Wieviele Geschlechter gibt es?

Das Ergebnis basiert auf 89 Abstimmungen

2 71%
3 17%
100+ 10%
4-100 2%

9 Antworten

2

2 große Kategorien, Mann und Frau mit gelegentlichen Abweichungen, die ich als Mischung aus beiden Kategorien ansehe.

Eine Kombination aus Apfel- und Birnensaft ergibt ja auch keine neue Saftart, sondern eben eine Mischung.

Beim Gehirn hingegen ist das ganze komplizierter und wahrscheinlich nicht so einfach möglich festzulegen.

GoodRuby  08.05.2023, 20:04
Eine Kombination aus Apfel- und Birnensaft ergibt ja auch keine neue Saftart, sondern eben eine Mischung.

viele "Experten" hier scheinen aber zu glauben Apfelsaft + Birnensaft = Bananensaft und nicht Apfel-Birnen-Saft

0
2

Um diese Frage zu beantworten müsste zunächst geklärt werden, was hier überhaupt mit "Geschlecht" gemeint ist, denn dieses Wort wird inzwischen für deutlich verschiedene Konzepte gebraucht. Deshalb sollte man diesen Begriff heutzutage nicht mehr ohne Qualifikation verwenden (also z.B. biologisches Geschlecht, Geschlechterrolle, …). Hier ein Überblick:

Biologisches Geschlecht

Das ist die Art von Geschlecht, die in Aussagen wie den folgenden vorkommt.

  • Ein Hahn ist ein männliches Huhn
  • Die geschlechtliche Fortpflanzung macht Arten anpassungsfähiger
  • Ein erwachsener, männlicher Mensch ist ein Mann
  • Bei Seepferdchen werden die Männchen trächtig
  • Clownfische können ihr Geschlecht von männlich zu weiblich ändern
  • Marihuana wird aus Blüten der weiblichen Hanfpflanze gewonnen.
  • Die meisten anderen Blütenpflanzen sind allerdings Zwitter. Das heißt, eine einzige Pflanze trägt sowohl weibliche als auch männliche Blüten.

Worauf sich das Geschlecht in allen diesen Aussagen bezieht, das sind (Größen)unterschiede in den Keimzellen der Organismen (Anisogamie). Hiebei werden die Organismen, welche darauf angelegt sind, die kleineren Keimzellen (Spermien, Pollen) produzieren männlich genannt. Diejenigen Organismen, welche darauf angelegt sind, die größeren Keimzellen (Eizellen) produzieren, weiblich genannt.

Es gibt also innerhalb einer Art immer nur zwei Geschlechter. Wobei bei vielen Arten ein Organismus beide Geschlechter hat. Eine einzelne Wassermelonenpflanze beispielsweise bildet zugleich männliche und weibliche Blüten aus.

Siehe hierzu z.B.

Rifkin, Maximiliana Jewett & Garson, Justin (2023). Sex by design: a new account of the animal sexes. Biology and Philosophy 38 (2):1-17.

Roughgarden, J. (2013). Sex versus Gender. In Evolution’s Rainbow: Diversity, Gender, and Sexuality in Nature and People. University of California Press.

Grammatikalisches Geschlecht

Englisch "gender", deutsch "Genus"

Im deutschen und englischen werden drei Genus unterschieden: weiblich, männlich, neutral (she, he, it / die, der, das). Im Spanischen zwei (el, la)

Im deutschen geht es dabei allerdings ziemlich durcheinander und biologisches und grammatikalisches Geschlecht stimmen regelmäßig nicht überein: Die Frau, der Mann, das Mädchen, die Person, der Mensch, das Individuum, der Tisch, der Mond, die Sonne… Der Diminutiv ist immer neutral: Das Männchen, das Weibchen, das Knäblein, das Tischlein…

Personenstandsregister

Dort gibt es drei mögliche Geschlechtseinträge: weiblich, männlich, divers. Außerdem besteht die Möglichkeit, den Eintrag leer zu lassen. Divers ist nicht mit "intersexuell" gleichzusetzen. Siehe dazu auch weiter unten.

Geschlechtsmerkmale

Primäre Geschlechtsmerkmale sind diejenigen Unterschiede zwischen den zwei (biologischen) Geschlechtern einer Art, welche direkt der Fortpflanzung dienen. Beim Menschen sind dies Eierstöcke, Eileiter, Gebärmutter, oberer Anteil der Scheide, Vulva bzw. Hoden, Nebenhoden, Samenleiter, Bläschendrüse, Prostata, Penis. Diese sind, wenn keine DSD (disorder of sex development / Störung der Geschlechtsentwicklung) vorliegt eindeutig einem Geschlecht zuzuordnen.

Sekundäre und tertiäre Geschlechtsmerkmale dienen nicht unmittelbar der Fortpflanzung oder sind unbedeutend für die Fortpflanzung. Beispiele sind die Brustdrüse, Beckenform, Knochendichte, Körpergröße, Lungenvolumen, Verhalten, Behaarung. In diesen Merkmalen gibt es zwar statistische Unterschiede zwischen den zwei Geschlechtern. Es gibt aber keine scharfe Trennung zwischen den Geschlechtern in der Merkmalsausprägung: Männer sind im Durchschnitt größer als Frauen. Es gibt auch Frauen, die größer als 180cm sind und Männer, die kleiner als 160cm sind.

Störungen der Geschlechtsentwicklung

Oft werden irrtümlicherweise Störungen der Geschlechtsentwicklung angeführt als Beispiel dafür, dass es auch Menschen gäbe, die keinem bzw. einem dritten biologischen Geschlecht zuzuordnen wären. Oft wird hierfür der veraltete und irreführende Begriff "Intersexualität" gebraucht. Siehe hierzu das Consensus Statement der Lawson Wilkins Pediatric Endocrine Society und der European Society for Paediatric Endocrinology aus 2006:

Advances in identification of molecular genetic causes of abnormal sex with heightened awareness of ethical issues and patient advocacy concerns necessitate a re-examination of nomenclature. Terms such as intersex, pseudohermaphroditism, hermaphroditism, sex reversal, and gender based diagnostic labels are particularly controversial. These terms are perceived as potentially pejorative by patients, and can be confusing to practitioners and parents alike.

Der Begriff "intersex" suggeriert, betroffene Menschen wären inter, also zwischen den Geschlechtern, einzuordnen. Dies trifft in manchen Fällen tatsächlich auf einige Geschlechtsmerkmale zu, betrifft jedoch nie das eigentliche biologische Geschlecht, also die Keimdrüsen (Gonaden) oder Keimzellen. Betroffene Menschen selbst sehen sich ebenfalls fast immer als männlich oder weiblich und nicht als "zwischen den Geschlechtern". Nicht immer entspricht diese Selbsteinordnung (gerechtfertigterweise) dem eigentlichen biologischen Geschlecht. Gerade für diese Menschen ist es sehr hilfreich, dass auf der Geburtsurkunde bzw. auf dem Pass auch eine dritte Option "divers" möglich ist, die keine Festlegung auf ein Geschlecht erfordert.

Gender / soziales Geschlecht

Der Begriff Gender wird häufig als Gegenstück zum biologischen Geschlecht gebraucht und soll ein soziales Geschlecht bezeichnen. Hierunter fällt ein weites Spektrum an geschlechtsbezogenen Verhaltensweisen (Geschlechterrollen, Geschlechtspräsentation wie Kleidung, Frisur, Makeup, …), geschlechtsbezogene Erwartungen, Geschlechtsidentität, geschlechtsbezogene Prägungen, geschlechtsbezogene Diskriminierung, …

Was in diesem Kontext geschlechtsbezogen heißt oder heißen sollte ist Gegenstand aktueller akademischer Arbeiten und öffentlicher Diskussion. Hiervon wird es letztlich abhängen, wie viele verschiedene "Gender" es gibt.

Einen Überblick über Arbeiten zu dem Thema gibt Bogardus, Tomas (2022). Why the Trans Inclusion Problem cannot be Solved. Philosophia 50 (4):1639-1664.

Insbesondere der Begriff Gender, aber auch Geschlecht, Mann, Frau, sind inzwischen so umstritten, dass man mit ihnen nicht mehr verständlich kommunizieren kann. Sie sollten gemieden werden und stattdessen klar definierte Begriffe wie biologisches Geschlecht, Geschlechtspräsentation, -rolle, -merkmale, -identität, Männchen, Weibchen, … verwendet werden.

Wieviele Geschlechter gibt es nun also?

Ich halte mich an das biologische Geschlecht im engsten Sinne. Das ist klar definiert, verständlich und für viele Fragen im sozialen Zusammenleben irrelevant: Ob sich jemand Rock oder Hosen anzieht, auf die Männer- oder Damentoilette geht, sich Sara, Paul oder Robin nennt, das hat alles nichts mit den Keimzellen zu tun, die er produziert. Hier gibt es zwei Geschlechter. Alles was darüber hinausgeht ist sozial / kulturell konstruiert und es gibt folglich auch keine allgemeingültige richtige oder falsche Antwort.

Libertinaerer  03.05.2023, 13:23
Ich halte mich an das biologische Geschlecht im engsten Sinne.

Nein, Du hältst dich an den Teilaspekt der Fortpflanzung.

Das ist sicherlich für den Fortbestand der Menschheit im Allgemeinen sowie für viele die eigene Kinder haben möchten im Besonderen ein sehr wichtiger Aspekt.

Dennoch ist er auch im engsten Sinne nur EIN Aspekt des biologischen Geschlechts. Andere wichtige Aspekte wären z.B. die geschlechtsspezifische Wirkung von Medikamenten oder das geschlechtsspezifische Risiko von Erkrankungen.

Aber auch unser alltäglicher Gebrauch des Begriffs. Sehen wir z.B. einen "Mann" oder eine "Frau" nicht mehr als solche, wenn sie - aus welchen Gründen auch immer - unfruchtbar sind?

Du führst dafür als Kriterium "das eigentliche biologische Geschlecht, also die Keimdrüsen (Gonaden) oder Keimzellen" an. Und genau DA ist eben das "Problem": Es gibt u.a. auch Menschen, die absolut gesund und beschwerdefrei sind, zweifelsfrei ein eindeutig feststellbares vermeintlich "eigentliches biologisches Geschlecht" haben, also offiziell z.B. als "Mann" gelten, aber nicht nur auf andere als "Frau" wirken, sondern auch medizinisch überwiegend als solche behandelt werden müssen - oder auch nicht. Es kommt jeweils darauf an.

Es ist eben doch komplizierter.

Und deswegen sehen Humanbiologen auch das biologische Geschlecht als ein Spektrum an. DAS darf einem durchaus bewusst sein, wer beruflich damit zu tun hat, dem MUSS es bewusst sein, und wer auf Beziehungssuche ist, dem sollte es bewusst sein (auch wenn es für den suchenden Menschen ggf. überhaupt nicht wichtig ist).

Es sollte einem selbst und gerade dann bewusst sein, wenn man - je nach konkreter Notwendigkeit - dieses Spektrum an Möglichkeiten jeweils irgendetwas eher männliches, eher weibliches oder weder noch zu sein, der Bequemlichkeit halber auf "3 Geschlechter" oder "2 Geschlechter" oder was auch immer vereinfacht.

Das wissen viele Humanbiologen seit geraumer Zeit, keineswegs alle (bzw. es wollen auch nicht alle Biologen wissen - und wenn es nicht ihr konkreter Arbeitsbereich ist, ist es ja auch nicht weiter von Interesse), aber das ist ganz normal:

"Eine neue wissenschaftliche Wahrheit pflegt sich nicht in der Weise durchzusetzen, daß ihre Gegner überzeugt werden und sich als belehrt erklären, sondern vielmehr dadurch, daß ihre Gegner allmählich aussterben und daß die heranwachsende Generation von vornherein mit der Wahrheit vertraut gemacht ist." (Prof. Dr. Max Planck, Nobelpreisträger)

Deswegen finde ich es auch müßig, darüber zu streiten. Erklären wir es einfach unseren Kindern und machen sie mit der Thematik vertraut.

Und genau das geschieht ja auch - durch Anpassungen unserer Gesetze (Erweiterung der Geschlechtsangabe von 2 auf 3 Optionen), öffentlichen Diskurs (z.B. hier), Erfüllung des Bildungsauftrags (z.B. durch Schule oder öffentlich-rechtliche Medien) und auch schlicht durch gesteigerte Wahrnehmung, weil sich Betroffene nicht mehr verstecken, sondern aufklären (wie z.B. Emily Quinn) oder dadurch, dass intersexuelle - aber auch transsexuelle - Menschen in ganz normalen Unterhaltungssendungen mitwirken, die nun auch in diesem Bereich diverser werden (wie z.B. in Star Trek).

Und weil das alles geschieht, lehne ich mich entspannt zurück, und lasse der Natur ihren letztlich mortalen Verlauf ...

🤓

2
Onesimus  03.05.2023, 21:15
@Libertinaerer

Hallo Libertinaerer,

vielen Dank für deinen ausführlichen und überlegten Kommentar. Gerne antworte ich dir um einige Missverständnisse auszuräumen.

Du meinst, biologisches Geschlecht habe mehr Aspekte als nur den Aspekt der geschlechtlichen Fortpflanzung. Es gibt tatsächlich verschiedenste Ideen, was Geschlecht alles bedeuten könnte und das biologische Geschlecht äußert sich in verschiedensten Geschlechtsmerkmalen, Verhaltensweisen, statistischen Unterschieden zwischen den zwei Geschlechtern, die im Einzelfall selten eindeutig einen Rückschluss auf das biologische Geschlecht zulassen. Das nennen Biologen Sexualdimorphismus und Sexualverhalten. Diese werden durch das biologische Geschlecht beeinflusst, sie entsprechen diesem jedoch nicht immer und selten vollständig.

Biologisches Geschlecht ist entgegen deiner Annahme ein klar definiertes, einfaches und gut verstandenes Konzept, das sich einzig und allein auf geschlechtliche Fortpflanzung und die unterschiedlich großen Keimzellen bezieht:

To a biologist, "male" means making small gametes, and "female" means making large gametes. Period! By definition, the smaller of the two gametes is called a sperm, and the larger an egg. Beyond gamete size, biologists don't recognize any other universal difference between male and female.
[…]
Up to now we've come up with two generalizations: (1) Most species reproduce sexually. (2) Among species that do reproduce sexually, gamete size obeys a near-universal binary between very small (sperm) and large (egg), so that male and female can be defined biologically as the production of small and large gametes, respectively. Beyond these two generalizations, the generalizing stops and diversity begins!

Roughgarden, J. (2013). Sex versus Gender. In Evolution’s Rainbow: Diversity, Gender, and Sexuality in Nature and People. University of California Press.

Joan Roughgarden ist Prof. em. für Biologie und Editorin mehrerer Fachjournale für Biologie. Das Buch von ihr, aus dem ich zitiere, stellt vielfältigste "Aspekte" von Geschlechtlichkeit und Sexualität dar. Was sie alle vereint ist, dass sie geschlechtsbezogen sind, sich also je nach biologischem Geschlecht (teils nur statistisch) unterscheiden.

So auch die von dir angeführten Beispiele:

  • geschlechtsspezifischen Wirkungen von Medikamenten: Sie sind genau deshalb geschlechts- (und nicht etwa altersspezifisch), weil sie bei Männchen (kleinere Keimzellen) anders wirken als bei Weibchen (größere Keimzellen)
  • geschlechtsspezifisches Risiko von Erkrankungen: geschlechtsspezifisch genau deshalb, weil diese Erkrankungen bei Männchen und Weibchen verschieden häufig auftreten.

Du wendest ein, nach alltäglichem Verständnis könnten auch unfruchtbare Menschen weiblich oder männlich sein und scheinst zu befürchten, dass Menschen, die keine Keimzellen produzieren, nach der Definition des biologischen Geschlechts kein Geschlecht mehr haben. Ich verstehe den Einwand. Aber hört denn ein Auto auf, ein Auto zu sein, wenn es nicht mehr fahren kann ? Oder ist ein Herz kein Herz mehr, wenn es kein Blut mehr pumpt. Nein. Genauso ist es auch mit Männchen und Weibchen. Eine Weibchen bleibt ein Weibchen, auch nach den Wechseljahren, wenn es keine Eizellen mehr hat. Aus diesem Grund ist in der Definition in meiner Antwort oben nicht die Rede davon, dass Organismen tatsächlich Keimzellen produzieren, sondern lediglich davon dass sie darauf angelegt sind, dass Keimzellen produziert werden:

Hierbei werden die Organismen, welche darauf angelegt sind, die kleineren Keimzellen (Spermien, Pollen) produzieren männlich genannt. Diejenigen Organismen, welche darauf angelegt sind, die größeren Keimzellen (Eizellen) produzieren, weiblich genannt.

Wenn du diese und ähnliche Feinheiten weiter vertiefen willst empfehle ich dir diesen Artikel:

Rifkin, Maximiliana Jewett & Garson, Justin (2023). Sex by design: a new account of the animal sexes. Biology and Philosophy 38 (2):1-17.

Weiter gehst du auf DSDs ein, wenn du von Menschen schreibst, die (biologisch ?) männlich seien, aber weiblich aussähen und medizinisch überwiegend wie ein weiblicher Mensch behandelt werden müssten. Du denkst hier wahrscheinlich an den 5α-Reduktase-Defekt. Ja. Diese Menschen sind biologisch männlich, haben aber ein weibliches bis uneindeutiges äußeres Genitale. Diese Menschen werden medizinisch nicht "wie ein Mann" oder "wie eine Frau" behandelt, sondern wie ein Mensch mit einem 5α-Reduktase-Defekt. Ob sie "wie ein Mann" oder "wie eine Frau" behandelt werden ist individuell unterschiedlich. Die Mehrzahl möchte ab der Pubertät als Mann leben (und aussehen), andere als Frau. Beides ist möglich. Biologisch sind sie männlich, das heißt, sie können Spermien bilden. Nicht mehr und nicht weniger. Über Brustkrebsscreening, Körperbau, etc. sagt das biologische Geschlecht nichts aus. Um das zu verstehen muss man keine DSDs bemühen: Es gibt weibliche Menschen, die über 1,80m groß sind und männliche mit Körbchengröße D oder mit Brustkrebs.

3
Onesimus  03.05.2023, 21:30
@Libertinaerer

Ich weiß nicht genau, was du unter einem "Humanbiologen" verstehst, die biologisches Geschlecht angeblich als Spektrum verstehen. Fachleute für DSDs wie 5α-Reduktase-Defekt sind jedenfalls Endokrinologen. Deren Fachgesellschaft schreibt in einer aktuellen wissenschaftlichen Stellungnahme:

The classical biological definition of the 2 sexes is that females have ovaries and make larger female gametes (eggs), whereas males have testes and make smaller male gametes (sperm); the 2 gametes fertilize to form the zygote, which has the potential to become a new individual. The advantage of this simple definition is first that it can be applied universally to any species of sexually reproducing organism. Second, it is a bedrock concept of evolution, …

Bhargava A, Arnold AP, Bangasser DA, Denton KM, Gupta A, Hilliard Krause LM, Mayer EA, McCarthy M, Miller WL, Raznahan A, Verma R. Considering Sex as a Biological Variable in Basic and Clinical Studies: An Endocrine Society Scientific Statement. Endocr Rev. 2021 May 25;42(3):219-258.

Es sollte einem selbst und gerade dann bewusst sein, wenn man - je nach konkreter Notwendigkeit - dieses Spektrum an Möglichkeiten jeweils irgendetwas eher männliches, eher weibliches oder weder noch zu sein

Da stimme ich dir vollkommen zu. Geschlechtsmerkmale, Sexualdimorphismus und Sexualverhalten werden schon seit Jahrhunderten erforscht. Dass diese nicht diskret, sondern überwiegend kontinuierlich ausgebildet sind und selten trennscharf zwischen Weibchen und Männchen unterscheiden lassend ist lange bekannt. Diese Unschärfe betrifft allerdings nicht das biologische Geschlecht, also die Keimzellen. Das weiß jeder (Human)biologe. Und das nicht erst seit gestern. Denke mal darüber nach, was du eigentlich damit meinst, wenn du sagst, dass verschiedene Eigenschaften verschiedener Organismen "eher männlich" oder "eher weiblich" seien. Einige Beispiele nenne ich am Anfang meiner Antwort. Denke dir ruhig selbst noch ein paar andere aus oder lasse dich von Joan Roughgarden inspirieren. Am Ende des Tages wird nur eine Antwort immer stimmen: Die "eher männlichen" Eigenschaften kommen unter den Organismen dieser Spezies häufiger vor, die die kleineren Keimzellen bilden. Die "eher weiblichen" Eigenschaften kommen unter der Organismen dieser Spezies häufiger vor, die die größeren Keimzellen bilden. Das ist natürlich nicht offensichtlich, wenn man nur eine einzige Spezies wie den Menschen betrachtet, weil es innerhalb einer Spezies immer Surrogatmarker wie z.B. die primären Geschlechtsmerkmale, Geschlechtschromosomen, etc. gibt, die weitgehend zuverlässig mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmen.

Dass es im Personenstandsregister nun auch die Option gibt, "divers" als Geschlecht einzutragen finde ich, wie ich schon schrieb sinnvoll. Man sollte nur verstehen, dass die Biologie nicht Gesetzen gehorcht und dass das biologische Geschlecht, wie ich schon schrieb, für unser Zusammenleben, außer in Fortpflanzungsfragen, irrelevant ist.

Was die Bildung angeht, da laufen wir aktuell Gefahr einem inversen Sein-Sollen Fehlschluss aufzusitzen: Man meint, wenn biologisches Geschlecht binär wäre, dann sollten wir in binären Verhaltensmustern leben. Weil wir aber nicht in binären Verhaltensmustern leben sollen, kann auch das biologische Geschlecht nicht binär sein. Das ist falsch. Biologisches Geschlecht ist binär. Wir müssen nicht in binären Verhaltensmustern leben. Das ist kein Widerspruch. Sein impliziert nicht Sollen und Sollen impliziert nicht Sein.

3
Libertinaerer  04.05.2023, 11:59
@Onesimus

Long story short:

Man sollte nur verstehen, dass die Biologie nicht Gesetzen gehorcht

"Die Biologie" "gehorcht" niemandem (außer den Naturgesetzen natürlich).

Es sind wir Menschen, die das (abhängig von ihren wachsenden Möglichkeiten) Erfassbare aus praktischen Gründen in Begriffe und Definitionen abbilden.

Der Punkt ist, dass mit unseren wachsenden Erkenntnissen zwangsläufig auch Begriffsbedeutungen und Definitionen geändert werden (müssen), um Erkenntnisse einer höhere Komplexität adäquat zu beschreiben, bzw. damit zu arbeiten.

Hier nennen wir den alten Erkenntnisstand mit ihren veralteten Definitionen jetzt "klassische Biologie"/"classical biology".

Und, deswegen das Planksche Zitat: Es gibt bereits zeitgemäßere Definitionen, die die für uns heute relevante Humanbiologie besser abbilden, als die "klassische Biologie".

Aktuell.

Von Biologen.

Und auch jenseits der Biologen wird die Gesellschaft mit der "höher als bisher erlernten Komplexität" mehr und mehr konfrontiert. Ob sie "will" oder nicht.

Deswegen: Kein Streit, Begriffe/Definitionen ändern sich generell, die Biologie ist da keine Ausnahme, neue Generationen wachsen mit anderen Einflüssen auf, und irgendwann sind auch die hartnäckigsten Verfechter der "klassischen Biologie" tot.

🖖😚
1
Onesimus  04.05.2023, 17:34
@Libertinaerer
Es sind wir Menschen, die das (abhängig von ihren wachsenden Möglichkeiten) Erfassbare aus praktischen Gründen in Begriffe und Definitionen abbilden.

Das ist richtig. Um die Natur zu beschreiben benötigen wir Sprache. Verständliche Sprache. Und insbesondere in den Naturwissenschaften verständliche und möglichst trennscharfe Definitionen.

Ein Beispiel: "Energie" und "Kraft" mögen im Alltagsdeutsch eine nahezu deckungsgleiche Bedeutung haben: "Ich habe keine Kraft mehr" ≈ "Ich habe keine Energie mehr". In der Physik sind sie verständlich und trennscharf definiert. Kraft ist eine messbare Größe, Energie ist eine abstrakte Erhaltungsgröße. Genauso sind die biologischen Begriffe "weiblich" und "männlich" verständlich und trennscharf definiert.

Der Punkt ist, dass mit unseren wachsenden Erkenntnissen zwangsläufig auch Begriffsbedeutungen und Definitionen geändert werden (müssen), um Erkenntnisse einer höhere Komplexität adäquat zu beschreiben, bzw. damit zu arbeiten.

Ja, das kann passieren. So ändert sich z.B. regelmäßig die Taxonomie in der Mikrobiologie, weil es z.B. neue Erkenntnisse aus der Genetik / Bioinformatik gibt.

Aber welche (neuen) Erkenntnisse gibt es denn, die eine Neuzuordnung der Geschlechter oder gar Neudefinition des Begriffes "biologisches Geschlecht" rechtfertigen würden?

Neue Erkenntnisse gibt es ausschließlich zur Genese des Sexualdimorphismus. Inwiefern machen diese eine neue Definition erforderlich (und wie lautet die neue Definition) ?

Es gibt bereits zeitgemäßere Definitionen, die die für uns heute relevante Humanbiologie besser abbilden, als die "klassische Biologie".

Oh, da liegt der Hund begraben.

Erstmal zur Humanbiologie: Humanbiologie ist etwas anderes als Biologie. Wenn man seine Sicht nur auf den Menschen einengt, dann läuft man Gefahr, einen anthropozentrischen Fehlschluss zu begehen. Deshalb schrieb ich:

Das ist natürlich nicht offensichtlich, wenn man nur eine einzige Spezies wie den Menschen betrachtet, weil es innerhalb einer Spezies immer Surrogatmarker wie z.B. die primären Geschlechtsmerkmale, Geschlechtschromosomen, etc. gibt, die weitgehend zuverlässig mit dem biologischen Geschlecht übereinstimmen.

Mit der Annahme es gäbe Definitionen, die die Humanbiologie besser abbildeten und mehr als zwei (humanbiologische) Geschlechter zuließen, handelst du dir ein Problem ein. Du führst damit ein neues Konzept ein und der Begriff "(biologisches) Geschlecht" wird mehrdeutig:

Ich sage: Es gibt genau zwei biologische Geschlechter: männlich (Spermien, Pollen) und weiblich (Eizellen).

Du sagst: Es gibt ein Spektrum an humanbiologischen Geschlechtern.

Diese Aussagen widersprechen sich nicht. Wir hätten die ganze Zeit einfach nur aneinander vorbeigeredet. So wie zwei Menschen die sich über einen Hahn streiten: Einer meint, der Hahn quietsche beim drehen. Der andere meint, der Hahn quietsche nicht, er krähe. Es gibt hier keinen echten Widerspruch Sie reden einfach nur aneinander vorbei.

Wenn dem so wäre, dann wäre dein Widerspruch hinfällig. Wir hätten einfach aneinander vorbeigeredet. Ich würde sagen: "Ich meinte doch das biologische Geschlecht, davon gibt es zwei.", du würdest sagen: "Stimmt. Das meinte ich aber nicht, sondern ich dachte an menschliche Geschlechtsmerkmale und davon gibt es viele" und wir würden feststellen dass dies verschiedene Dinge sind und wir uns eigentlich einig sind.

Das glaube ich allerdings nicht. Ich glaube, wir haben hier einen echten Widerspruch. Wir reden nicht über verschiedene Dinge, die nur zufällig den gleichen Namen haben. Oder etwa doch ?

Um das zu wissen müsstest du die neuen und angeblich für die Humanbiologie besser geeigneten Definitionen nennen und nicht nur ihre Existenz postulieren.

Bitte nenne also diese neue(n) Definition(en).

Wenn du keine Definition kennst (ich kenne keine), können wir uns vielleicht mit einer Definition durch Aufzählung behelfen und du nennst einfach ein paar Beispiele, wo du denkst, dass eine neue "humanbiologische" Definition abweichend sein müsste und erklärst, was daran besser ist.

Ich bin gespannt. 🤓

2
3

Offiziell 3: Weiblich, intersexuell oder männlich.

Zumindest was das biologische Geschlecht (die "Geschlechtsausprägung") betrifft.

Das ist das, was wir gemeinhin unter "Geschlecht" verstehen.

Das Gehirn kann aber davon abweichen (die "Geschlechtsidentität"). D.h., im Spiegel erwartet das Gehirn, z.B. einen Mann zu sehen (weil es sich in dem Beispiel männlich entwickelt hat) obwohl es der Körper sich weiblich entwickelt hat (dann ist man transsexuell).

Das hat dann aber mit dem eigentlichen Begriff "Geschlecht" nichts zu tun, wird aber gerne verwechselt.

So oder so: Weder Geschlechtsausprägung noch Geschlechtsidentität sind in 3 Zuständen abbildbar. Es gibt nicht DEN Mann, DIE Frau, DEN intersexuellen Menschen. Geschlecht ist ein Spektrum an Möglichkeiten, so wie man auch nicht Nase A, B oder C hat.

Lesetipp: https://www.gutefrage.net/frage/wie-viele-geschlechter-gibt-es-11#answer-389530879

Da habe ich das genauer erklärt, u.a. mit 2 besonders sehenswerten Videos: Im ersten erzählt die Intersexuelle Emily Quinn dazu, und im letzten Dr. Mai, was die Wissenschaft dazu sagt.

paradox1899  04.05.2023, 17:45
Offiziell 3: Weiblich, intersexuell oder männlich.
Zumindest was das biologische Geschlecht (die "Geschlechtsausprägung") betrifft.

Das ist nicht korrekt. Die Biologie kennt kein drittes Geschlecht. Eine geschlechtschromosomale Anomalie stellt kein eigenes Geschlecht dar. Das nennt sich auch das Gesetz der allgemein bipolaren Zweigeschlechtlichkeit.

3
GoodRuby  04.05.2023, 18:27
@paradox1899

Danke für den Kommentar

der Gesetzgeber hat eine 3. KATEGORIE bzw. eine 3. OPTION für Intersexuelle im Pass geschaffen

von "3. Geschlecht" war da NIE die Rede!

den Schwachsinn mit dem "3. Geschlecht" haben die Medien erfunden, eben Leute, die von Biologie null Ahnung haben und Aufmerksamkeit erregen wollen

1
Libertinaerer  04.05.2023, 18:42
@GoodRuby
den Schwachsinn mit dem "3. Geschlecht" haben die Medien erfunden, eben Leute, die von Biologie null Ahnung haben und Aufmerksamkeit erregen wollen

Na ja, Umgangssprache halt.

Es gibt biologisch kein "3. Geschlecht", sondern es ist eine praktikable Vereinfachung des Umstands, dass es mehr gibt als Geschlecht W und M.

So wie die Reduktion auf die Geschlechter W und M eine unter dem Gesichtspunkt der Fortpflanzung prakikable Vereinfachung des Umstands ist, dass es sich bei den Möglichkeiten dazu nicht um 2 handelt, sondern um ein Spektrum.

Aber ob und wenn ja wie sich jemand fortpflanzt, ist für den Staat wohl grundsätzlich erstmal nicht von Interesse ... 😁

0
GoodRuby  04.05.2023, 18:46
@Libertinaerer
Na ja, Umgangssprache halt.

inhaltlich falsch...

biologisch falsch...

begrifflich falsch...

führt zu falschen Schlussfolgerungen...

 dass es sich bei den Möglichkeiten dazu nicht um 2 handelt, sondern um ein Spektrum.

ne, das ist die konfuse Interpretation von Soziologen, die weder von Biologie, noch von Medizin haben...

das biologische Geschlecht ist kein "Spektrum" und wird es niemals sein

individuelle Geschlechtsausprägungen machen das biologische Geschlecht nicht zu einem "Spektrum"

das biologische Geschlecht bleibt immer bei 2 = männlich und weiblich

0
Libertinaerer  04.05.2023, 19:06
@GoodRuby

Darauf darfst Du gerne bis auf das Sterbebett vehement beharren!

🖖😎
0
Libertinaerer  04.05.2023, 19:13
@GoodRuby

PS: Ah, neuer Account. Lange nichts mehr von dir gehört. Nicht vermisst. 🤭

1
2

Eigentlich hätte ich am liebsten für "es gibt nur 1 Geschlecht" gestimmt...

Ich dachte das hatten wir noch nicht und ich wollte mal was frisches dazu beitragen.

Für mich gibt es nur 1 Geschlecht weil ich das so möchte und ich möchte das alle Menschen das nun auch so sehen...wenn nicht dann ist das Menschenverachtende Diskriminierung und super rechts ist es auch!

2

Mann und Frau. Was soll es auch anderes geben. Vielleicht noch "kein geschlecht", dass ist aber eher psychisch.

Alles andere sind eigentlich sexuelle Orientierungen.

LunarEclipse  01.05.2023, 18:53

Sexuelle Orientierungen sind "alles andere" nicht. Die Geschlechtsidentität hat nichts mit der sexuellen Orientierung zu tun.

4
Finja27727  01.05.2023, 19:45

ich würde Plincheeees komentar ergänzen :
es gibt intersex Menschen die beispielsweisd YXX (gibt noch einige andere ) genosomen habnén und nicht in die binären geschlechter passen

3
Plincheeee  02.05.2023, 00:47
@Finja27727

Es gibt auch Personen mit YXX Genosomen, die dennoch eine Vagina und Brüste haben und als cis Frau leben.

Auch biologisches Geschlecht ist nicht eindeutig.

2