Wieso bin ich so "asozial" geworden?
Hallo,
ich war immer ein Mensch, auf den man sich verlassen kann, habe allen bei ihren Problemen geholfen, wollte, dass mich die Menschen mögen und habe auch alles dafür getan. Es war normal, dass ich bei nächtlichen Anrufen von Freunden sofort hin gefahren bin, dass mich jeder gut leiden konnte/ ich den Ruf weg hatte, dass man sich auf mich verlassen kann und dass ich alle möglichen Arten freiwilliger Arbeit gemacht habe/ mich für alles bereiterklärt habe.
Aber ich hab das Gefühl, so bin ich einfach nicht. Ich hab das gemacht, weil ich die Menschen um mich herum glücklich machen wollte....vielleicht auch einfach nur, um selber das Gefühl zu haben, ein guter Mensch zu sein, was weiß ich.
Ich konnte das aber einfach nicht mehr. Ich habe den Kontakt zu vielen meiner Freunde minimiert und habe zwei sehr gute Freundinnen komplett "abgeschossen". Ich hab das einfach nicht mehr ausgehalten, mich mit den Problemen anderer zu belasten. Ich hab mich so erdrückt gefühlt.
Eine der beiden ignoriere ich bis heute (wohnt auch weit weg) und das belastet mich auch, aber ich weiß, dass sie mich sofort wieder für sich einnehmen würde. Genauso wie es die andere jetzt macht, bei der ich mich letztens wieder gemeldet habe. Ich muss immer für sie da sein und mit ihr nur über ihre Probleme reden.
Dieses Gefühl, dass ich am liebsten auf einer einsamen Insel wäre, weg von allen Menschen, habe ich jetzt schon eine ganze Weile. Mit meinen anderen Freunden geht es inzwischen ganz gut, weil ich mich da so distanziert habe. Sobald ich mal einen Tag unterwegs war/ mir anderer Leute Probleme anhören musste und keine Zeit für mich hatte, will ich mich ein paar Tage einfach in meinem Zimmer verkriechen, weil mich das so viel Kraft kostet.
Das verstehen aber nicht alle. Auch wenn ich es manchen schon gesagt habe, ignorieren die das vollkommen und beballern mich jeden Tag mit Anfragen, was ich denn mache oder ihren Problemen.
Ich schaff das einfach nicht. Ich kann nicht immer für alle da sein - eigentlich kann ich momentan fast für niemanden da sein. Ich bin super schnell überfordert und wenn ich weiß, in ein paar Tagen steht irgendwas großes an, habe ich bis dahin ein super mulmiges Gefühl und hoffe, es ist schnell vorbei.
Ich stehe jetzt allerdings vor allen als die böse da, weil ich die Leute ab und zu abwimmel (wobei ich das nicht immer schaffe, nein zu sagen und dann doch was mit ihnen mache - was mich runterzieht), manchmal nicht auf SMS ect reagiere oder mir blöde Ausreden einfallen lasse.
Wenn ich alleine bin und weiß, es steht nichts wichtiges bevor, dann bin ich entspannt und glücklich - ich langweile mich auch nicht allein und kann mich prima selbst beschäftigen. Ich unternehme auch gern Sachen allein - geh ins Kino, shoppen etc.
Ich weiß einfach nicht mehr, wie ich damit umgehen kann. Ich will nicht, dass mich jetzt keiner mehr mag und ich will auch niemanden im Stich lassen. Aber die Situation macht mich fertig
7 Antworten
Hey!
Also, zunächst einmal möchte ich dir sagen, dass ich keinesfalls glaube, dass dich nun niemand mehr mag. Klar, die Leutchen denken sich sicherlich: "Toll, ich konnte mich immer auf dich verlassen, und jetzt lässt du mich allein mit meinen Sorgen", aber letztendlich muss doch jeder auch mit seinen Problemen selbst fertig werden können, meinst du nicht?
Ich mein ... Mal ganz ehrlich:
Klar tut es mir auch gut, mich mal bei meinen Freunden "ausheulen" zu können. Und natürlich bin ich ebenso der Ansicht, dass es gut tun kann, sich seinen Kummer von der Seele zu reden. Aber dennoch weiß ich, dass ich auch allein zurecht kommen können muss. Immerhin ist nicht immer jeder sofort verfügbar.
Und genau deshalb können deine "Freunde" auch nicht erwarten, dass du immer und ständig Zeit für sie haben kannst. Das ist einfach so. Und damit müssen sie klar kommen.
Du musst doch wohl auch mal Zeit für dich selbst haben können! Das braucht jeder Mensch. Und deshalb möchte ich deiner Überschrift auch widersprechen, denn "asozial" bist du keinesfalls. Eher im Gegenteil, du bist wenn überhaupt dann eher jemand, der die Probleme anderer wichtiger nimmt, als die eigenen. Du kannst nicht immer den "guten Samariter" spielen. Das geht nicht. Du merkst selbst, dass es dir zuviel wird.
Wie dir vielleicht aufgefallen ist, habe ich das Wort "Freunde" in Anführungszeichen gesetzt, zwei Absätze zuvor. Das hat den ganz einfachen Grund, dass ich dir leider sagen muss, dass ich diese Menschen nicht so ganz als wirkliche "Freunde" zu betrachten weiß. Eher erscheint es mir, als nutzten sie deine Gutherzigkeit und deine Zuverlässigkeit aus. Und wenn du dann mal entgegen ihren Vorstellungen handelst und an dich selbst denkst, bist du "die Böse". Verstehst du, was ich meine? Du wirst ausgenutzt von diesen Leuten. Suche dir lieber wahre Freunde, die genauso für dich da sein mögen, wie du es für sie bist. Und vor allem solche, die auch Verständnis haben, wenn du mal ein wenig Abstand benötigst!
Ganz lieben Gruß
Ich hab in letzter Zeit auch irgendwie fast lieber Zeit mit mir alleine verbracht (bin umgezogen und die Leute, die ich bisher getroffen hab, strengen mich irgendwie mehr an als dass ich ihre Gesellschaft genieße). Klingt als wäre es dir zu viel geworden dass alle dich als Seelsorge benutzen... Ich weiß nicht, wie grad deine Gesamtsituation so ist. Aber vielleicht ist es garnicht so schlecht, dich erst mal ein bisschen zurück zu ziehen, anstatt dich dazu zu zwingen, mit Leuten Zeit zu verbringen, obwohl es dir keinen Spaß macht. Vielleicht triffst du dann ja auch auf Leute, zu denen du neue Freundschaften aufbauen kannst, bei denen das ein wenig ausgeglichener ist, wer wann für wen da ist. Oder du vermisst deine Freunde und sie dich, ihr könnt darüber reden und quasi neu anfangen. Mach dir auf jeden Fall keine Vorwürfe für deine Stimmung, es gibt immer mal wieder Phasen, wo eine innere Stimme uns sagt, dass wir uns jetzt um uns selbst kümmern müssen. Und da sollten wir nicht weghören! :) Ach ja, und deine Familie hast du bestimmt auch noch.
Beobachte mal die anderen. Sind die beliebt, weil die immer alles für andere machen?
Ich glaube nicht. Das heißt, dass du dir vormachst, beliebter zu werden, wenn du für andere den Diener machst. In der Natur des Menschen liegt es, dass wenn dort jemand ist, der einem den Diener macht, nicht dafür gerügt wird und ihm nicht gesagt wird: "Wieso machst du das alles überhaupt?". Menschen lieben es, verwöhnt zu werden.
Freunde gewinnt man so aber nicht. Freunde befinden sich immer auf Augenhöhe.
Wenn du erstmal Freunde hast, kannst du gerne mal deine Wertschätzung äußern, indem du etwas für sie machst. Mach dich aber nicht zum Affen.
du bist weder aszozial noch ein schlechter mensch. das ganze ist dir einfach zuviel geworden und immer als abfalleimer behandelt zu werden geht auf dauer nicht gut. du brauchst kein schlechtes gewissen zu haben wenn du dich jetzt mal nur um dich kümmern möchtest. die anderen verstehen das vielleicht nicht, also sag es ihnen klip und klar: du hast nicht mehr die nerven dazu allen zuzuhören, allen zu helfen und für alle da zu sein.
Menschen haben die Tendenz andere Menschen auszunutzen. Wenn die das einmal mit dir machen können werden sie versuchen es immer wieder zu tun. Am besten änderst du etwas deine Einstellung zum Helfen sonst wird dies öfter passieren. Ab und zu kann Gnadenlosigkeit nicht schaden. Es zeigt auch das man mit dir nicht alles machen kann, plus du zeigst Selbstvertrauen. Wenn Menschen aber davon verärgert sind, sind sie vermutlich egoistisch. Ich rede aus eigener Erfahrung.