Astronomie und Astrologie waren noch bis vor wenigen Jahrhunderten untrennbar miteinander verbunden. Der Mensch, den das Treiben am Firmament schon immer tief fasziniert hat, erkannte systematisch Regelmäßigkeiten in der (scheinbaren) Bewegung der Sonne und dem Lauf des Mondes sowie der Planeten durch die Sterne und Zusammenhänge zu ganz irdischen Vorgängen, etwa den Jahreszeiten.
So ist es nur allzu verständlich, dass unter den Menschen vergangener Jahrtausende die Idee aufkam, dass die Vorgänge am Himmel vielleicht als ein riesiges Buch zu verstehen sind, aus dem die "Qualität der Zeit" herausgelesen werden kann, die Gestirne also dem Zweck dienen den Willen der Götter anzuzeigen.
Hierfür entwickelten die Menschen praktische Beobachtungsmethoden und erste einfache Modelle, um den Lauf der Planeten, der Sonne und des Mondes vorherzusagen, erkannten, dass die "Wandelsterne" (wortwörtliche Übersetzung von "Planet": Wanderer) die Ekliptik durchlaufen, teilten den Tierkreis und die weiteren Sternbilder auf, konnten Sonnen- und Mondfinsternisse vorhersagen, sprich, die Menschheit begann mit systematischen Beobachtungen des Himmels, sie betrieb erstmalig systematische Astronomie.
Von der Idee durchströmt, dass der Lauf der Gestirne auch für den Menschen und seine Geschicke von Bedeutung sei, blieb es jedoch nicht nur bei der (astronomischen) Beobachtung: Primär diente die astronomische Beobachtung und das Sammeln der Daten dem Zwecke, um sie astrologisch zu verwerten, also anhand bestimmter Regeln zu interpretieren und Aussagen über die "Qualität der Zeit" zu treffen. "Wann wäre eine gute Zeit für den Krieg?" oder "Wie fällt die Ernte dieses Jahr aus" sind nur zwei Beispiele für die vielen Fragen, auf die sich die Menschheit durch das Betreiben der gottgegebenen Astrologie Antworten erhoffte.
Astronomie und Astrologie liefen also über Jahrtausende "Hand in Hand", mit der Zeit verbesserten sich die Beobachtungsmöglichkeiten dramatisch, die einst bedeutsame Astrologie verlor jedoch im Laufe des späten Mittelalters sowie der Renaissance mit dem Wandel im Menschen- und Weltbild zunehmend an Bedeutung und Ansehen.
Mit einem neuen Bild vom Menschen und vom Universum ausgestattet fingen die klugen Köpfe der Neuzeit an die astrologische Praxis und den "gottgegebenen" Status der Astrologie zu hinterfragen. Während die Astronomie perfektioniert wurde und auch weiterhin wird, erhielt die Astrologie langsam das Prädikat der "Scharlatanerie", da ihre theoretischen Grundlagen wissenschaftlichen Erkenntnissen widersprachen und ihre Prinzipien mit dem modernen, aufgeklärten Weltbild nicht mehr zu vereinbaren sind: Die Erde steht schließlich nicht im Zentrum des Universum, die Gesterne dienen nicht ausschließlich dem Menschen als Boten des göttlichen Willens, der Lauf der Planeten gehorcht einfachen physikalischen Gesetzen. Anstatt die Astrologie als "gottgegeben" hinzunehmen, wurde ihre Motivation hinterfragt und verlor schließlich die Akzeptanz der Fachwelt sowie (von wenigen Ausnahmen abgesehen) auch der Allgemeinheit.
Heute bescheinigen die modernen wissenschaftlichen Methoden, die auf den Gewinn intersubjektiven und allgemeingültigen Wissens ausgelegt sind, keinerlei über Zufallstreffer oder diffuse Übereinstimmungen ausgehende Präzision, was die "Qualität der Zeit" betrifft. Jede willkürlich zusammengewürfelte Form der Wahrsagerei, zum Beispiel das Herauslesen der Qualität der Zeit aus dem Blattwerk eines heiligen Baumes nach willkürlich definierten Regeln, erreicht vergleichbare Trefferquoten.
Das moderne Rollenverständnis ist also klar: Die Astronomen sind quasi die "Haushälter" des Universums und beschäftigen sich mit allem, was unser Universum an verschiedenen Objekten und Strukturen zu bieten hat. Sie klassifizieren diese Objekte, verbessern das Wissen darüber durch Beobachtungen und feilen an immer besseren Methoden zur immer besseren und präziseren Beobachtung. Erweitert wird die moderne Astronomie durch die Astrophysik, welche die Methoden der Physik auf himmlische Objekte, Phänomene und Strukturen anwendet, um auch ein theoretisches, quantitatives Verständnis zu erhalten. Beobachtung und wissenschaftliche Theorie, also Astronomie und Astrophysik, sind in unserer modernen Zeit untrennbar miteinander verbunden.
Während die Astronomie also das Bild des Menschen und des Universums revolutioniert hat und unser Selbstverständnis wie kaum eine andere wissenschaftliche Sparte prägt, hat die Astrologie hingegen die totale Bedeutungslosigkeit erreicht und wird nur von einer sehr überschaubaren Minderheit überhaupt noch ernst genommen. Aberglaube alleine, sei er noch so traditionsreich, reicht heutzutage eben nicht mehr aus.