Deine Kernfrage, ob das denn die Pubertät sei, lässt sich nicht ganz klar mit einem "Ja" oder einem "Nein" beantworten. Natürlich spielt die Pubertät bei vielem eine Rolle und fördert auch gerade innere Konflikte. So abgedroschen der Satz "Die Pubertät ist eine verwirrende Zeit." auch klingen mag, so wahr ist er auch. Gerade dann wird die Pubertät aber besonders schwer, wenn noch zusätzliche Faktoren greifen.
Du benennst diese sehr klar. Sehr früh musstest du "fast [wie] Erwachsene" handeln und dich um ein Kind sorgen, du bist auf wenig Aufmerksamkeit und auch in Tiefphasen, du hast sie als Depression beschrieben, kein offenes Ohr ausmachen können, um auch deinen Gedanken Luft zu machen. Auch frühes Mobbing, wie das, welches du bereits in der Grundschule erfahren hast, ist sicher vieles aber nicht förderlich für eine gesunde Entwicklung eines Selbstwertgefühles und blockiert damit auch ein stabiles Selbstbild.
Also bleibt es für mich bei einem "Jein". Sicher wird einiges auch auf die Pubertät, wie sie eben verlaufen kann, zurückzuführen sein aber auch die Umstände haben ihren Einfluss gehabt und dieser wird nicht unerheblich gewesen sein und auch bis heute nachwirken. Eine "alltägliche Geschichte" erzählst du schließlich nicht.
Die Resultate hast du auch, deine Selbstreflexion ist beeindruckend, bereits beschrieben.
"[...] Angst das mein Charakter nicht akzeptiert wird!""[...] was mache ich falsch?!""[...] das dicke Mädchen das von keinem gemocht wird [...]""[...] denke.ich, es liegt an meiner Figur."
Das ist genau das bereits angesprochene Selbstwertgefühl und Selbstbild, welches ich schon angesprochen habe. Du suchst den Fehler bei dir und jede erneute Abweisung trifft dich enorm. Während du die Beweggründe für eine Ablehnung suchst, scheinst du aber kaum um dich herum zu schauen - du schaust auf dich und findest nicht den Grund und bist nun bei deiner Figur stehen geblieben.
Nachvollziehbar, schließlich war das auch schon in der Grundschulzeit ein ausschlaggebender Faktor und dich selbst bezeichnest du auch selbst als "dickes Mädchen" ohne dies in Frage zu stellen, denn die Zahlen sprechen eine völlig andere Sprache.
Im Rahmen einer Therapie gibt es nahezu immer den Punkt, an denen man Grundannahmen hinterfragt und du vermittelst aktuell das Bild folgender Grundannahme:
"Wenn ich abgewiesen werde, dann bin ich schuld."
Es ist, wie schon erwähnt, nur verständlich aber nein, diese Schuld liegt nicht grundsätzlich bei dir. Ablehnung resultiert auch aus Desinteresse anderer Personen, aus Neid, fehlender Gemeinsamkeiten oder auch oberflächlichen Beurteilungen respektive Vorurteilen.
Es gibt viele Gründe.
Gründe auf die du gar keinen Einfluss hast und die auch keinen Fehler darstellen und die Tatsache, dass du diesen auch nicht finden konntest, ist dafür auch ein Zeichen - der Rückschluss auf dein Gewicht dementsprechend ein Resultat dessen, dass du dir nicht erlauben zu scheinst auch Fehler bei anderen auszumachen.
Schreiben kann ich nun natürlich viel. Ich könnte ein Buch schreiben und es hätte keinen direkten Effekt und nein, dass ist auch nicht schlimm. Selbst nach Jahren der Therapie hadere ich noch immer, in manchen Momenten, mit alten Grundannahmen und verfalle in manch ein altes Muster.
Verstehe es also nicht als eine Kritik an dir und vielleicht ist das auch der erste Schritt - du bist nicht verantwortlich für die Schwierigkeiten vor denen du heute stehst.
Du hast dir damals nicht diese Worte an den Kopf geworfen. Du hast dir nicht diese Verantwortung aufgebürdet. Du hast dir nicht das Gespräch verweigert und nicht zugehört.
Also nein, eine Schuld trifft dich auch dafür nicht.
Nun ist, du schriebst es selbst, eine Therapie kein schlechter Einfall.
Dich trifft, wie erwähnt, zwar nicht die Schuldigkeit aber so ungerecht es auch ist, musst du nun diese Situation für dich händeln und für dich aufarbeiten.
Dafür möchte ich nur auf deine Gegenargumentation kurz eingehen:
"[...] eine Frau die vor mir mit Block und stift sitzt, macht es wegen dem Geld, nicht weil sie sich wirklich interessiert für mich, [...]"
Natürlich möchte ein Therapeut Geld verdienen. Wie sollte er sonst leben, wenn er jeden Tag mehrere Stunden damit aufbringt, seine Therapie anzubieten? Er muss schlussendlich etwas verdienen, denn wäre dem nicht so, dann müsste er einer anderen Arbeit nachgehen und könnte eben diesen Job nicht machen.
Auf eigener Erfahrung kann ich dir an der Stelle nur sagen, dass es nicht rein um das Geld geht. Ich habe verschiedenste Therapeuten kennengelernt und tolle Erfahrungen machen dürfen, denn es besteht tatsächlich ein ehrliches Interesse. Solche Menschen gibt es und so hochnäsig es klingen mag - das zeige ich dir gerade. Schließlich widme ich deiner Frage gerade Zeit und das mache ich weil ich es möchte und weil mir etwas an deiner Geschichte liegt und ich mich freuen würde, wenn es dir besser ginge.
Ich kann es eben nur nicht den ganzen Tag machen, denn ich muss irgendwie Geld verdienen. Hätte ich die Option, dann würde ich es liebend gern den gesamten Tag und professioneller machen - nur würde ich dann auch etwas verdienen wollen.
Ich hoffe du verstehst, dass ehrliches Interesse nicht ausgeschlossen ist, nur weil jemand auch etwas verdienen möchte.
Wenn du Fragen hast zu dem Thema Therapie, dann scheue dich nicht zu fragen. Gerne kannst du auch privat schreiben, da genügt schon eine Freundschaftsanfrage. Ansonsten kannst du auch einfach hier einen Kommentar schreiben.
"Was Hilft mir noch? Wie kann ich aus mir rauskommen.... helfen Beruhigungs Tropfen o.ä?"
Du hast schon bewiesen, wie sehr du dich und dein Verhalten reflektieren kannst und ich glaube, dass du da auch ansetzen kannst. Ich habe versucht kleinere Impulse einzustreuen - beispielsweise die Grundannahme.
Es könnte dir neue Erkenntnisse liefern, wenn du diese vielleicht einfach mal in deine Gedankenwelt mit einbeziehst und schaust, was du vielleicht Neues über dich erfährst.
Damit wird nicht von heut auf morgen die Welt ganz anders aussehen aber es ist ein Beginn, wenn man mit neuen Ideen und Erkenntnissen durch den Tag geht.
Von Tropfen oder jeglicher Selbstmedikation solltest du jedoch absehen. Damit schaffst du dir im Zweifel mehr Probleme, als das es dir nützt, auch wenn ich den Impuls verstehe. Bitte sehe also davon ab. Sollte wirklich ein medikamentöser Bedarf bestehen, dann ist dies von einem Arzt zu entscheiden - in dem Falle von einem Psychiater (das ist nicht der Therapeut oder Psychologe, sondern der Fachmediziner).
Im Endeffekt glaube ich, dass du selbst schon auf vieles stoßen wirst aber eine therapeutische Unterstützung nicht fehl am Platze wäre, um all diese neuen Gedanken in eine konstruktive Richtung zu lenken und zu begleiten. Überlege es dir und wie erwähnt - Frage was du fragen möchtest, ich gebe mir Mühe dir so schnell wie möglich zu antworten.
Ich wünsche dir alle Gute und hoffe, dass es dir in absehbarer Zeit besser gehen wird.
Liebe Grüße.