Moin!
Jetzt ma Butter bei die Fische und lassen wir mal diese Wunschwelt von wegen "die Armen und bescheidenen Menschen sind die Besseren" sein. Zunächst muss man sich klar machen, dass es in Deutschland die sozial anerkannte Norm ist, dass wir alle gerne möchten, dass wir Menschen und den Wert der Menschen nicht anhand von Geld bewerten. Wir mögen es, uns um Arme zu kümmern, alle möglichen Leute spenden usw. usw... Aber das beantwortet Deine Frage nicht.
Du hast (leider) Recht, auch wenn das keiner sehen will und sich alle heftig gegen wehren. Ich bin Statistikdozent für Wirtschaftspsychologen an einer Hochschule und kann Dir sagen:
- Es gibt einen Starken Zusammenhang zwischen Gesundheit/ Intelligenz/ Erfolgswahrscheinlichkeit/ etc und Einkommen der Eltern. Reiche Eltern investieren mehr in gute Bildung/ Erziehung/ Ernährung der Kinder.
- Es gibt einen Starken Zusammenhang zwischen Attraktivität und Intelligenz. Das liegt daran, dass wir mit Intelligenz manchmal die Nerds mit einer schmalen Begabung vorstellen, wie z.B. Die Figuren aus The Big Bang Theory. IQ ist aber ein Faktor über mehrere Dimensionen. Und ein steigender IQ (wie auch die Fremdeinschätzung der Intelligenz) korreliert stark mit der Attraktivität. Und Attraktivität übrigens auch mit Einkommen.
- Haben gute Laune: eingeschränkt. Sie leisten sich viel. Das ist wie ständige Belohnung. Natürlich scheint es ihnen besser zu gehen, dennoch sind tiefe emotionale Berührungen selten. Das ist wie Koks.
- viele Freunde: je reicher man wird, desto schwieriger werden soziale Kontakte. Jeden auf den Prüfstand zu stellen, ob es nun wegen des Geldes ist, ist anstrengend. Vor ein Paar Tagen wollte ich in Reykjavik, Island, zu einem Geburtstag, wusste jedoch nicht, wo ich klingeln sollte. Ein Typt hat mir aufgeschlossen und noch gemeinsam mit seinem Mitbewohner in seiner Wohnung mir geholfen, die richtige Adresse herauszufinden. Es war John Grant, ein ziemlich populärer Musiker, der nicht mal seinen Namen an die Tür schreibt aus Angst, falsche Freunde zu bekommen - in dem Moment, ging es aber nicht um seinen Rum oder Namen, nicht mal um ihn... hab ihn auch nicht erkannt, sondern erst im Nachgang davon erfahren
- weniger Probleme stimmt nicht ganz. Sie kommen tatsächlich mit weniger Hürden durchs Leben. Dennoch haben Sie häufiger psychische Erkrankungen. Das liegt zum Einen daran, dass Kinder reicher Familien häufig schwierige Familienkonstellationen haben bzw. durch mangelnde Zeit der Eltern unglücklich erzogen werden oder in starken Regelkorsetts stecken. Das liegt aber zum anderen auch daran, dass wohlhabendere (häufiger übrigens Akademiker) eher zu einem Psychologen gehen, als Ärmere. Einerseits aus finanziellen Gründen, andererseits auch dem Geschuldet, dass es unter Maurern weniger angesehen ist ein psychisches Problem zu behandeln, als unter z.B. Akademikern.
Unterm Strich würde ich jedoch nicht sagen, dass es "besser" geht. Sie haben keine existenziellen Ängste, die unsereins vielleicht hat. Sie gehen mit ganz anderen Summen um und haben verzerrte Vorstellungen von "viel" oder "wenig". Sie haben jedoch andere Probleme und Sorgen, als wir sie haben. Sie können die Entscheidung zwischen zwei paar Schuhen genau so belastend empfinden, wie wir unsere Entscheidungen manchmal wahrnehmen...