Mit mehr Vorschriften versuchen, das Tierwohl zu schützen - macht das Sinn?

Streunende und herrenlose Tiere sind schon lange ein Bild, das sich auch auf den Straßen Deutschlands verfestigt. Noch dramatischer wurde dieses Bild nach dem Ende der Corona-Pandemie, denn viele Tiere wurden einfach ausgesetzt. Im Zuge unserer Kooperation mit der "Tierhilfe Fünfseenland e.V." haben wir Fragen zu strengeren Reglementierungen gestellt - um welche Vorschläge es dabei ging und wie diese das Tierwohl fördern könnten, lest Ihr in diesem Artikel.

gutefrage-Redaktion
19.4.2024
Streunender Hund

Möglichkeit Nummer eins: Die nationale Kastrationspflicht

Die Tierheime deutschlandweit sind überfüllt, schon seit einigen Jahren schlagen die Organisationen deshalb Alarm. Zu wenig finanzielle Unterstützung, zu viele Tiere, die abgegeben werden - etwa auch, weil sie sich "unkontrolliert" vermehrt haben.

Es ist schon lange kein Ammenmärchen mehr: Tiere werden gekauft, teils sogar mit falschen Informationen über das Geschlecht des neuen Haustieres und am Ende werden aus einem Tier gleich mehrere. Dafür ist nicht jedes neue Zuhause ausgelegt und so kommt es, dass viele Tiere ausgesetzt oder abgegeben werden.
Natürlich gibt es dafür aber auch zahlreiche andere Gründe - Überforderung, Besitzer werden dem einst geliebten Tier überdrüssig oder für die Sommerferien wurde einfach keine Betreuung gefunden, da wird das Haustier kurzerhand am Straßenrand abgeladen.

Was sich hier so grausam liest, ist für viele Haustiere in Deutschland leider die traurige Wahrheit. Es gibt immer mehr Katzenkolonien, streunende und herrenlose Tiere und auch diese pflanzen sich fort.

Um dem entgegenzuwirken, gäbe es die Möglichkeit, eine nationale Kastrations - und Chippflicht einzuführen.

Dies könnte immens dabei helfen, die unkontrollierte Fortpflanzung gerade von streunenden Tieren etwas einzudämmen.

Doch nicht nur das: Eine Chippflicht könnte nicht nur dabei helfen, entlaufene Tiere schneller wieder heimzuführen, nein, sie könnten auch dabei helfen, wenn es darum geht, Straftaten, wie etwa das Aussetzen, zielsicher zu verfolgen.

Katze beim Tierarzt

Vorschlag Nummer zwei: Das Verbot von privaten (Hobby-)zuchten

Eine Savannah- Bengal-, oder eine Sphynx-Katze - sie sind exklusiv, sie sind teuer und sie sind vor allem eins: nach wie vor begehrt.

Dasselbe gilt bei Hunden, hier sind es vor allem die Rasse "Tibet Mastiff oder auch der "Saluki". Statussymbole in einigen Kulturen und extrem teuer.

Es ist also nicht verwunderlich, dass auch (illegale) Verkäufe der Tiere ein lukratives Geschäft sind.
Tiere werden geschmuggelt, teils unter den schlimmsten Bedingungen oder eben auf dem (teils mehr oder weniger) legalen Wege gezüchtet.

Doch was passiert eigentlich mit dem Zuchttier, wenn es nicht aussieht wie gewünscht? Letztlich läuft es auf dasselbe wie im vorigen Abschnitt hinaus - es gibt noch mehr Streuner, ausgesetzte Tiere und die Tierheime werden überrannt.

Die Frage ist also, wie man hier handeln könnte - der Vorschlag: private Zuchten, insbesondere, wenn es sich um Hobbyzuchten handelt, schlichtweg verbieten.

Hunde hinter Gitter

Strengere Vorschriften oder sogar gleich Verbote zum Wohle der Tiere? Ist das die Lösung? Das denkt die gutefrage-Community darüber:

Mit unserer "Meinung des Tages" stellen wir Euch jeden Werktag eine Frage, die zum Diskutieren und einen produktiven Austausch beiträgt.

Die beiden hier vorgestellten Meinungen des Tages entstanden in Kooperation mit dem Münchner Tierschutzverein "Tierhilfe Fünfseenland e.V." - wir freuen uns bereits jetzt darauf, im Zuge unserer Open House-Veranstaltung am 01.06.2024 die engagierten Mitarbeiter bei uns im Rahmen eines Workshop-Vortrages begrüßen zu dürfen.

Community-Experte pony äußerte sich zu beiden Meinungen des Tages, jeweils mit der Option "Andere Meinung und zwar..." - im Folgenden lest Ihr erst die Antwort zur Frage bezüglich der Kastrationspflicht und anschließend die Antwort zur Diskussion über ein Verbot privater (Hobby)Zuchten - diese mit einigen lehrreichen Anmerkungen:

  • körungspflicht für zuchttiere
  • verkaufsverbot für nachkommen ungezüchteter haustiere - lediglich entschädigung für den tatsächlichen aufwand bei abgabe.
  • kastration von haustieren muss von der neuen tierarztgebührenordnung ausgeschlossen werden und steuerfrei für den auftraggeber und abgabenfrei für den tierarzt sein und muss auf einem geringen betrag festgeschrieben werden.
  • übernahme der kastrations- und nachsorgekosten, wenn der halter von sozialbezügen lebt
  • notwendigkeit der kastration von haustieren, die nicht zu zuchtzwecken vorgesehenb sind, im tierschutzgesetz festschreiben, eventuell die kastration der männchen vorschreiben. bei weiblichen tieren ist die kastration nicht vorschriftsfähig, da sie mit höheren risiken verbunden und aufwendiger ist. unterscheiden nach tierarten, ausschreibung von tierlisten.

kurz - vermehrung von tieren so unattraktiv wie möglich machen.

dazu die einfuhr von tieren aus dem ausland beschränken. zum beispiel einfuhrverbote von strassenhunden und strassenkatzen aus anderen ländern. man könnte ja erst mal "retten", was sowieso in den einheimischen tierheimen rumsitzt.

Zur Antwort

es gibt fast keine berufszüchter.

und euch ist in der formulierung der frage genau der fehler passiert, der allen nicht sachlich tieraffinen personen passiert und auch vielen tieraffinen, die sich nicht so genau mit tierzucht befassen.

das, was ihr hobbyzüchter nennt, sind im bereich der pferde "hinterhofvermehrer" - vorwiegend werden da "shettys" produziert, die natürlich keine sind, weil weder stute noch hengst gekört sind. ich nenne diese tiere "kleinponys unbekannter herkunft", häufig im bereich qualzucht und voll mit erbkrankheiten.

so ist das auch bei vermehrung von tieren im allgemeinen - es kommt zu inzucht, damit gendefekten, über fehlende lebensqualität aufgrund körperlicher angeborener schwerstdefekte bis hin zu nicht-lebensfähigkeit - begehrte farbschläge sind da ganz vorne dran, weil auf bestimmten farbgenen auch bestimmte gendefekte "gespeichert" sind. das ist bei pferd und hund sehr gut erforscht. ich habe nicht nurr beruflich mit pferden zu tun, sondern die farbgenetik beim pferd im zusammenhang mit erbdefekten gehört auch zu meinen hobbys und ich halte mich da immer wieder auf dem laufenden.

ihr meint also gar keine "hobbyzüchter", sondern "hinterhofvermehrer".

berufszüchter müssen von sowas leben und dann wird es wieder schnell massentierhaltung.

das hat auch mit überfüllten tierheimen nichts zu tun.

die schwarzeinfuhr von tieren aus dem ausland, die ja oft in einem erbärmlichen zustand ist, muss auch für den käufer unter hohe strafen auch für ersttäter gestellt werden, für die verkäufer zu einem mindestens zehnjährigen einreiseverbot, zur beschlagnahmung und tötung des tieres. das muss RICHTIG abschreckend gestaltet werden, damit leute solche tiere nicht mehr kaufen.

kein markt, keine tierschuitzwidrige vermehrung.

die mitgliedschaft im vdh ist voraussetzung für hundezüchter, die rassehunde mit peditgree züchten wollen. die reglemente des verbandes sind ziemlich strikt. vdh züchter geben ihre tiere auch nicht irgendwem und es gibt natürlich wartezeiten, weil nicht beliebig produziert wird und so wenden sich leute, die vielleicht keinen hund bekommen, weil sie die voraussetzungen nicht erfüllen oder die keine lust haben, vier oder mehr jahre auf ihren wunschhund zu warten eben an die rücksichtslosen vermehrer aus dem ausland.

auch für rassekatzen, pferde, ziervögel, rassegeflügel, meerschweinchen, kaninchen etc. gibt es eingetragene seriöse zucht- und interessenverbände - fast durchweg von hobbyzüchtern als eingetragenen züchtern bedient. und das ganze ist absolut seriös.

von daher bin ich letztendlich doch froh, nicht zum open house event kommen zu können - ich würde mich bloss aufregen.

vielen dank für die frage. bevor ich mich aber jetzt endgültig mit fachlatein in rage rede, höre ich lieber auf 😎

Zur Antwort

Eindeutig für eine Kastrations- und Chippflicht spricht sich Nutzer HeinzHubert aus:

Welche Vor- und Nachteile hätten Chip- und Kastrationspflicht Eurer Meinung nach?

Vorteile: jedes Tier ist jederzeit einem Halter zuzuordnen. Nachteile: keine.

Welche ethischen Bedenken könnten mit dem Blick auf das Wohlbefinden der Tiere aufkommen?

Ich verstehe die Frage nicht. Wenn Tiere mit Amputationen oder blind super zurecht kommen und munter durch die Gegend springen, was sollen dann für Nachteile für das Wohlbefinden durch eine Kastration entstehen? Das scheint mir eine weitere Vermenschlichung der Tiere zu sein.

Wie könnten die Kosten für eine derartige Pflicht für Haustierbesitzer gestaltet werden, um Erschwinglichkeit und Zugänglichkeit zu gewährleisten?

Natürlich wird sich eine ordentliche Kastration nicht für 10 Euro durchführen lassen. Es ist ja eine OP, die bestimmte Vorarbeiten und Nachsorge erfordert. Und das wird jeder verantwortungsbewußte Tierarzt auch so machen.

Aber da sich die Menge an OPs erhöhen wird, kann man die was billiger machen.

Zur Antwort

Ganz anders sieht es William1307:

Ich bin gegen eine Kastrationpflicht, da es ein massiver Eingriff in die Gesundheit der Tiere ist.

Ich denke, das ist der falsche Ansatz. In Deutschland vermehren sich die Tiere nicht „unkontrolliert“ . Mal abgesehen von ein paar herrenlosen Katzen.

Diese Vermehrung ist doch gewollt und gezielt damit verdienen jede Menge Leute viel Geld . Ich würde eher reglementieren, dass Leute „ privat“ Hunde und Katzen vermehren und verkaufen können.

Und es wäre schon viel getan, wenn man mal diese unkontrollierte Zufuhr von Hunden aus dem Ausland eindämmen würde.

Zur Antwort

Wie sieht es mit dem Verbot privater (Hobby)Zuchten aus? Auch hier wurde fleißig diskutiert. jww28 spricht sich gegen ein Verbot aus, wohingegen Nutzer etjna ein solches Vorgehen durchaus begrüßen würde:

Ich würde sie nicht verbieten weil es einfach kaum zu kontrollieren ist ob jemand Tiere vermehrt.

Ich denke das man den Tierheimen ein besseres Image machen sollte das bedeutet für mich ein Umbau der vorhandenen Strukturen.

Denn ganz ehrlich meine Tiere waren zwar aus dem tierheim aber der Gang dahin war schwer es hatte was vom zahnarztbesuch, es war unangenehm sich da aufzuhalten weil die Tiere obwohl sie bei Tierschützern untergebracht waren litten. Das Gelände war verdreckt, es lag überall was rum von angefangenen arbeiten am Haus, es roch nach Kot und Urin, im hundehaus selber war es unbeschreiblich laut da bekommt man erstmal das Gefühl man muss alle retten und spürt das Leid der Tiere darin. So eine rationale Entscheidung zu treffen welches Tier zu ein passt ist mehr als schwierig.

Hinzu kommt halt auch immer moralische Keule die man bereits auf den Webseiten liest, natürlich muss es gesagt werden aber ich weiss nicht ob es an anderer Stelle angebrachter wäre denn es wirkt teilweise unfreundlich bis abschreckend.

Denn sind wir mal ehrlich wenn man ein Haustier will dann um sein Leben zu bereichern , es ist auch wenn es fies klingt ein Hobby was in erster Linie Freude und Spass bringen soll die vergeht ein aber oft schon auf der Startseite vieler Tierheime und spätestens auf den Hof.

Meiner Ansicht sollten die Tierheime nicht grösser werden das sind zuviele Tiere konzentriert auf einen Ort was immer Nachteilig ist, denn so vermehren sich ebenfalls Krankheiten (zb Zwingerhusten) als auch Parasiten (Flöhe und milben). Alle meine Tiere aus den heimischen tierheim brachten so auch Flöhe mit 🤷‍♀️

Ich fände es besser wenn man mehr kleine Tierheime schafft und das ortsnah und das Privileg kleiner Städte auch abschafft kein eigenes Tierheim zu haben. Und das man etwas mehr auf die Bedürfnisse der Kunden eingeht für die der Tierkauf auch romantisch verklärt sein kann weil sie sich freuen wollen ein Tier zu kaufen und nicht unbedingt das ungebremste Leid erfahren wollen.

Auch finde ich das man durchaus auch kaufmännischer an die Sache rangehen kann, einige Tierschutzvereine machen das ja schon das die Tiere nicht mehr völlig durch den Wind mittels Schnappschuss präsentiert werden sondern professionell fotografiert werden was immer ansprechender wirkt als das Tier mit großen Augen eingepfercht im Zwinger. Bei kleineren Strukturen haben die Mitarbeiter auch eine bessere Chance ihre Pfleglinge besser einzuschätzen.

Da ja nun zuviele Tiere da sind sehe ich die Pflicht bei der Stadt Abhilfe zu schaffen und das kann halt in meinen Augen eben der Neubau von kleineren Tierheimen verstreut in den Städten sein. Ich denke nämlich das es finanziell vielleicht erstmal mehr Geld kostet klar aber in Zukunft für mehr Toleranz sorgt und gleichzeitig auch Seuchen verhütet, da geht es meiner Ansicht nach um mehr als nur den tierschutz sondern auch um unsere Gesundheit.

Zur Antwort

Ich denke bei den Preisen für Rassehunde blinkt schon bei vielen das Dollarzeichen auf den Augen...:). Aus reiner Tierliebe macht man sowas weniger hobbymässig .

Und wenn man beruflich züchtet und es wirklich richtig macht, ist der Aufwand schon groß und der Preis gerechtfertigt. Tierarzt kosten , Zeit für die Ersterziehung und Sozialisierung, RundumdieUhrbetreuung, Hygieneaufwand und Platzbedarf ist schon enorm und das geht als Berufstätiger quasi nicht.

Zur Antwort
Symbolbild für Statistiken

Beide Meinungen des Tages wurden mit der Möglichkeit abzustimmen gestellt - dabei sind die Ergebnisse zwar eindeutig, aber dennoch nicht so extrem, wie man vielleicht zu Beginn vermuten könnte.

Von denjenigen, die bei der Frage bezüglich einer Kastrations- und Chippflicht abgestimmt haben, sprachen sich 51% dafür und 32% dagegen aus. 17% hatten eine andere Meinung zum Thema.

55% der Abstimmenden sprachen sich außerdem in der Meinung des Tages bezüglich der Privatzuchten für ein privates Zuchtverbot aus. 36% sahen darin keinen wirklichen Gewinn. 9% hatten eine andere Meinung zum Thema.

Anmerkung: Bitte beachtet, dass die Abstimmungen natürlich nicht geschlossen werden und sich die Zahlen auf den Zeitraum beziehen, in welchem der Artikel verfasst wurde. Selbstverständlich können sich die Abstimmungsergebnisse jederzeit noch ändern.

Was denkst Du über diese Vorschläge, die zugunsten des Tierwohls gehen sollen? Macht eine Kastrationspflicht Sinn? Sollten private Hobbyzuchten untersagt werden? Hast Du eine andere Idee, wie mit der Situation der überfüllten Tierheime umgegangen werden könnte?


Wir freuen uns über Deine Antwort!

Übrigens: Wenn Du mehr zum Thema erfahren willst, können wir Dir wärmstens einen Besuch auf der Website unseres Kooperationspartners empfehlen. Dort gibt es viele interessante Fakten und Wissen rund um das Tierwohl zu erfahren.

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