Ich wurde schon oft gefragt, ob es sicher sei auf die Philippinen zu reisen. Nachdem die Reise geplant und beschlossen wurde, kommen nahe Verwandte und Freunde und äußern ihre Bedenken, was zu Verunsicherung führt. Die Frage nach der Sicherheit kann durch eine Gegenfrage beantwortet werden:
"Sie reisen in ein Land, das nicht den bei uns geltenden Rechtsprinzipien folgt und in dem Oligarchen unter dem Mantel einer Demokratie herrschen, in der Erschießungen ohne Anhörung und Verurteilung stattfinden und geduldet werden
... in dem immer wieder Touristen entführt und Lösegelder gefordert werden
... in dem die Abu Sayyaf Gruppierung und die ISIS stationiert sind
... in dem Anschläge und Entführungen in touristischen Orten angekündigt wurden
... in dem es etliche bewaffnete Privatmilizen und Rebellenorganisationen gibt
... in dem Korruption bis zum kleinsten Mann der Bevölkerung sowie bei Polizei, Behörden und Militär üblich sind
... in dem es zwar viele Gesetze und Regeln gibt, die aber nur selten eingehalten werden
... in dem Sie sich überall als "Weißer" deutlich abheben
... in dem eine Auftragstötung ab 100,- Euro zu bekommen ist
und da fragen Sie nach Sicherheit?
Nun hört man aber immer wieder von Touristen und auch Expats, dass es auf den Philippinen sicher sei und sogar sicherer als in Europa, wo es ja ebenfalls viele terroristische Anschläge gab. Man liest in Gruppen und Foren Sätze wie "Ich war gerade da und habe mich nie bedroht gefühlt", "Die Philippinen sind viel sicherer als Deutschland", "Alles nur Mediengeschwätz, es ist 100 % sicher". So ähnlich hätten sich allerdings auch die Entführten und z. T. Geköpften vor ihrer Entführung geäußert. Z. T. lebten sie lange auf den Philippinen und hatten sich nie bedroht gefühlt.
Solche Äußerungen beruhen auf Eindrücken von Momenten und im Falle von Expats auch auf der Tatsache, dass sie sich einfach sicher fühlen müssen, um dort leben zu können und sich diese Sicherheit selbst dreimal täglich erzählen müssen, um z. B. in ihrem Haus am Strand von Camiguin nachts ruhig zu schlafen.
Man muss ganz klar sagen, dass die Philippinen kein sicheres Reiseland sind.
Letztlich ist bleibt das Risiko eine Frage der Wahrscheinlichkeit und diese Wahrscheinlichkeit entführt oder verletzt zu werden, ist nach wie vor sehr gering. Im Bezug auf terroristische Anschläge gibt es den Global Terrorism Index (GTI), der deutlich macht, dass die Gefährdung auf den Philippinen deutlich höher ist als z. B. in Deutschland. Das ist ein Grund für die Länder Reisewarnungen auszusprechen. Ein weiterer Grund sind konkrete Hinweise auf terroristische Aktivitäten, die z. B. durch Geheimdienste gewonnen werden. Aber wie gesagt - es bleibt unwahrscheinlich, dass einem auf der Reise etwas passiert. Jedes Jahr reisen ca. fünf Millionen Ausländer als Tourist auf die Philippinen. Davon werden, sagen wir mal, bis zu fünf entführt. Also liegt die Wahrscheinlichkeit als Tourist entführt zu werden bei ca. 1:1000000. Vermutlich sogar noch geringer. Das ist gerade noch auszuhalten, aber es gibt nicht nur das Risiko der Enführung.
Wo hat man nun ein höheres Risiko und wo ist es ungefährlich auf den Philippinen?
Es gibt hauptsächlich zwei Kriterien, mit denen man die Gefährdung eines terroristischen Anschlags oder einer Entführung an einem Ort bewerten kann. Das erste Kriterium ist die Nähe zu den terroristischen Basen auf Mindanao. Das zweite ist die Attraktivität und Effizienz eines Terroraktes.
Die Terroristen auf Mindanao sind gut ausgestattet und verfügen über moderne Waffen und schnelle Boote. Alle Ziele, die direkt von Mindanao aus erreicht werden können, sind somit mehr gefährdet als weiter entfernt liegende Ziele. Die Effizienz eines Anschlags steigt aus Sicht der Terroristen mit touristischer Attraktivität des Ortes. Daher sind die Vorbereitung auf die Reise touristischen Hotspots wie Boracay, El Nido, Coron auch bei größerer Entfernung potentielle Ziele.
Sicher ist man damit in nördlicheren Gebieten, die nicht zu touristisch sind. Eine sicher ungenaue Linie könnte man von Puerto Princesa nach Tacloban ziehen. Nördlich von dieser Linie, außerhalb touristischer Zentren gibt es keine Bedrohung durch Terroristen.
Man muss also stark unterscheiden, wo man hinfährt. Das Risiko ist fast überall äußerst gering, steigt aber mit Nähe zu terroristischen Basen und in touristischen Zentren. Verbringe ich meine Zeit also auf Catanduanes, so tendiert das effektive Risiko gegen Null. Halte ich mich in Siquijor auf, ist das Risiko gering und besuche ich einen Freund in Cotabato, Mindanao, dann steigt das Risiko doch ziemlich an.
Auch ganz Mindanao als gefährlich einzustufen ist übrigens aus meiner Sicht falsch. Fragen Sie jemanden aus Davao, dann wird er immer erzählen, dass es dort viel sicherer sei als z. B. in Manila. Das allerdings ist dann auch sehr gefärbt durch die eigene Liebe zum Heimatort.