Hallo Mentalio,
auch wenn es den Anschein macht, dass Euer Hund selbstbewusst und gefestigt ist, ist er es noch nicht wirklich.
Natürlich hat er - Dank Eurer liebevollen Zuwendung- seine Schreckhaftigkeit abgelegt. Es wäre interessant, warum der Hund beim Tierschutz gelandet ist. Er hat vielleicht auch schon schlechte Erfahrungen gemacht.
Er ist natürlich ein sehr agiler, verspielter Hund, der sehr viel Beschäftigung braucht. Der Border-Collie in ihm muss ausgelastet werden, sonst wird er bestimmte Marotten behalten, weil er unzufrieden ist, was die körperliche Auslastung betrifft.
Nebenbei- es ist sehr, sehr schwer eine gute Hundeschule zu finden, denn jeder kann eine Hundeschule aufmachen und die Erziehungsmethoden gehen auch weit auseinander, manche haben keine Ahnung.
Euer Hund hat es nie gelernt, stubenrein zu werden. Es wurde vielleicht auch teilweise akzeptiert dass er ins Haus "gemacht" hat. Fang an mit ihm, wie mit einem Welpen. Geh alle zwei Stunden mit ihm raus. Nach dem Fressen sowieso, aber gleich, aber kein Spiel beginnen- Magendrehung! Wenn er sich löst lob ihn sehr, aber sanft und leise, sonst könnte es sein, dass er "aufhört" vor Freude.
Auch nachts raus. Wenn Du es da "so" lässt, wird er es nie lernen. Es ist schwierig, aber Ihr schafft das mit viel Ausdauer.
Es gibt Hunde, die melden sich nie- einer meiner Hunde ist auch ein solcher- Du musst dann einfach immer mal wieder mit nach draußen gehen mit dem Hund, weißt mit der Zeit, wann er raus muss. Auch kleine, kaum sichtbare "Anzeichen" müssen beachtet werden . Unruhe, schmeicheln, hin- und hergehen.... Auch nach dem Spielen gleich nach draußen gehen.
Wie unterbindet Ihr denn das "anspringen"? Er hat diese Unart ja nur durch Bestätigung angenommen. Wenn er hochspringt, dreh Dich weg oder geh zurück und sag "Nein". Immer und immer wieder. Wenn er es dann mal nicht macht, lob ihn. Hier wäre es natürlich von Vorteil, wenn er schon das Kommando "Sitz" kann, denn dann lässt Du ihn absitzen.
Da er sehr verspielt ist , musst Du ein Mittelmaß von Lob finden, da er sonst aus Freude gleich wieder hochspringen möchte.
Wenn er an Euch knabbert, zeigt ihm deutlich durch ein lautes- nicht schreien- "Aua" und entzieh Dich ihm. Er merkt am Tonfall, dass dies nicht richtig war.
Den Hund niemals ignorieren-schlimmer geht es nicht! Niemals schlagen-eh klar. Niemals in den Kackhaufen oder Urinpfütze tauchen, nicht schreien. Hat er schon ins Haus gemacht, tu so, als wäre nichts, weg wischen, nicht schimpfen- sein Verhalten wird sich sonst verschlimmern.
Wenn Ihr in einer Gruppe trainiert, muss er vorher ausgiebig gespielt haben, sonst kann er sich nicht konzentrieren, da er nicht ausgelastet ist. Natürlich nicht so viel, da er sonst zu müde ist zum lernen. Das Lernen darf auch nicht zu viel sein, da er sonst überfordert/überdreht ist.
Er ignoriert Knurren anderer Hunde, zeigt keinen Respekt. Er braucht also einen Spielpartner, der im "über" ist und ihn auch "ermahnt". Ein älterer Hund wird ihn in seine Schranken weisen oder ein dominanter.
Was das Kotfressen betrifft, machen dies viele Hunde die früher- was das Fressen betrifft- zur kurz gekommen sind . Es hat nicht mit einem Vitaminmangel o.ä. zu tun. Leg ihm beim Spaziergang einen Maulkorb an. Es gibt extra welche im Internet zu kaufen, die für Hunde sind, die alles fressen. Ein normaler Maulkorb lässt es oft zu, dass auch Kleinigkeiten hindurch "finden". Bei der Bestellung steht auch genau, wie Du oder was Du beim Hund abmessen musst, damit dieser auch richtig sitzt.
Es kann sein, dass er dies Unart nie lässt, aber er ist noch jung...... Erst mal bei jedem Spaziergang anlegen, nach einigen Wochen zeitweise abnehmen, schauen was passiert und je nachdem mal weglassen oder bei jedem Spaziergang drauf.
Auch den Maulkorb tragen muss er erst lernen. Erst nur ein paar Minuten drauf- also daheim üben- viel loben. Dies den Tag über üben und immer längere Zeiten- jeden Tag. In der Zeit total aufpassen, dass er draußen nichts frisst, damit er kein Gift erwischt oder Pflanzen, die giftig sind für den Hund, Steine fressen.... dies kann schlimm enden.
Hunde sind an der Leine oft aggressiv, aber Euer Hund ist noch jung. Vielleicht hat er schlechte Erfahrungen gemacht. Hier kann aber auch wieder das nicht ausgelastet eine Rolle spielen. Wichtig ist auch hier ein Gehen an der Leine ohne Zug. Auch wenn er sich dann beruhigt und spielen möchte, hat er ja doch seinen Willen bekommen- er wurde für sein Benehmen belohnt, in dem er mit dem anderen Hund dann Kontakt aufnehmen kann und spielen.
Lenk ihn ab sobald ein andere Hund kommt, ein fixieren, bellen, knurren muss unterbunden werden. Dreh um mit ihm, geh außer Sichtweite, lenk ihn ab mit seinem Lieblingsball, versuch alles, um ihn abzulenken...., loben nicht vergessen.
Das Verhalten gegenüber Kindern kann ebenfalls in seiner Vergangenheit liegen. Kinder dürfen nie mit dem Hund alleine bleiben. Nicht, weil der Hund "böse" ist, sondern weil Kinder nicht immer sehr "pfleglich" mit dem Hund umgehen. Auch ein Reiten auf dem Hund, ihn drücken usw. geht gar nicht. Schwanz ziehen......, wenn der Hund sich dann wehrt, dann erst mal durch ein Knurren. Hunde, die sofort beissen, die wurden niemals ernst genommen- also das Knurren. Ein Hund darf in diesem Fall knurren, muss aber natürlich von den Eltern auch erkannt werden. Kinder müssen lernen mit Hunden respektvoll umzugehen.
Dies wurde bei Deinem Hund wahrscheinlich versäumt, wenn es nicht bei Euch gewesen ist. Ein Hund muss Kinder nicht- unbedingt -mögen, aber er darf sie natürlich nicht von sich aus "angehen". Meide Kinder. Wenn Du selber Kinder hast, dann wissen diese hoffentlich wie man mit dem Hund umgeht und was man nicht darf.
Ältere Kinder sind hier von Vorteil, keine wilden Kinder, ruhige....
Ich weiß, es ist furchtbar viel alles und ganz viel Mühe, aber er ist es auf jeden Fall wert-Euer Hund. Ihr habt Euch für ihn entschieden, lasst ihn nicht im Stich, er kann nichts für sein Fehlverhalten, daran ist immer der Mensch schuld.
Liebe Grüsse und "trotz allem" auch viel Freude mit Eurer Saftnase!