Ich habe meinen Freund kennengelernt als er NICHTS hatte. Sein Leben war zu dem Zeitpunkt in einer absoluten Tiefphase. Er wohnte bei Freunden, wusste nicht wie es für ihn weitergeht, auch wusste er, dass er seinen Job verlieren würde, es lief einfach nicht bei ihm. Er hatte keinen Führerschein und irgendwie auch keine Motivation für irgendwas. Er sagte: „Ich hätte niemals gedacht das ich mal so tief fallen könnte.“
Er ist von Anfang an super ehrlich damit umgegangen, wir hatten tolle, intensive Gespräche und ich habe mich immer wohl gefühlt wenn wir geredet haben. Er hat mir ein Gefühl von Geborgenheit gegeben. Mir war bewusst, dass es schwer werden könnte, weil er einfach für sich keine Perspektive hatte, aber da waren andere Dinge. Kleinigkeiten die für mich wichtig waren. Unter anderem seine Ehrlichkeit, seine Vorstellungen von einer Beziehung etc…
Ich habe ihm aus seinem Loch geholfen und ja, es war manchmal schwer, aber wir hatten so schöne Momente, mit Kleinigkeiten hat er mich so unfassbar glücklich gemacht das mir diese ganzen „Probleme“ egal waren. Heute, anderthalb Jahre später, hat er einen gut bezahlten Job, seinen Führerschein und wir haben ein gemeinsames Kind. Er ist wieder voll motiviert, genauso für mich da wie ich es für ihn war…
Jeder kann in die Situation geraten „nichts“ zu haben… was z.B. wäre wenn man mit jemandem 4 Jahre zusammen ist und plötzlich verliert dieser Mensch seinen Job und findet zeitnah nichts Neues - egal aus welchen Gründen. Dann trennt man sich ja nicht…
Man sollte aus allem das Beste machen und den Menschen mit seinem Herz sehen - jeder kann was haben und jeder kann alles verlieren. Wenn man einen guten Menschen gefunden hat, ist das heut zu Tage (für mich) wertvoller als jeder Cent der Welt.
Meine Oma hat mir mal erzählt, sie und Opa hatten eine Zeit so wenig Geld, dass sie sich lange Zeit nur von Kartoffeln, Brot und Reis ernähren konnten. Kein Fleisch, keine Marmelade. Es gab Brot, Butter, Kartoffeln, Reis und Salz. Aber diese Zeit hätte sie unglaublich zusammengeschweißt und rückblickend wäre das die wertvollste Zeit in 60 Jahren Ehe gewesen. Das hat mich als Kind schon total fasziniert…