Sollte ich meine Beschwerde bereuen?
Hallo,
letztens war mal wieder ein Amazon-Zusteller bei mir – derselbe wie schon beim letzten Mal. Ich wohne in einem Hochhaus im 14. Stock, aber wir haben zwei Aufzüge. Er muss also keine Treppen steigen oder Ähnliches.
Beim ersten Mal stand er plötzlich hektisch vor meiner Tür und meinte, er hätte mich überall gesucht. Ich sagte: „Sorry, aber Sie haben ja unten an der Gegensprechanlage nicht gefragt, in welcher Etage ich bin – das steht ja dort auch.“
Dann ging plötzlich sein Scanner aus. Man merkte richtig, wie gestresst er war – er war sichtlich genervt. Er redete schnell und unverständlich, ich verstand nur, dass ich ihm wohl das Etikett vom Paket geben sollte, weil der Scanner zu lange zum Neustarten braucht. Als ich es ihm geben wollte, schrie er mich plötzlich an: „Nein! Nein!“
Ich fragte: „Okay, was soll ich denn jetzt machen?“
Er sagte nur: „Hören Sie! Warten! Geben Sie mir das!“ – aber was genau er wollte, war mir immer noch nicht klar. Nach einer Weile ging der Scanner wieder, er scannte das Paket und ging.
Einen Monat später habe ich wieder ein kleines Paket bestellt – und wieder war er es. Ich habe mich extra schon an die Tür gestellt, damit er sie nicht suchen muss. Als er mit dem Aufzug ankam, rief er schon von Weitem: „Wieso nicht helfen? Ich suchen ganze Zeit!“
Ich verstand ihn wieder kaum. Er warf das Paket auf den Boden im Flur, ich ging langsam zu ihm und sagte: „Sorry Kollege, aber Sie sagten unten nur, ich soll die Tür öffnen – nicht, dass Sie Hilfe brauchen oder welche Etage.“
Ohne viel zu sagen ging er sichtlich gestresst zurück zum Aufzug. Ich musste dann barfuß raus und mein Paket vom Flur aufheben.
Ich habe wirklich Verständnis für die Zusteller, gerade zur Prime-Day-Zeit. Ich bestelle auch nicht oft, aber so ein Verhalten geht einfach nicht. Vor allem – was kann ich denn dafür?
Also habe ich bei Amazon angerufen, die Situation erklärt, und der Mitarbeiter meinte, er würde eine offizielle Beschwerde einreichen. Das Verhalten des Zustellers verstoße gegen die Amazon-Richtlinien.
Jetzt, ein paar Tage später, denke ich immer noch darüber nach. Was, wenn der Mann seine Familie mit dem Job ernährt? Vielleicht hatte er einfach nur einen schlimmen Tag. Irgendwie bereue ich die Beschwerde ein bisschen – obwohl ich immer noch nicht verstehe, was ich falsch gemacht haben soll.
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2 Antworten
Man wird wohl die internen Vorgänge prüfen und im Idealfall auch die den Hals nicht vollkriegende Disposition zur Rede stellen. Problem nur, in der Logistikbranche gilt das Eiserne Gesetz "So lange die Zahlen stimmen ist die Disposition unantastbar".
Zusteller sind immer im stress. Gestern erst hat einer ein paket fallengelassen, auf dem groß "ZERBRECHLICH" stand (zum glück ist nichts ernsthaft kaputt gegangen).