Wie richtig verhalten bei Selbstmord-Ankündigung?
Hallo! Ein Freund von mir ist des Lebens müde, schon sehr lange, hat es auch schonmal beinahe probiert, stand auf der Brücke als ich anrief. Nun war er wieder in einem sehr tiefen Loch und äußerte sich, er würde es dieses Wochenende wieder probieren. Das ganze via Chat, ich drehte fast durch, er rief daraufhin aber seine Mutter an, brach in Tränen aus, "sie kommt jetzt vorbei, hab ihr angst gemacht, bin so ein Dreck, afk". Bitte nicht mit dem Argument kommen, Selbtmörder würden ihre Tat nicht ankündigen, denn das stimmt nicht, de facto werden 80 % der Suizide vorher auf irgendeine Weise angekündigt. Ich würde nur gerne wissen, wie ich mich richtig verhalte in so einer Situation? Zuhören ist selbstverständlich, aber sonst? Bin ich in der Verantwortung, jemanden zu informieren, Polizei oder ähnliches? Ich könnte es mir nie verzeihen wenn er es tun würde und ich quasi "mitschuld" wäre. Danke!
7 Antworten
Wenn er in suizidaler Absicht wieder auf der Brücke steht, sofort die Polizei anrufen. Wenn er wieder vom Selbstmord spricht, seine Wohnungstür nicht aufmacht, nicht ans Telefon/Handy geht, die Polizei anrufen. Sie sollten mit seiner Mutter sprechen, denn die kann den sozialpsychiatrischen Dienst des Gesundheitsamtes einschalten. Möglich, daß Gespräche mit SozialarbeiterIn oder PsychologIn hilfreich sind. Aber eben auch möglich, daß der Amtsarzt eine Einweisung veranlaßt. Auf alle Fälle bekommt die Mutter alle Hilfsangebote usw. genannt. Ihr Freund wird jetzt nicht in der Lage sein, sich zu kümmern. So wissen Sie und die Mutter aber, wie Sie reagieren sollten. Und Sie stehen mit Ihren Ängsten nicht allein.Alles Gute!
Das ist eine superhilfreiche Antwort, danke!!! Jetzt stehe ich nicht mehr so ganz unwissend und hilflos da, man fühlt sich so ohnmächtig. Danke!
Nicht einfach...was immer das grundlegende Problem ist, er weiß, dass er damit eine Last für andere darstellt und das treibt ihn immer weiter rein.
Vorbeugende Möglichkeit: ihn evtl. in einem günstigen Moment überzeugen, dass er sich endlich freiwillig in eine Psychotherapie begibt. Das hilft tatsächlich, ist aber erstmal schwer, jemanden davon zu überzeugen. Versuche es mit allen Mitteln, wenn Du ihm wirklich helfen willst.
Im akuten Verdachtsfall: Polizei rufen. Aber die muss dann für eine Zwangseinweisung die akute Selbstgefährdung beurteilen. Wenn er genau in dem Moment doch nichts mehr machen will oder alles abstreitet, dann kann gut sein, dass die Polizei unverrichteter Dinge wieder abzieht. Das ist belastend für alle Beteiligten, vor allem, wenn es dann häufiger vorkommt. Aber lass Dich dann auch bitte nicht von den eventuell genervten Polizisten entmutigen - frag' sie, was sie denn tun würden. Versuche in so einem Gespräch ruhig zu bleiben, Hektik/Dramatik oder gar Vorwürfe nerven die Polizisten nur noch mehr und sind nicht hilfreich. Wenn er dagegen im Beisein der Polizisten selbst äußerst, sich umbringen zu wollen, dann ist die Sache ziemlich schnell klar.
Wichtig: selbst wenn es ihm plötzlich gut zu gehen scheint und alles easy läuft, ist das eher ein Alarmzeichen - da hat er eventuell die endgültige Entscheidung getroffen, ist darüber erleichtert und ist kurz davor, das dann wirklich durchzuziehen.
Wir haben immer wieder diese Fälle, meist mit gutem, manchmal auch mit schlechtem Ausgang. Das ist oft ein ewiges Hin und Her - eine Paradelösung gibt es dafür leider nicht.
Irgendwann wirst Du auch die Entscheidung treffen müssen, wie nah Du das an Dich selbst heranlassen willst und wie weit Du wirklich bereit bist, den Weg mitzugehen. Oder ob Du den Kontakt zum eigenen Schutz abbrichst.
Viel Erfolg!
Danke für die ausführliche Antwort! Du hast recht, ich kann es gar nicht so nah an mich ranlassen, da ich selbst gerade Probleme habe und in psychischer Behandlung bin. Es ist unheimlich kräfteraubend. Aber jetzt weiß ich immerhin, wie ich mich am besten verhalte in solchen (Not)fällen. Danke dafür!
Man muss es sogar der Polizei melden, andernfalls wär es unterlassene Hilfeleistung!
So weit mal zum rechtlichen. Wenn mir das jemand sagen würde, würde ich sofort die Eltern/Freund/Freundin etc informieren!!
Polizei informieren. ggf. erfolgt Zwangseinweisung
Dankeschön. Das wird er mir zwar nie verzeihen, aber damit muss ich dann wohl leben.
weisst du ob er in Psychologischer Behandlung ist?
Wenn meine Freundin damals wieder in so einem Loch war (sie war/ist Borderliner) und ich mal wieder das Blut weggewischt habe, hab ich die Psychologin angerufen die dann binnen einer stunde da war.
Wenn die Mutter jetzt auch darüber bescheid weiss, dann setzt dich mal mit ihr zusammen und überlegt mal ob es nicht besser ist ihn ein zuweisen.
Danke! Nein er ist nicht in Behandlung, denn "würde ja eh nichts bringen, der kann mir auch nichts anderes Sagen als dass ich nunmal Dreck bin." Derjenige ist der festen Überzeugung, hässlich und wertlos zu sein, von daher alleine zu sterben, egal was ich sage dieses Denken ist bei ihm eingebrannt. Danke für deinen Rat, das werde ich tun!