Was haltet ihr von Atomkraftwerken?

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Meine Antwort: Klares JEIN.

Wohin mit dem radioaktiven Müll? Aber es stimmt, dass es neue Konzepte gibt, so dass kaum noch radioaktiver Müll entsteht und auch die radioaktiven Altlasten schnell abklingen lassen.

Es kommt nicht von ungefähr, dass die Atomkraft eine Renaissance erlebt, auch in der EU.

https://www.euractiv.de/section/energie-und-umwelt/news/steht-europa-vor-einer-atomkraft-renaissance/

Am 18. Mai 2022, drei Monate nach dem Einmarsch Russlands in der Ukraine, schlug die Europäische Kommission vor, das EU-Ziel für erneuerbare Energien bis 2030 auf 45 Prozent anzuheben. Dieses Ziel wurde später vom Europäischen Parlament im September desselben Jahres bestätigt.
...
Am 16. Juni erhielt Frankreich schließlich eine offizielle Erklärung der Europäischen Kommission, in der die Rolle der Kernenergie bei der Verwirklichung der Ziele der Dekarbonisierung der EU-Wirtschaft anerkannt wird – das Ergebnis eines intensiven Jahres der Lobbyarbeit, die durch Frankreichs Gründung einer Pro-Atomkraft-Allianz aus 14 EU-Ländern unterstützt wurde.

Am vielversprechendsten sieht wohl dieses Konzept aus:

https://de.wikipedia.org/wiki/Dual-Fluid-Reaktor

In beiden Fällen sollen nur Spaltprodukte übrigbleiben, die innerhalb von 300 Jahren auf eine Radiotoxizität unterhalb der von Natururan abklingen, ein geologisches Endlager nach den Maßstäben des Standortauswahlgesetzes sei deutlich leichter zu errichten.  ... Zudem soll der Dual-Fluid-Reaktor auch Thorium nutzen können. Damit würden die Kernbrennstoffressourcen der Erde für tausende von Jahren ausreichen. 

Meine Meinung zusammenfassend: Ja, mit der neuen Technologie kann Atomkraft sicher, zuverlässig und sauber sein.


SchlimmerJimmy  09.12.2023, 10:54
Woher ich das weiß: Studium / Ausbildung – Dr.rer.nat. Dipl.-Chem. Dipl.-Phys.

StGB §132a: Wer unbefugt inländische oder ausländische Amts- oder Dienstbezeichnungen, akademische Grade, Titel oder öffentliche Würden führt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu einem Jahr oder mit Geldstrafe bestraft.

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ein Risiko von vorgestern. Eine Schnellabschaltung ist kein Problem, das Problem beginnt erst mit der Nachzerfallswärme und ihrer Abführung. Eine Technik, die aktive Systeme zur Verhinderung von Katastrophen braucht, ist unbeherrschbar, weil die Wahrscheinlichkeit für den gemeinsamen Ausfall aller Systeme nie genau null sein kann. Wenn aber der Eintretensfall inakzeptabel ist, wie bei der Evakuierung von Millionen Menschen, dann ist bei o.g. Wahrscheinlichkeit größer null die ganze Technik inakzeptabel, auch wenn die Wahrscheinlichkeit gering ist. Die Höhe der Wahrscheinlichkeit ist in den Anfangsjahren der Kernkraft theoretisch berechnet (um nicht zu sagen schöngerechnet) worden, die gemessene Wahrscheinlichkeit hat zwei Fälle innerhalb von 30 Jahren gebracht und ist deutlich höher.

mein Hintergrund: ich habe in den 1980ern für Kernkraftwerke Datenbankprojekte und andere Programmierarbeiten (u.a. Reaktorschutzprüfung) gemacht und bin oft in Biblis und mehrmals in Gundremmingen* gewesen, weiß also wie die Dinger funktionieren. Ich habe mein Leben lang in mein Eigenheim investiert und keine Lust, es wegen eines dämlichen Defektes in Windrichtung verlassen zu müssen.

*) Das ist alles in einem Deutschland gebaut worden, in dem Züge noch pünktlich kamen, und in dem Bahnhöfe und Flughäfen in vernünftigen Bauzeiten fertig wurden. All das ist nicht mehr so - dem Deutschland von heute traue ich solche Bauprojekte nicht mehr zu, selbst wenn ich dafür wäre.

Es mag sein, dass es Nischen gibt, in denen die Atomkraft auch in Zukunft eine Rolle spielen wird. Leider war das in der Vergangenheit sehr stark mit dem Streben nach eigenen Atomwaffen verbunden. Einer der Gründe, warum Frankreich bspw. so viele AKWs hat, ist der, dass man nach erfolgter Aufrüstung mit Atomwaffen mehrere tausend Staatsbedienstete nicht einfach entlassen wollte und deshalb das Atomprogramm für die zivile Nutzung umwidmete.

Allerdings werden in den USA momentan auch Projekte zu den neueren SMRs abgebrochen, weil man merkt, dass regenerative Energiegewinnung wesentlich günstiger ist.

Das Problem an der Kernkraft ist nämlich ihr hoher Preis. Innerhalb von 60 Jahren hat Deutschland 2000 Mrd € nur in diese eine Technologie gesteckt.

Verschwinden wird die Atomkraft also in den nächsten 100 Jahren sicherlich nicht. aber sie wird wegen des hohen Preises für die allgemeine Zivilbevölkerung keine nennenswerte Rolle spielen.


Harrass  08.12.2023, 15:42

Au weia. Die Fantastilliarden der Atomkraft.

Quelle: FÖS, ein kleiner deutscher Öko Verein der im Auftrag von Greenpeace Gründe gegen Atomkraft finden sollte.

Hier mal was wir (zumindest bis 2008) tatsächlich gezahlt haben. Paar hundert millionen.

https://www.energiewendebuendnis.de/Aktionen/Kosten_Atom_BT_Anfrage.pdf

Zum vergleich:

Die tatsächlichen Kosten der EE Wende

https://media.discordapp.net/attachments/170398496912834561/882739312930738216/Kosten_der_Energiewende_in_Deutschland.png?width=1183&height=621

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Avicenna89  11.12.2023, 15:07
@Harrass

Abgesehen davon, dass ich eine Null zu viel genannt hatte, die Studie ist plausibel, wenn man zudem bedenkt, dass allein der Staat mit den Angaben zu dem von dir zitierten Fragenkatalog knappe 30 Mrd € auf den Tisch gelegt hat. Bau, Betrieb und Entsorgung kommerzieller Anlagen waren da, wenn man das genau liest, noch gar nicht drin.

Andererseits muss man auch beachten, dass die "Kosten der Energiewende" ein sehr dehnbarer Begriff sind. Wenn man nur das Diagramm anschaut, könnte man den Eindruck gewinnen, dass das rein der Ausbau erneuerbarer Energieträger wäre. Allerdings ist es sehr plausibel, dass darunter auch der ohnehin in naher Zukunft nötige Rückbau immer teurer werdender fossiler Kraftwerke und die damit verbundenen Altlasten fallen. Schließlich wird ein Kohlekraftwerk nicht nur abgebaut, weil es klimaschädlich ist sondern auch, weil es früher oder später auch einfach nicht mehr wirtschaftlich ist, einen immer knapper werdenden, immer teurer zu fördernden Rohstoff zur Energiegewinnung zu nutzen.

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Mit etwas Nachdenken müsste eigentlich jeder normal veranlagte Mensch zur Erkenntnis kommen, dass Atomkraft ausgesprochen sinnvoll und umweltfreundich ist!

Dass es bei uns Gegner gibt ist bedauerlich, aber eben der Beweis, dass Dummheit ein wesentliches Merkmal der menschlichen Gesellschaft ist.


Eisenschlumpf  07.12.2023, 12:56
umweltfreundich

Nur für Nimbys, die weder Gewinnung der Rohstoffe noch Entsorgung der radioaktiven Kraftwerksbauteile beachten wollen.

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MeinName927  07.12.2023, 14:23
@Eisenschlumpf

Es ist eine Frage der Erkenntnis: Wo immer der Mensch seinen Fuß hinsetzt, beginnt die Zerstörung der Natur! Im Prinzip ist der Mensch ein selbstzerstörerisches Wesen.

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MeinName927  07.12.2023, 14:59
@Eisenschlumpf

Wo haben denn die alten Griechen, die Römer und und und ihr Feuerholz, ihr Schiffsbauholz etc. hergehabt? Die Berge rund um das Mittelmeer waren einmal bewalded.

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Harrass  08.12.2023, 15:49
@Eisenschlumpf

Der BN-800 läuft seit rund 2 Jahren mit Atommüll. Also zummindest mit Material aus alten Brennstäben.

Die Spaltprodukte werden gelagert und sind nach 300 Jahren unschädlich, aber das wird wohl keiner überprüfen können weil bis dahin unsere Zivilisation leider untergegamgen ist.

Denn die ökologische Kohle, das Öl und das Gas das wir statt dessen verbrennen haben leider den meesresspiegel um ein paar Meter angehoben und die Menschen die nicht ertrinken wollten haben einen Krieg angefangen.

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Eisenschlumpf  09.12.2023, 13:42
@Harrass
Der BN-800 läuft seit rund 2 Jahren mit Atommüll. Also zummindest mit Material aus alten Brennstäben.

Ja, mit Scheuklappen betrachtet. Aber der restliche Betrieb und was das mit Aufbereitung, Plutonium, Uran, Transmutation und besonderer Sorgfalt bei der Endlagerung zu tun hat, wird gerne unter den Strahlenteppich gekehrt.

aber das wird wohl keiner überprüfen können weil bis dahin unsere Zivilisation leider untergegamgen ist.

Mit der Ausrede kann man auch nicht überprüfen, ob anderer Atommüll wirklich tausende bis Millionen Jahre lang schädlich ist und kann das ins Meer werfen.

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Harrass  09.12.2023, 21:47
@Eisenschlumpf

Man kann ganz genau sagen wie lange Uran und Plutonium aktiv bleiben.

Deshalb ist es ja besser das zu verbrauchen. Auch besser für das Klima.

Man braucht besondere Sorgfalt beim Endlagern, das stimmt. Die meisten Spaltprodukte sind recht einfach in Wasser lösbar. Aber die 300 Jahre trocken zu halten ist jetzt nicht so kompliziert, geh mal durch eine Altstadt, da gibts genug Gebäude die älter sind als 300 Jahre, die keinen feuchten Keller haben.

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Da es derzeit keine bessere Möglichkeit gibt nahezu CO2 frei Strom zu produzieren sollten wir in Deutschland schnellstens alle verfügbaren Atomkraftwerke wieder aktivieren.

Desweiteren sollten Lehrstühle und Forschnung zur Weiterentwicklung der Kernkraft wieder aktiviert werden.

Das Abschalten der Atomkraftwerke hat nur negative Folgen gehabt:

  • hoher Strompreis
  • hohe Stromimporte von Atomkraftwerken im Ausland
  • längerer Betrieb der umweltschädlichen Kohlekraftwerke
  • mangelnde Versorgungssicherheit

Die so genannten erneuerbaren Energiequellen wie PV Anlagen und Windkraft könne nicht die Grundlast an 365 Tagen im Jahr sicherstellen. Sie sind daher nur als Ergänzung geeignet.