Erbitte Erklärung?
Guten Abend,
Ich gebe offen zu, das ich mein erstes Mal im Bordell hatte. Ich hatte es satt, Jungfrau zu sein. Und habe da gleich 400€ auf den Tisch gelegt. ( Auf einmal )
Jetzt muss ich dazu sagen, ich bin Autist... ich bin häufig rational, sachlich und pragmatisch.
Allerdings verstehe ich wirklich nicht, warum mir einige Leute sagen. Das es schlimm oder armselig sei. Also ich kann's nicht nachvollziehen, meiner Psychologin ist es wiederum egal. Aber es gab Menschen, die mich daraufhin sehr schief angeschaut haben.
Und warum sollte das in einer richtigen Beziehung ein Problem darstellen... also ich brauche hier Mal bitte eine Aufklärung. Ich meinen Augen stellen sich die Leute einfach nur an.
2 Antworten
Hallo, erstmal vielen Dank für deine Offenheit. Dass du das so direkt ansprichst, zeigt ja schon, dass du reflektierst und ehrlich bist — das allein ist schon mehr als viele andere tun.
Ich möchte dir deine Frage gerne aus einer etwas tieferen Sicht beantworten, die über Moral oder oberflächliche Urteile hinausgeht.
Das, was viele an deinem Erlebnis „stört“ oder weshalb sie abwertend reagieren, hat meist nichts mit dir persönlich zu tun — sondern mit dem eigenen Bild, das Menschen von Sexualität, Nähe und Wert haben.
In unserer Gesellschaft wird Sexualität oft romantisiert, emotional aufgeladen oder an Selbstwert gekoppelt. Viele verbinden das „erste Mal“ mit Liebe, Verbindung, einem besonderen Moment, fast wie ein Statussymbol oder ein Idealbild. Wenn dann jemand sagt: „Ich habe das sachlich geregelt, weil ich es einfach klären wollte“ — dann kollidiert das mit dem inneren „Drehbuch“, das viele Menschen dazu haben.
Und genau das ist der Punkt, wo Ego im Spiel ist:
Viele Menschen machen ihren Selbstwert (meist unbewusst) an Dingen wie Sexualität, Beziehungserfolg, Attraktivität oder „richtigen Wegen“ fest. Wenn jemand davon abweicht, empfinden sie das als Bedrohung ihres eigenen Konstrukts. Das hat viel weniger mit dir zu tun als mit deren eigenen Unsicherheiten und Vorstellungen.
Aus Sicht des reinen Seins — also wenn man ohne Ego, ohne Bewertung auf die Sache schaut — ist Sexualität erstmal neutral. Ein menschliches Bedürfnis, eine Form von Begegnung oder auch einfach Körperlichkeit. Weder „edel“ noch „armselig“. Es ist das Ego, das daraus eine Bühne macht: „Ich will begehrt sein“, „ich will etwas Besonderes sein“, „ich will auf dem Markt gut dastehen“.
Wenn du als Autist eher rational und pragmatisch bist, siehst du die Dinge oft direkter und ohne diese ganzen emotionalen Überbauten, die viele andere da draufpacken. Und das ist in diesem Fall vielleicht sogar klarer als das, was die anderen emotional aufbauschen.
Der Knackpunkt ist:
Echte Liebe, echte Sexualität, echter Kontakt haben nichts mit Status, Eroberung oder „wie es sein sollte“ zu tun.
Sie haben mit Präsenz zu tun, mit Echtheit, mit wirklichem Dasein füreinander. Wenn Sexualität zur „Selbstwert-Show“ wird (wie es oft in der Gesellschaft passiert), verliert sie genau das.
Dass du für dich einen Weg gewählt hast, um ein Thema zu klären, ohne Spielchen, ohne Lügen, ist erstmal einfach ehrlich.
Ob es für dich gut war, kannst nur du selbst beantworten. Die entscheidende Frage wäre eher:
War das aus Freiheit entschieden – oder aus innerem Druck („ich will das endlich loswerden“)?
Denn wenn es ein „ich will das endlich abhaken“ war, dann ist es auch ein bisschen Ego-gesteuert — nicht schlimm, aber wichtig zu sehen. Wenn es wirklich aus Ruhe, Freiheit und Selbstannahme kam, dann umso mehr dein eigener, klarer Weg.
Die heftige Reaktion anderer zeigt vor allem deren eigenes Unaufgeräumtsein, nicht deinen „Fehler“.
Zusammengefasst:
- Das Ego will besonders sein, will ein Idealbild erfüllen („das erste Mal muss so und so sein“).
- Das Sein urteilt nicht, sondern sieht, was ist.
- Die Reaktion der anderen ist oft ein Spiegel ihrer eigenen Unsicherheiten, nicht deiner Würde.
Wenn du das für dich wirklich ehrlich entschieden hast, dann bleib in deinem Frieden damit.
Und das nächste Mal, wenn jemand komisch schaut: Frag dich, ob das gerade über dich spricht — oder über denjenigen selbst. Ich würde dein Erlebnis dennoch für dich behalten - du weißt ja jetzt was für Probleme viele Leute damit oder mit sich haben.
Ist doch kein Problem. Manche Leute sind einfach nur dumm. Allerdings sind 400€ bisschen viel.