Wie Robbespiere die revolutionäre Regierung rechtfertigt und was seine damit verbundenen Absicht sind?? Krieg der Freiheit (Rede am 25. Dezember 1793?

2 Antworten

ein Auszug in französischer Sprache:

https://fr.wikisource.org/wiki/Rapport_du_5_niv%C3%B4se_an_II_sur_les_principes_du_Gouvernement_r%C3%A9volutionnaire

Auszüge in deutscher Sprache:

https://www.zum.de/psm/frz_rev/frz_rob3.php

https://www.reclam.de/data/media/978-3-15-017068-7.pdf

(S. 146 – 147)

Rechtfertigung

Robespierre rechtfertigt die revolutionäre Regierung mit einer Theorie der revolutionären Regierung, die sie auf den allgemeinen Zweck einer Regierung bezieht, auf die Erfordernisse unter besonderen Bedingungen (Krieg gegen Feinde, große Gefahren, schnelle Veränderungen) hinweist, sie als als Tätigkeit für Werte und lobenswerte Grundsätze versteht (öffentliches Wohlergehen, Freiheit, Verpflichtung gegenüber guten Bürgern, Schutz der Nation, Wunsch des französischen Volkes, Wohl des Volkes) versteht und als gerecht und rechtmäßig darstellt.

Aufgrund einer starken Bedrohung sei eine Regierung nötig, die sehr tätig ist und nicht zu starr an Vorschriften gebunden wird.

Maximilien de Robespierre, Vorsitzender des Klubs der Jakobiner (Club des Jacobins) und ein führender Politiker dieser Zeit (vom 27. Juli 1793 - 27. Juli 1794 ein Mitglied des Wohlfahrtsausschusses [Comité de salut public] unter 12 Mitgliedern) hat im Nationalkonvent (Convention nationale) am 25. Dezember 1793 eine Rede über die Prinzipien (Grundsätze) der revolutionären Regierung gehalten (als Bericht im Namen des Wohlfahrtsausschusses bezeichnet):

Funktion/Aufgabe der Regierung ist, die moralischen und körperlichen Kräfte der Nation zu dem Zweck hinzulenken, für dessen Verwirklichung sie eingerichtet worden ist.

Aufgabe der konstitutionellen (verfassungsmäßigen/rechtstaatlichen) Regierung ist Erhaltung der Republik. Aufgabe der revolutionären Regierung ist Gründung der Republik.

Die Revolution ist ein Krieg der Freiheit gegen ihre Feinde. Die Konstitution (Verfassung) ist die Regierung der siegreichen und friedlichen Freiheit.

Weil die revolutionäre Regierung sich im Krieg befindet, ist eine außerordentliche Tätigkeit erforderlich. Sie ist nicht einheitlichen und starren Regeln unterworfen. Die Umstände, in denen sie sich die revolutionäre Regierung befindet, sind stürmisch bewegt und veränderlich, und sie ist ständig genötigt, neue und wirksame Kräfte gegen neue und dringende Gefahren zu entfalten.

Die konstitutionelle Regierung beschäftigt sich hauptsächlich mit der Freiheit der Bürger, die revolutionäre Regierung mit der Freiheit des Staates. Unter konstitutioneller Herrschaft genügt es fast, die Individuen vor Missbrauch der Staatsgewalt zu schützen; unter revolutionärer Herrschaft dagegen muss sich die Staatsgewalt selbst gegen alle Parteien, die sie angreifen, verteidigen. Die revolutionäre Regierung ist allen guten Bürgern zum ganzen Schutz der Nation verpflichtet; den Feinden des Volkes schuldet sie den Tod.

Wer revolutionäre Gesetze mit dem Vorwurf angreift, tyrannisch und willkürlich zu sein, will Wiederauflebung der Tyrannei und Tod des Vaterlandes. Eine Forderung nach wortgenauer Befolgung der konstituionellen Vorschriften geschieht, um sie ungestraft verletzen zu können.

Das französische Volk verlangt Befreiung von seinen Feinden.

Die revolutionäre Regierung ist nicht weniger gerecht und rechtmäßig als die gewöhnliche Regierung. Sie stützt sich auf das heiligste aller Gesetze, das Wohl des Volkes und auf die unbestreitbarste aller Rechtstitel/Vollmachten, nämlich auf die Notwendigkeit. Auch ihre Regeln beruhen auf Gerechtigkeit und öffentlicher Ordnung. Die revolutionäre Regierung ist etwas ganz anderes als Anarchie und Unordnung.

Zwei Klippen (Schwierigekeiten/gefährliche Hindernisse müssen vermieden werden, eine Mäßigkeits-Ideologie (modérantisme), die Flauheit und Schwäche bedeutet, und ein Exzess (Übermaß/Überschreitung/Ausschreitung), die leichtsinnige Tollkühnheit bedeutet und ungesund ist.

Absichten

Absichten Robspierres sind:

  • Rechtfertigung der revolutionären Regierung
  • Aufrechterhaltung von Maßnahmen zum Schutz der Revolution im Kampf gegen Feinde
  • Herstellung von Zustimmung im Nationalkonvent und im Volk
  • Bewahrung eines Mindestmaßes an Einigkeit im Wohlfahrtsaussschuss
  • Versuch eines Mittelweges zwischen Lockerung und Verschärfung der »Schreckensherrschaft«

Die beschlossene Verfassung vom 24. Juni 1793 ist aufgrund einer Notlage Frankreichs nicht in Kraft getreten

Die Französische Revolution war zu dieser Zeit sowohl von innen (Aufstände und gegenrevolutionäre Bewegungen, z. B. in der Vendée) als auch von außen (Erster Koalitionskrieg) bedroht. Außerdem war die Wirtschaftslage sehr schwierig (Nahrungsmittelknappheit, Inflation mit ansteigenden Preisen, zunehmendes Haushaltsdefizit). Im Sommer 1793 drangen Armeen gegnerischer Monarchen von Norden und Osten vor, Aufstände und gegenrevolutionäre Bewegungen hatten 60 von 83 Départements erfasst, im Westen und Süden gab es britische Angriffe.

Vor allem der Wohlfahrtsaussschuss wurde zu einer Notstandsregierung. Seine außerordentlichen Vollmachten waren aber vom Nationalkonvent (das gewählte Parlament) zu verleihen und regelmäßig zu bestätigen waren. Die Entscheidungen des Wohlfahrtsausschusses waren also auf eine Billigung durch eine Mehrheit im Nationakonvent angewiesen.

Robespierre stand unter Druck aus entgegengesetzten Richtungen. Die »Nachsichtigen« (»Indulgents«) wie z. B. Georges Danton und Camille Desmoulins wollten eine Milderung/Lockerung der »Schreckensherrschaft«, die »Übertriebenen« (»Exagérés«) wie Jacques-René Hébert eine Verschärfung der »Schreckensherrschaft« und eine auch gewaltsam vorangetriebene Entchristlichung.

Willst du es anhand der Rede haben oder allgemein?

R0103 
Fragesteller
 12.04.2020, 19:35

Anhand der Rede

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