Hallo zusammen,
ich habe lange überlegt, ob ich das wirklich frage aber es brennt mir sehr auf der Seele und ich würde gern wissen, wie ihr zu dem Thema Turnierreiten steht? Es würde mich sehr freuen, wenn sich jemand die Mühe macht das alles zu lesen, danke schon mal!
Früher dachte ich sehr idealistisch und das war es sogar früher mal. Meine Geschichte dazu: Ich bin auf dem Lande aufgewachsen, wir hatten ein riesiges Grundstück und dann irgendwann auch mal einen Pferdestall gebaut, in dem 4 Pferde Platz hatten. Nach und nach bin ich besser geworden im Reiten und bin Turniere geritten (bis L). Es war alles soo schön- 1x die Woche sind wir zu einem Trainer gefahren, der mir viele tolle Dinge beigebracht hat, nicht nur sportlich, sondern auch im Umgang mit Pferden. Z.B. sagte er so etwas wie "Je mehr Spannung sich aufbaut, desto mehr Spannung wird das Pferd entgegensetzen", daraus konnte ich lernen, die Zügel "mit zwei Fingern zu halten und das Pferd trotzdem in einer guten Anlehnung laufen zu lassen. Oder auch "Sporen trägt man nicht einfach, man muss sie sich verdienen, indem man jede sanfte Berührung bzw. Pferdehaar spürt (...) Sporen sind nur dafür da, um dem Pferd bei höheren Lektionen exaktere Hilfen zu geben". Daraus konnte ich auch wieder etwas lernen und mir wurde dann irgendwann zugetraut, dass ich diese tragen darf. Ich weiß Sporen sind verpönt, aber wenn es tatsächlich so ist, dass man das Pferd gerade mal wie mit einem leichten Fingerdruck damit berührt, fügt man dem Tier ja keine Schmerzen zu. Aber darum geht es mir auch nicht, zurück zum Punkt: Es gab früher so viele schöne Momente, die mich und mein Pferd miteinander eine tiefe Verbindung aufbauen ließen, das war z.B. auf der Weide in einer Sommernacht auf dem Pferderücken liegen und die Sterne beobachten, nach einem anstrengendem Training eine Massage für das Pferd, sie fand es offensichtlich toll da sogar die Unterlippe schwer wurde :D, oder einfach mal ohne jegliches Zaumzeug reiten. Vor und nach jedem Turniertag gab es einen Wellness-Tag fürs Pferd um am Tag der Dressurprüfung wurde darauf geachtet, dass alles perfekt ist und keine Hektik erst entsteht. Meine Eltern haben dafür gesorgt, dass weiches Zaumzeug und ein passender Sattel vorhanden ist, sodass alles so sanft wie möglich ist. Alles war so schön, besonders 2001, da waren wir fast immer ganz vorn dabei, im Protokoll standen Kommentare wie "eine schön anzusehende Harmonie", "sehr gute Losgelassenheit".
Das ist alles schon lange her, mein Pferd ist mittlerweile 28 und genießt ihre Rente der Weide meiner Mutter mit den anderen Pferden.
Ich wünsche mir so eine Zeit zurück aber ich war einfach nur schockiert, wie es in Reitställen wirklich abläuft. Ich habe einige Praktika in Dressurställen ausprobiert und war entsetzt, dass Pferde da nacheinander wie Sportgeräte abgefertigt, drangsaliert und gebrochen werden. Warum gibt es keinen liebevollen Umgang mehr mit Pferden im höheren Sport?