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Es gibt mehrere natürliche und einige definierte Grenzen im Sporttauchen:

  • Die erste natürlich Grenze liegt bei ca. 30 m. Ab dieser Tiefe besteht durch Stickstofftoxizität die Gefahr von Tiefenrausch.
  • Die nächste Grenze ist eine definierte: Die meisten Tauchverbände empfehlen nicht tiefer, als 40 m zu tauchen (dort ist der Tiefenrausch meist schon sehr deutlich).
  • Bei 56 m hat man dann mit Pressluft einen Sauerstoffpartialdruck von 1,4bar erreicht. Für das Sporttauchen mit Pressluft ist dies eine harte Grenze. Tiefere Tauchgänge mit Pressluft sind zwar möglich, aber zunehmend gefährlich. Früher oder später kommt es hier zum Sauerstoffkrampf.
  • Um dem zu begegnen, muss der Sauerstoffanteil im Atemgas reduziert werden. Da man in solchen Tiefen zusätzlich auch weniger Stickstoff im Atemgas möchte (wegen des Tiefenrausches) wird der Sauerstoffanteil und ein Teil des Stickstoffes mit Helium ersetzt (Trimix). Das kann man so weiter führen, bis der Sauerstoffanteil die 18-Prozent-Marke erreicht hat. Ab diesem Punkt ist ein Atmen des Gases an der Oberfläche nicht mehr sicher möglich. Damit kann man bereits Tiefen bis ca. 70 m erreichen.
  • Will man noch tiefer, muss man schon mit 2 Gasen arbeiten. Ein Atemgas für die Oberfläche (Travel Mix) und ein Gas ab einer größeren Tiefe (Bottom Mix). Je tiefer man möchte, desto geringer muss der Sauerstoffanteil im Bottom Mix sein und desto später kann man erst darauf wechseln. Früher oder später hat man also mehrere Travel Mix Varianten dabei, auf die man nacheinander in der richtigen Tiefe wechseln muss. Wichtig dabei ist: Jeder Fehler (falsches Gas) wäre hier absolut fatal! Ab ca. 280 m treten Symptome des HPNS auf (sogenanntes Heliumzittern). Außerdem wird der Atemwiderstand enorm groß in diesen Tiefen (es besteht bei kleinen Anstrengungen akute Gefahr von Essoufflement).
  • Um noch tiefer Tauchen zu können, wäre hier theoretisch ein Wechsel auf ein Wasserstoffgemisch möglich (Hydrox). Erstens reduziert das die Symptome des HPNS und zweitens ist es das leichteste Gas und damit reduziert es auch den Atemwiderstand. In Testversuchen konnten in einer Kammer mit Wasserstoffgemischen Tiefen von ca. 700 m erreicht werden. Die Handhabung von Sauerstoff / Wasserstoff Gemischen ist aber enorm aufwendig, da sehr explosiv. Obendrein leitet Wasserstoff sehr gut Wärme, was zum schnelleren Auskühlen über die Atmung führt. Bei etwa 800 m wird der Atemwiderstand allerdings wieder sehr hoch. Irgendwann bekommt man durch die Anreicherung von CO₂ in der Lunge akute Atemnot.

Meine Vermutung ist, dass ein sehr fitter junger Mensch die 1000 m mit einem Hydrox-Gemisch erreichen könnte. Allerdings unter sehr großem Aufwand, immensen Kosten und sehr, sehr hohem persönlichem Risiko.

Ich bin zurzeit mit dem DTSA Trimix* bis 60 m zertifiziert. Mein bisher tiefster Tauchgang war auch genau 60 m mit einem Trimix 18/45 Gemisch (18 % Sauerstoff, 45 % Helium und 37 % Stickstoff). Leider sind die Heliumpreise in den letzten Jahren explodiert, sodass Tauchgänge mit Trimix ohne Rebreather heute praktisch nicht mehr rentabel sind. Vor allem größere Tiefen >60 m mit einer komplexeren Gaslogistik arten schnell in gigantischen Gaspreisen aus. Hydrox wäre eine durchaus interessante Alternative. Ist aber aus Sicherheitsgründen im Privatbereich nicht einsetzbar.

Woher ich das weiß:Hobby – VDST TL**/Nitrox TL**/Trimix*/Gasblender*/Medizinausbilder