissenschaftlichen Theorie reichen, aber ganz gleich wie sie aussieht, sie hat eine grundlegende Eigenschaft: Einer rationalen Auseinandersetzung ist sie nicht zugänglich.

Selbst wenn sie keinerlei Sinn ergibt und viele Male widerlegt wurde, wird sie dennoch immer wiederholt. Ihre wirkliche Funktion ist schließlich nicht so sehr, Skeptiker zu überzeugen, als das Gewissen ihrer Verfechter zu beruhigen, eine Funktion, die sie stets bemerkenswert gut erfüllt. (...)

Aber all dies spielt für die Intoleranten keine Rolle. Da ihr Glaube nicht auf Einsicht beruht, kann Einsicht ihn auch nicht erschüttern. Wenn es also um sexuelle Unterdrückung dieser Art geht, haben wir es nicht mit sachlichen, wohlüberlegten Schlussfolgerungen, sondern einfach mit Vorurteilen zu tun."

"Im Großen und Ganzen ist die Unterdrückung ja nie irgendwo gelungen! Gut, man kann ein künstliches Bild der Wirklichkeit propagieren und aufrecht erhalten, in dem viele Dinge tabuisiert sind, über die man nicht spricht, über die man nicht schreibt, über die man nicht berichtet, und, und, und, und. Aber das menschliche Sexualverhalten kann sich ja nicht so schnell ändern. Es ist ja das Ergebnis eines langen, evolutionären Prozesses von Millionen von Jahren. Das kann sich nicht in wenigen Hundert Jahren ändern. Auch nicht in wenigen Tausend Jahren. Das ist gar nicht möglich!" (Prof. Dr. Erwin J. Haeberle, Sexualwissenschaftler)

MasterBloon  09.08.2023, 23:56

Pornosucht wird als eine zwanghafte sexuelle Störung von der WHO als Krankheit anerkannt *

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Libertinaerer  10.08.2023, 05:24
@MasterBloon

Wer lesen kann ist klar im Vorteil!

Ich wiederhole mich: "bei einer wirklich problematischen, exzessiven Menge, können sie ein 'Zwangsverhalten' nicht von einem 'Suchtverhalten' unterscheiden."

CSBD, so der abgekürzte Name für "(sexuelles) Zwangsverhalten" ("sexual compulsivity" - s.o.), ist KEINE Sucht. Entsprechend ist CSBD im ICD-11 auch nicht bei den Suchterkrankungen kategorisiert, sondern bei den Zwangsstörungen.

Und für die besonders Begriffsstutzigen hat die WHO bei den Verhaltenssüchten auch noch einen ausdrücklichen Ausschluss-Hinweis hinterlegt, dass CSBD keine Verhaltenssucht ist.

Dass Menschen mit "'Pornosucht'-Sucht" 😈 das gerne "übersehen", ist einzig ihr persönliches Problem. Wenn nicht gar Absicht.

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Libertinaerer  10.08.2023, 05:41
@Libertinaerer

Nachtrag: Und nicht zu vergessen, hat die WHO der CSBD noch eine sehr lange Liste mit auf den Weg gegeben, wann sie ausdrücklich NICHT zu diagnostizieren sei.

Darunter fällt das Vorhandensein sämtlicher Vorerkrankungen, die das (auch aber nicht nur sexuelle) Zwangsverhalten zur Folge haben (Depression, Sozialphobie, ...), sowie religiöse/"moralische" "Gründe" (besonders gerne via "Selbstdiagnose" ins Netz getrötet).

Also alles, was aktuell im entsprechend verpeilten Teil der Gesellschaft so unter der Rubrik "Sex-" bzw. "Pornosucht" läuft.

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