Bald 30 und ohne Ausbildung - welche Möglichkeiten habe ich noch?

Hallo,

ich werde 2012 bereits 30 und stehe bislang ohne Ausbildung da. Ich habe eine liebevolle Partnerin, mit der ich später eine Familie gründen möchte und wir beide sind so eingestellt, dass wir dem Staat nicht auf der Tasche liegen, sondern für unser Geld etwas leisten möchten. Sie macht aktuell eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin, geht in diesem Bereich voll auf und bekommt auch wundervolles Feedback - sie wird eine tolle HEP abgeben, da bin ich sicher.

Bei mir gestaltet es sich nun deutlich schwieriger. Ich wurde im Laufe der 10. Klasse aus der Schule genommen und habe mich - bedingt durch meinen schlechten familiären Einfluss - bis 2002 (ich wurde 20) nicht dazu aufraffen können, mein Leben weiter in Angriff zu nehmen. 2002 begann ich meine Mittlere Reife an der VHS nachzuholen. Anschließend ging ich an ein Kolleg und holte erfolgreich mein Abitur auf dem 2. Bildungsweg nach (Abiturschnitt 3,0). Ich stand vor der Frage: Ausbildung oder Studium? Naiv und unflexibel, wie ich damals war, kam für mich nur eine einzige Ausbildung in Frage (Zootierpfleger), aber die einzigen Plätze lagen weit außerhalb von NRW und ich wollte nicht fort, also kam das Studium.

Das Studium lief zunächst ganz gut, doch als ich in einer Klausur dreimal versagte (Leistungsdruck, Blackouts), war der Studiengang für mich vorbei. Ich wollte weiter studieren, bemühte mich um einen neuen Studiengang, erreichte dieses Ziel auch, wurde dann aber längere Zeit krank, erhielt von allen neuen Dozenten das Feedback, ich solle ein Semester später durchstarten. Während meiner "Auszeit" bis dahin kam ich ins Grübeln: Ist das, was ich hier mache, das Richtige? Ist es das, was ich will? Bin das ich? Sinnkrise pur war angesagt.

Letztlich merkte ich, dass das Studium eine falsche Entscheidung gewesen war. Ich brach ab und suchte, nun bereits 28, nach einer Ausbildung. Wenn man finanziell am Minimum lebt, durch den familiären Hintergrund mit Schulden belastet wurde, keinen Führerschein hat und in der Schulzeit immer sprachlich besser war (Deutsch 1 und 2) als in Mathe (5 und 6) und zudem noch 28 ist ohne jegliche berufliche Vorerfahrung, dann gestaltet sich die Suche schwer.

Über das Jobcenter und eine Berufsfindungsmaßnahme erreichte ich scheinbar mein Ziel: Eine Umschulung zum Buchhändler. Bücher sind eine Leidenschaft von mir, mit den Kunden gehe ich gerne um und es macht mir Spaß, sie zu beraten, das merke ich in meinem Betrieb immer wieder. Doch jetzt machen sich erneut Zweifel breit - die ersten 4 Monate im Betrieb waren Horror, da es im Betrieb zuviele Kollegen gibt, mit denen ich nicht gut kann. Ich bin ein Individualist, der gern auf eigene Faust arbeitet und klare Ansagen braucht; jemand, der auch seine Meinung sagt und vermutlich zu ehrlich für diese Welt ist. Das sieht mein Betrieb nicht gern.

Wenn nicht der Staat und nicht das fehlende Geld, sondern ich entscheiden dürfte: Ich wäre Radiomoderator, Schriftsteller/Texter oder Schauspieler.

Hat jemand Rat?

Beruf, Zukunft, Ausbildung, Perspektive

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