Hey, erstmal will ich dir sagen, dass du absolut nicht alleine bist mit dem, was du gerade durchmachst. Es klingt vielleicht komisch, aber das, was du gerade erlebst, ist ziemlich typisch für die ersten Fahrstunden. Autofahren ist eine total neue und ungewohnte Situation, in der du auf einmal extrem viele Dinge gleichzeitig beachten musst. Verkehr, Schilder, Schaltung, Spiegel, Abstand, Geschwindigkeit und vieles mehr. Dein Kopf arbeitet da auf Hochtouren und das stresst enorm. Genau deswegen reagieren viele so wie du gerade. Schlafprobleme, Übelkeit, Anspannung, kreisende Gedanken. Das ist total normal.
Was du beschreibst, dass du dich nach der Beinahe-Situation so schlecht fühlst, zeigt eigentlich nur, dass dir bewusst ist, wie ernst die Verantwortung beim Autofahren ist. Und das ist grundsätzlich erstmal gut. Viele machen am Anfang ähnliche Fehler. Dafür sitzt der Fahrlehrer ja auch daneben. Dass er dann in dem Moment lauter wurde, ist zwar unangenehm, aber ehrlich gesagt gehört das manchmal dazu, damit man die Situation sofort wieder unter Kontrolle bringt. Wichtig ist aber, dass er dir danach gesagt hat, dass es okay war, weil du ja noch am Anfang bist. Und genau das ist der Punkt. Nach drei Fahrstunden erwartet niemand, dass man schon sicher und fehlerfrei durch den Verkehr fährt. Du bist da, um zu üben, zu lernen und auch mal solche Situationen zu erleben. Nur so lernt man, mit ihnen umzugehen.
Vieles von dem, was dir gerade Angst macht, entsteht gar nicht durch das Fahren selbst, sondern durch den Druck, den du dir innerlich machst. Du willst es richtig machen, hast Angst vor Fehlern, Angst deinen Fahrlehrer zu enttäuschen, Angst, was andere denken könnten. Und dieser Druck blockiert mehr, als die eigentliche Fahrsituation. Die Gedanken kreisen, der Körper schaltet auf Daueranspannung, du schläfst schlecht, fühlst dich flau. Das ist leider eine typische Stressspirale. Es hat aber absolut nichts damit zu tun, dass du es nicht kannst oder dass du nicht fürs Autofahren gemacht wärst. Im Gegenteil. Menschen, die vorsichtig und achtsam an die Sache rangehen, haben oft später ein viel sichereres Fahrverhalten, weil sie von Anfang an Respekt vor der Sache haben.
Man darf auch nicht vergessen, dass das eigene Gehirn immer ein bisschen Zeit braucht, um sich an solche neuen komplexen Abläufe zu gewöhnen. Je öfter du fährst, desto mehr wird sich das alles automatisieren und desto ruhiger wirst du innerlich. Am Anfang muss das Gehirn jedes Detail bewusst steuern und das schlaucht wahnsinnig. Nach und nach läuft vieles automatisch und dann fällt dir auch das Drumherum leichter. Nur dafür braucht man halt Geduld. Und Geduld mit sich selbst ist oft das Schwerste.
Was dir vielleicht helfen könnte, ist den Druck ein Stück weit bewusst zu nehmen. Es geht in den Fahrstunden nicht darum, alles perfekt zu machen, sondern darum, Fehler zu machen und daraus zu lernen. Dein Fahrlehrer ist da, um dich genau bei diesen Fehlern aufzufangen. Er weiß, dass das passiert. Wenn du magst, sprich ihn vor der nächsten Stunde kurz an und sag ihm ehrlich, dass du im Moment ziemlich nervös bist. Meistens reagieren Fahrlehrer da sehr verständnisvoll drauf und versuchen dann, etwas entspannter an die Stunde ranzugehen.
Auch kleine Übungen könnten dir helfen, ein bisschen runterzukommen. Einfach mal vor der Stunde ein paar Minuten ruhig und tief durchatmen. Ganz simpel. Vier Sekunden einatmen, sechs Sekunden ausatmen. Mehrmals hintereinander. Das signalisiert deinem Körper, dass alles okay ist und du sicher bist. Und nach der Fahrstunde wäre es gut, wenn du dich irgendwie körperlich ein bisschen bewegst, damit sich die Anspannung abbaut. Ein kurzer Spaziergang, eine kleine Runde um den Block, irgendwas, was dich wieder ein bisschen erdet.
Das wichtigste, was du vielleicht gerade hören musst, ist dass du das schaffen kannst. Du musst nicht perfekt sein, du darfst Fehler machen, du bist noch ganz am Anfang. Dass du jetzt schon so reflektiert und vorsichtig bist, spricht eigentlich eher dafür, dass du am Ende mal ein sehr verantwortungsvoller Autofahrer sein wirst. Aber du musst deinem Kopf und deinem Körper die Zeit geben, sich an diese neue Aufgabe zu gewöhnen.
Ich wünsche dir von Herzen alles Gute.🫶