Was ist wichtiger, zwischenmenschliches Vertrauen oder alles immer rechtlich sicher dokumentieren, beweisen, im Zweifel eines Rechtsstreits?
Argumente dafür:
- Vertrauen ist die Grundlage jeder funktionierenden Beziehung – privat wie geschäftlich.
- Wer alles dokumentieren muss, signalisiert bereits Misstrauen – das kann Beziehungen sogar untergraben.
- In vielen Fällen ist es schlicht nicht praktikabel, alles schriftlich zu fixieren – insbesondere im Alltag.
Aber:
- Vertrauen kann enttäuscht werden – und dann?
- Ohne Beweise stehst du im Streitfall oft schlecht da – Aussage gegen Aussage.
- Manche nutzen „Vertrauen“ gezielt aus – also kann blinder Vertrauensvorschuss auch naiv sein.
Argumente dafür:
- Schützt dich im Streitfall – Gerichte urteilen nach Beweisen, nicht nach Gefühl.
- Klare Regeln vermeiden Missverständnisse schon im Vorfeld.
- Besonders bei größeren Dingen (z. B. Geld, Verträgen, Verantwortung) oft unverzichtbar.
Aber:
- Zu viel Bürokratie kann Misstrauen erzeugen.
- Menschen fühlen sich oft „kontrolliert“ oder „unter Verdacht“.
- Wer auf Paragraphen pocht, signalisiert: „Ich rechne damit, dass du nicht ehrlich bist.“
5 Stimmen
3 Antworten
Wer sich durch ordentliche Dokumentation kontrolliert fühlt, ist von vornherein nicht vertrauenswürdig.
Wenn's schief geht, wird das vorher viel-beschworene Vertrauen ganz schnell über Bord geworfen und gegen den Anderen verwendet.
Genau das zeigt sich regelmäßig bei Trennungen.
Kommt auf den Anlass an.
Geschäftliches und Berufliches - immer mit Beweisen. Auch der freundliche Händler und der nette Chef können sich zum Gegner entwickeln, wenn es Probleme gibt. Dann ist es unerlässlich, dass du deinen Standpunkt auch mit Beweisen hinterlegen kannst. Beispiel: mündlich abgeschlossenes Abo, das du im Gespräch gar nicht als solches erkannt hattest, oder mündlich genehmigte Fehlzeit, die dir hinterher als unentschuldigtes Fehlen angekreidet wird. Deshalb - immer ausdrücklich auf die Schriftform bestehen! Email gilt auch.
Im Privatbereich kommt es natürlich auf deine persönliche Urteilsfähigkeit an und auf deine Beziehung zur anderen Person. Wenn dir jemand, den du kaum kennst, etwas verspricht, ist eine gesunde Skepsis angebracht. Wenn ein vertrauter Freund dir etwas verspricht, kannst du dich meist darauf verlassen - es sei denn, er nimmt es nicht so genau mit den Versprechen, aber das weißt du dann ja vorher.
Im Zweifelsfall ist man auf der sicheren Seite.