Wie ist es in einer Psychiatrie? Hat jemand Erfahrungen oder so?

28 Antworten

Erstmal dürfte es von Klinik zu Klinik anders sein, und es kommt auch drauf an, weswegen man dort ist.

Ich bin nach einer OP auf Schmerzmitteln "hängen" geblieben, und wurde von meinem Hausarzt in eine Entzugsklinik geschickt. Er meinte, dort würde man mich nicht nur von dem Medikament runter bringen, sondern es fänden auch Gespärche statt, wie ich mit meinen Problemen umgehen kann, wegen denen ich das Medikament immer weiter genommen habe. Es klang also so, als würde ich da kompetente Hilfe bekommen, als wäre immer jemand da zum reden, und als würden sie einem den Entzug so angenehm wie möglich machen.

Mein erster Eindruck glich einem Schock, denn ich hatte nicht damit gerechnet, dass es dort so nüchtern und steril ist. Im Zimmer stehen nur die beiden Betten, ein Tisch und 2 Stühle, und die Schränke. Die sind abschliessbar, den Schlüssel hat man selber. Und jeder hat einen Nachtschrank. Ausserdem war ein kleines Bad mit Dusche und Klo im Zimmer. Fernseher gibts im Zimmer nicht, dafür gibt es einen Gemeinschaftsraum.

Die anderen Patienten waren alle Alkoholabhängig, aber ich habe mich mit allen gut verstanden.

Es gibt dort, ausser den Schwestern, noch einen Psychologen und 2 Ärzte auf der Station. Der Tonfall ist dort teilweise echt derbe, ich wurde dort auch angeschrien, und eine Schwester meinte, ich sei doch selbst schuld, dass ich da sei, deshalb müsse ich das nun über mich ergehen lassen.

Über sowas kann man hinwegsehen, wenn es einem gut geht, das tut es im Entzug aber nicht. Du fühlst dich, als hättest du Grippe, schlapp, müde, krank, alles tut dir weh.. Nachts kannst du nicht schlafen, obowhl du müde bist, und dir nichts anderes wünschst, als zu schlafen. Das ist normal im Entzug. Tagsüber könntest du vielleicht schlafen, aber da darfst du nicht, weil dich die Schwestern sonst ankacken.

Es gibt Therapien, und an denen muss man teilnehmen, ausser, man ist krank, aber dann muss man sich bei einem der Ärzte entschuldigen.

Wir hatten: Ergotherapie, Sporttherapie, Reittherapie und Geländedienst. Bei dem Geländedienst hilft man den Gärtnern bei irgendwas, Laub zusammen fegen, oder so, was denen halt grade einfällt.

Am Sonntag gibts dann noch ein Gruppenprojekt, welches meistens ein Spaziergang auf dem Klinikgelände ist, und abends Maltherapie. Da gibt der Psychologe ein Thema vor, zu dem man dann seine Gedanken malen soll. Viele schreiben sie aber auch einfach nur.

Besprochen wird das dann in der Gruppentrherapie, die 3 mal in der Woche stattfindet. Da kann jeder ein Thema vorschlagen, über das er gerne reden möchte, und die Gruppe stimmt dann darüber ab.

Einzeltherapie hatte ich nur einmal, nachdem ich mehrere Tage förmlich darum gebettelt habe.

Ich war nach 2 Wochen aus dem Entzug raus, hätte aber noch bleiben sollen, weil sie sehen wollten, ob ich noch Verlangen nach dem Medikament hab. Hatte ich nicht, und habe mich dann selbst entlassen. Da ich ja quasi freiwillig dort war, ging das.

Mein Fazit:

Ich habe mich dort zeitweise sehr alleine gelassen gefühlt. Den rüden Tonfall so mancher Schwester fand ich völlig unangebracht, der machte es nur noch schlimmer. Der Schlafmangel machte mich irgendwann total fertig. Dass die versprochenen Einzelgespräche, die die Klinik sogar auf ihrer Webseite bewirbt, nicht stattfinden, finde ich schlimm. Klar, die sagen, bei uns machst du den Entzug, und danach kannst du in einer ambulanten, oder auch stationären Therapie deine Probleme abarbeiten. Trotzdem könnten die sich mal mehr um einen kümmern, wenns einem schlecht geht. Die wollen dort, dass man sich unterordnet, alles tut, was die einem sagen. Die anderen Patienten haben das auch getan, es war erschreckend. Ich konnte und wollte das nicht, und bin mit einer Schwester mal richtig aneinander geraten, mit gegenseitigem anbrüllen auf dem Stationsflur. Einen Moment hatte ich gehofft, sie würden mich nun medikamentös ruhigstellen, dann hätte ich endlich mal schlafen können, aber das taten sie nicht.

Ich würde, sollte mir sowas nochmal passieren, nie wieder in eine solche Klinik gehen, zumindest nicht in diese.

Das hängt von deiner Versicherung und von der Klinik ab. Heute idR 2-Bett-Zimmer, vielfach aber auch Einzelzimmer mit Du/WC, TV und normalem Bett. Gemeinschaftsspeisesaal, je nach Klinik auch einem Resaurant ähnlich. Es gibt aber auch hie und da noch fiese alte Kliniken (meist alte Landeskliniken), die durch Privatisierung aber nach und nach verschwinden. Kontrolle hängt von der Klinik, deren Konzept und der Erkrankung ab (bei Sucht wird mehr kontrolliert als bei Essstörungen, dort mehr als zB bei Angststörungen).

ich habe zwar selbst noch keine Erfahrungen aus einem Aufenthalt, doch kann ich dir sagen, dass die Psychiatrie ja eine Abteilung eines Krankenhauses ist oder eine eigenständige psychiatrische Klinik. Die Ausstattung ist so, wie in anderen Krankenhäusern und auf die Aufgaben zugeschnitten.

Die Patienten sind in normalen Zimmern untergebracht, die durchaus auch wohnlich eingerichtet sein können. Inwiefern die Zimmer verschlossen werden, hängt von dem Grad der Gefährdung, die von dem Patienten für sich oder für andere ausgeht ab.

Ich kann dir nur sagen wie es auf der offenen Station einer Jugendpsychiatrie ist.

Es gibt verschiedene Angebote, man macht Spiele, DVD-Abende, in den Ferien auch Ausflüge, am Wochenende darf man nach Hause. Unter der Schulzeit hat man bis 12 Uhr Schule. Man kann täglich mittags und abends zwischen 3 verschiedenen Gerichten auswählen (sucht man sich am Anfang der jeweiligen Woche aus), am Freitagabend kochen zwei "Patienten" miteinander.

Die offene Station sieht aus wie eine große Wohnung, die Zimmer sind wie Schullandheimzimmer eingerichtet, man kann sie auch selbst verschönern, eigenes Bettzeug, Kuscheltiere, Poster usw. mitnehmen.

Es gibt ein Bad für Rollstuhlfahrer, mit Badewanne, die jeder Patient nach Absprache benutzen darf. Es gibt ein Bad für Mädchen und eines für Jungen, beide mit Duschen und speratem WC. Man kann sowohl Bad als auch WC abschließen, allerdings haben die Betreuer für Notfälle einen "Sonderschlüssel", damit sie im Falle eines Falles rein können. Das ist bei mir in 10 Wochen Aufenthalt aber NIE der Fall gewesen.

Die Handys darf man von 13 Uhr bis zum Bettgehen haben, man darf auch telefonieren, Abends kann man das Stationstelefon benutzen und jemanden anrufen oder angerufen werden (Durchwahl).

Je nach Alter und Wochentag muss man zwischen halb neun und 10 elf ins Bett, es sind 2er oder 3er Zimmer (was teils auch recht lustig war), ansonsten gab es nur 1 Einzelzimmer. Die Betreuer sind quasi wie "Lehrer" im Schullandheim, zumindest auf der offenen geht es wirklich ziemlich locker zu und wenn man sich auf das Ganze einlässt geht die Zeit auch ziemlich schnell vorbei.

Im Frühling sind wir auch oft zur Gärtnerei, haben Blumen gekauft, haben Ausflüge gemacht, ... Je nachdem wie man sich anstellt darf man auch bis zu drei Stunden Einzel- oder Gruppenausgang nehmen.

Schick' mir eine Anfrage wenn du noch was wissen willst.

ich hatte meine freundin oftmals in den verschiedensten psychatrien besucht. ich finde diejenigen abteilungen schlimm, wo man eigentlich auf ner durchgangsstation ist und die leute auf alk-entzug sind. dort findet fast kein programm statt, der tag zieht sich so dahin... sie hatte meist ein zweibettzimmer mit ständig wechselnder besetzung. dusche und toiletten befanden sich meist jenseits des ganges sowie eine waschmaschine und das telefon. die stationen waren mit männlein und weiblein besetzt. es gab meist eine gemeinschaftsküche, einen gemeinschaftsraum und einen gemeinschaftsbalkon für die raucher. essen war mehr oder weniger gut, die hygiene in ordnung. befindet man sich auf einer station, wo der aufenthalt länger angesetzt ist, gibt es mehr (therapie-) angebote, die man wahrnehmen kann. auf der geschlossenen muss man sich melden, wenn man die station verlassen will und kann das am anfang mit pfleger, später im beisein von klienten und noch viel später auch alleine tun. tabletten gab's zuhauf und nachts wurde auch kontrolliert, was man gerade so macht. betten waren von normalen krankenhausbetten bis zu normaler möbelierung aus holz. schränke wurden keine verschlossen und das besteck war ganz normal aus metall, obwohl es dort auch borderliner gab. aber das wichtigste ist, dass du wieder zu dir findest und im besten fall wieder dein leben bejahen kannst! ich wünsche dir dabei ganz viel glück und erfolg!!! vielleicht kannst du auch eine ambulante therapie machen? oder in eine tagesklinik gehen, wo du dann nachts wieder zuhause schlafen kannst? aber bei dir ist es wahrscheinlich wichtig, dass du mal richtig aus deiner jetztigen situation raus kommst. alles gute!!!