Hallo Franz577
Ich kann leider nicht aus Sicht der deutschen Regierung sprechen, und schon gar nicht darüber. Ich bin Architekt/Hochbautechniker in der Schweiz und ich kann dir erklären, warum es bei uns auch zu solchen Veränderungen gekommen ist.
Eins kann ich schon vorweg sagen, weniger Vorschriften müssen wir heute garantiert nicht einhalten, eher mehr! Sei es bei technischen Normen, wie auch energetische Massnahmen und zuguter letzt natürlich auch die Bauvorschriften. Diese sind in den letzten 20 Jahren extrem verschärft, präzisiert und umfangreich erweitert worden. Dies erhöht die Sicherheit der Gebrauchstauglichkeit und damit natürlich die mängelfreie Erstellung von Bauwerken.
Aber worauf deine Frage hauptsächlich hinausläuft ist ja, dass die Optik geändert hat. Das hat zum einen mit dem baugeschichtlichen Hintergrund zu tun. vor 40 Jahren waren Flachdächer hauptsächlich bei Fabrikgebäuden beliebt, diese waren aus statischer Sicht einfach mit Stützen zu konstruieren, unterhaltsarm und das Gesamtvolumen des Gebäudes blieb klein. Klar es gab auch Querdenker im Stile Bauhaus, die das Flachdach auch für das Einfamilienhaus entdeckt haben, jedoch hielt sich hier die Technik nicht wie heute. Flachdachabdichtungen mussten stetig ersetzt und repariert werden. Mit der heutigen Technik ist das alle kein Problem mehr und diese Dächer eignen sich für jegliche Art von Gebäude.
Optisch wurde durch Dachneigungen, Aufbauten etc Vorschriften erlassen, die das Dorf- oder Stadtbild geprägt hatten. Man wollte nicht, dass man aus der Reihe springt, und das ist heute auch so. In den sogenannten Kernzonen der Gemeinden und Städte (meist Altstadt) ist es immer noch so, dass die Dachformen streng vorgegeben sind, um das Bild zu wahren. In den in den 70er, 80er und 90er hinzugekommen Einzonungen von Bauland aufgrund der erhöhten Nachfrage, sind diese Vorschriften aufgrund "neuer" Quartiere auch die Vorschriften der individuellen Gestaltung geändert worden. Die Technik erlaubte es, dichte und zuverlässige Flachdächer zu erstellen und der Baustil der Moderne hat im privaten und breiten Spektrum der Bevölkerung Anklang gefunden.
In der Schweiz durchlaufen wir gerade raumplanerisch eine "Revolution". Zonen werden aufgestockt, mehr Geschosse, Wohnfläche und Nutzung auf bestehende Grundstücke angewandt, um verdichtet zu bauen. Dies zum einen als Landschaftsschutz und als Schutz von "Zersiedelung", das heisst weniger Einfamilienhäuser, weniger Verstreuung.
Ich hoffe ich konnte dir ein wenig helfen und die Sicht auf die Dinge etwas zu schärfen. Die Dachform ist das geringste "Übel". Du musst auch bedenken. Der Winkel ergibt sich meist aus Fassadenhöhe und der Firsthöhe. Je näher diese zusammenliegen, bzw. der Unterschied geringer ist, desto flacher wird das Dach. Vielleicht durften deine Eltern eine etwas höhere Fassade machen (weniger Kniestock), dafür musste aber das Dach flacher werden.... Es gibt immer mehr als nur einen Winkel, der die Dachneigung definiert. meist hängen Fassadenhöhen, Firsthöhen, Kniestock- oder Sockelhöhen damit zusammen.