Wie weiß ich, ob ich die Psychotherapieausbildung machen soll? Bitte um Rat!?
Hallo :) Ich bin kürzlich zur Psychotherapeutenausbildung (VT) zugelassen worden, bin aber unsicher, ob ich den Platz annehmen soll. Abgesehen vom enormen Zeitaufwand (ich würde die Ausbildung voraussichtlich erst mit 31 oder sogar 32 abschließen) bin ich nicht sicher, ob ich überhaupt Psychotherapeutin werden will. Unter anderen Umständen würde ich erstmal als Psychologin im klinischen Bereich arbeiten und in ein paar Jahren nochmal überlegen, die Ausbildung zu machen. Leider habe ich aber nach dem alten System studiert und daher nur noch wenig Zeit, um die Ausbildung zu beginnen (da sie vor 2032 abgeschlossen sein muss und viele Institute ihren letzten Ausbildungsstart auf Anfang 2027 legen). Daher fühlt es sich wie eine "Alles oder Nichts"-Situation an. Mein letztes klinisches Praktikum ist ein paar Jahre her, die Erinnerung daran unscharf, und ich kann einfach ehrlich nicht sagen, ob ich mir diese Arbeit dauerhaft vorstellen kann. Daher wollte ich nach eurer Motivation fragen. Warum habt ihr die Psychotherapeutenausbildung angefangen / absolviert? Warum wollt ihr Psychotherapeut*innen sein? War irgendjemand von euch auch unsicher, hat trotzdem angefangen und dazu Erfahrungen zu berichten?
Auch wollte ich fragen, wie es für euch mit Selbstverwirklichung neben der Ausbildung aussieht. Ich weiß, dass gerade die PT1 sehr fordernd ist, möchte aber nicht meine Hobbies und Freundschaften vernachlässigen, denn damit würde es mir nicht gut gehen. Ich will mich nicht die nächsten 4 Jahre "gefangen" fühlen und alles, was ich mir im Leben wünsche (Reisen, Abenteuer, Spaß…) bis zum Ende der Ausbildung aufschieben, sondern auch mein Leben genießen. Wie ist/ war das bei euch? Könnt/ konntet ihr neben der Ausbildung noch ausreichend Freizeit und Energie finden für Sport, Hobbies, Freunde und ab und zu einen schönen Urlaub?
Es fühlt sich einfach wie so ein riesiges commitment an, das mir sehr viel abverlangen wird, über dessen "Wert" für mich selbst ich mir aber nicht sicher bin.
Ich habe nur noch ein paar Tage Zeit, mich zu entscheiden. Daher wäre ich für jeden Rat und Erfahrungsbericht sehr dankbar!
1 Antwort
Da du nach dem alten System studiert hast, kannst du natürlich noch ganz gut ohne Approbation klinisch arbeiten, aber bedenke, dass die Luft dünn wird und der Druck zur Approbation stark zunimmt. Du musst dann halt schauen, ob (a) du das bis 2032 hinbekommst und (b) ob du ein Institut hast, das bis dahin noch existiert (viele werden ja finanziell begingt mangels ausreichend zahlender Kandidat:innen schon vorher schließen).
Ich kann dessen ungeachtet nur empfehlen, die Ausbildung so stringend und rasch wie möglich abzuschließen. Sonst ist das wie bei anderen Vorhaben, die durch Verlängerungen dazu führen, dass doch Motivation und Atem ausgehen, sodass ein Abbruch wahrscheinlich wird.
Selbstverwirklichung und der Beruf Psychotherapeut:in haben nichts miteinander zu tun; das lernt man auch noch mal in der Ausbildung im Bereich Selbstfürsorge und Psychohygiene. Auch Psychotherapeut:innen finden ihren Lebenssinn und ihre Selbstverwirklichung, wie sie es auch Patienten sagen, bitte im Privatleben und nicht im Beruf!!!!
Warum habe ich die Ausbildung gemacht? Ich war die Jobs in Kliniken leid, obwohl es damals viel weniger Druck zur Approbation gab. Ich wollte ambulant arbeiten. Mehr war es letztlich nicht.