Insbesondere bei solchen fundamentalistischen Glaubensgemeinschaften werden solche erwiesenen wissenschaftlichen Sachverhalte im Rahmen der damit verbundenen Realitätsflucht geleugnet. Diese kann z. B. dann eben darin bestehen, dass man dogmatisch "einfach" an Kreationismus glaubt, weil einem die Realität viel zu komplex ist und man von ihr bzw. der sozialen Interaktion damit Angst hat. Genau mit dieser Angst spielen solche Vereinigungen dann bewusst (oder geleugnet, aber faktisch) und üben Macht über ihre Schäfchen aus.
Es geht dabei eben um "Glauben" und nicht um (besseres) "Wissen".
Wie widersinnig die Sache ist, zeigt sich gerade bei den Zeugen Jehovas extrem, weil ja die Dogmen nicht mal über Jahrtausende gewachsen und tradiert sind, sondern willkürlich von irgendeinem Amerikaner vor gar nicht allzu langer Zeit "einfach" schlichtweg auf seiner persönlichen wörtlichen Auslegung der Bibel statuiert und festgelegt wurden.
Sprich salopp gesagt: Da könnte jeder von uns daher kommen und seine eigenen Regeln aufstellen. Aus Narzissmus, aus paranoidem Berufungsempfinden und Sendungsbewusstsein, aus Willkür - auf jeden Fall nicht aus rationell und wissenschaftlich nachvollziehbaren Gründen.
Während man bei anderen Religionen noch glauben könnte, dass was dran ist und letztlich selber entscheiden kann, inwieweit man sich darauf einlässt oder die Sache mehr geschichtlich-traditionell versteht, wird es hier auf Basis purer Willkür als gegeben gesetzt und "Gläubigen" abverlangt, sprich, hier muss man sich im Friss-oder-stirb-Modus den erfundenen "Gesetzen" beugen. Das hat dann mit "Glauben" eigentlich nichts mehr zu tun, sondern geht eher in Richtung Gehirnwäsche.
Die Gründe für solche Wirklichkeitsfluchten sind vielfältig. So kann sich z. B. jemand in Ideologien und Dogmatiken verfallen, der draußen mit dem normalen Leben nicht zurecht kommt, weil tiefe, unbewusste Ängste gegenüber dem wahren Leben bestehen, er differenzierte Gefühle und Gedanken zulassen müsste, die er in seiner Schwarz-Weiß-Wahrnehmung der Welt aber nicht zulassen kann, sie auch gar nicht kennt. Eine gewisse Hilfslosigkeit, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen, also.
Dies wiederum kann nicht selten in einer entsprechenden Prägung im Elternhaus oder Herkunftssystem seinen Ursprung haben. Wenn da z. B. ein strenger Vater war, der dem Kind mit seinen vermeintlich richtigen extremen "Regeln" und Vorstellungen davon, was richtig oder falsch ist, indoktriniert hat, wird es mitunter auch im späteren Leben selbsternannten Autoritäten verfallen, die ihm die Vertrautheit dieses Musters wieder bieten und damit eine Heimat geben.
Oder das Kind hat vielleicht überhaupt keine Werte mitbekommen, schwimmt komplett und weiß insofern nicht was normal oder richtig ist und läuft deswegen Gefahr, von irgendwelchen Ideengebern vereinnahmt zu werden.
Dass diese Abgabe der eigenen Freiheit und Persönlichkeit, die man oft vielleicht gar nicht kennt, verbunden ist, wird den wenigsten oder erst zu spät klar - denn diese Erkenntnis zuzulassen wäre damit verbunden, die Verantwortung für sein Tun, Handeln, Denken, die Entscheidungen selbst in die Hand zu nehmen - wozu eben erst gewisse Ängste erkannt und überwunden werden müssten.
Solche Dinge sind zunehmend auch in der Politik linksgrün und rechts der Mitte zu beobachten, wo es dann innerhalb von gewissen isolierten, teils radikalen "Gesinnungsblasen" auch festgefahrene Ansichten gibt, die wider jegliche Vernunft und ohne Abgleich ihrer Relation mit der Allgemeinrealität und Umwelt teils extremistisch vertreten, aber als "normal" oder "einzig richtig" gesehen werden, während man sich selber demokratisch wähnt.
Fazit: Gesunder Glaube ist nichts Schlechtes. Glaube darf nicht pauschal mit Wissenschaft in einen Topf geworfen werden - das wäre wie Äpfel mit Birnen zu vergleichen. Aber die Wissenschaft kann objektive Kriterien liefern, ob Glaube diese Bezeichnung noch verdient, indem sie die Ursachen und Zusammenhänge bezüglich Extremen und radikalen Verirrungen beleuchtet, die die freiheitliche Selbstbestimmung des einzelnen oder der Allgemeinheit in Frage stellen.