Wie fühlt sich Hochsensibilität an?

Hochsensibilität hat ein breites Spektrum. Aber um es auf den Punkt zu bringen: entweder du nimmst körperlich etwas mehr wahr oder bist empathisch stark empfänglich oder beides.

Körperlich z. B. sehr Lärmempfindlich. Eine Kantine, Bahnhof sind die Hölle für dich. Allein ein Klassenzimmer oder nur ein Gespräch in einer kleinen Gruppe ist schon zu laut. Hektik ist Stress pur. Brummen oder Konstante Vibrationen eines Kühlschranks oder Maschinen in der Arbeit sorgen für Kopfschmerzen. Sachen die „normale“ gar nicht erst wahrnehmen geschweigedenn verarbeiten.

Empathie ist ein anderes Level. Damit meine ich nicht die Empathie, sich in andere hineinversetzen zu KÖNNEN. Sondern tatsächlich die Gefühle der anderen selbst zu erfahren. In dem Moment. Wenn man das kontrollieren kann (was echt Verdammt schwer ist), dann ist das eine wundervolle Gabe. Du spürst quasi das was der andere spürt. Lügen kann man dadurch leicht erkennen. Die meisten können das aber nicht kontrollieren. Das zeichnet sich dadurch aus, dass man plötzlich traurig ist oder glücklich, nur weil sein Nebenmann so fühlt. Oder den Rhythmus von jemand anderem annimmt ohne es selber zu merken. Du weißt im Endeeffekt nicht mehr was dein Gefühl ist und was von jemand anderem. Empathie hat auch sehr viel mit Energie zu tun. Du spürst die Energie (nicht die Aura) von allem und jedem um dich herum. Stelle es dir so vor, als wären es elektromagnetische Felder, die man mit einer Kamera sichtbar machen kann. Oder eine Wärmebildkamera. Du bist dann quasi die Kamera. Und dadurch dass du das nicht steuern kannst sind deine Sinne überlastet. Du hast das Gefühl selber erst mal Energie sammeln zu müssen und ziehst dich zurück. Viele Introvertierte haben HSP ohne es zu wissen. Du nimmst was wahr, was andere nicht einmal mit Hilfe bemerken.

Softe Variante - du bist ein guter Lügendetektor und brauchst hin und wieder Ruhe

Hardcore Variante - Energiemagnet und möchtest am liebsten nur allein sein

Ich würde mich als hochsensibel einschätzen und früher habe ich es eher belastend empfunden. Dieses schnelle und starke Stimulieren fühlt sich einfach nicht gut an. Bsp.: Ich gehe an einen neuen Ort (neues Einkaufszentrum, um dort einzukaufen) und die ganzen Reize überfluten mich so stark, dass ich nicht mehr klar denken kann und das Bedürfnis habe, wieder zu gehen.

Oft sind in solchen Situationen meine Augen rot geworden, was vom regelrechten Starren und einer Überflutung mit Reizen kam. Rote Augen hatte ich bei größeren Feiern oder Partys, früher habe ich noch Alkohol getrunken, was sich natürlich auch nur noch stimulierender ausgewirkt hat.

Treffen mit neuen und fremden Menschen waren auch schwer. Ich bin an sich immer sehr interessiert an neuen Menschen gewesen, ich fand es immer sehr interessant zu hören, welche Ansichten sie haben, wie sie denken, wie sie drauf sind. Aber nach einer Weile war ich einfach müde und wollte nur noch Heim, während für alle anderen der Abend erst begonnen hat.

Ich habe mich ständig dieser Reizüberflutung ausgesetzt, ohne es zu wissen. Ich war im Endeffekt mehrere Jahre im Dauerstress, war andauernd verspannt (besonders im Nackenbereich) und hatte durch die Stimulation andauernd dieses stressige und negative Gefühl in mir, für das ich keine Ursache sah und das mich stark belastet hat.

Erst nach Jahren (ich lese hobbymäßig gerne Literatur im Bereich Psychologie) bin ich mal auf das Thema der Hochsensibilität gestoßen und da hat es mir zum ersten Mal die Augen geöffnet. Heute weiß ich wie ich mit mir umgehen sollte, um solche Situationen, wie sie oben beschrieben sind zu vermeiden.

So negativ kann sich Hochsensibilität anfühlen. Heute ist es anders, ich habe viel Freude daran. Ich kann mir beispielsweise einen Sonnenuntergang ansehen und ihn so genießen und so einen inneren Frieden in mir Spüren, wie es andere (zumindest nach meiner Beobachtung) nicht tun. Wenn du richtig mit deiner Hochsensibilität umgehst ist es ein großer Schatz und bereitet dir viel Freude. Ich habe meine Bedürfnisse und Wünsche neu erforscht, ohne meinen sensiblen Teil zu unterdrücken (was bei nicht wenigen HSP ein Problem ist, die nichts davon wissen, HSP zu sein) und bin heute sehr zufrieden. Ich habe eine Stille in mir, die ich jahrelang nicht hatte. Ich rede mit anderen Menschen und ihre Stimmungen gehen auf mich über, ich finde so langsam meinen Platz im Leben. Und diese Erfahrungen sind für mich so tiefgründig, ich weiß nicht, ob "Normalsensible" solche Erfahrungen machen.

Hochsensibilität kann sich also sowohl sehr schlecht, als auch sehr gut anfühlen, je nachdem, wie du damit umgehst. Allgemein ist nimmst du Reize stärker und intensiver wahr als der Durchschnitt und bist schnell mit Reizen gesättigt, was sich in einer starken inneren Unruhe äußert, du willst der Situation entfliehen, hast ein Bedürfnis, dich in eine reizarme Gegend zurückzuziehen (Teilweise wechselten sich meine Partys ab mit Tagen, an denen ich in meinem dunklen Zimmer den ganzen Tag im Bett lag).

MFG

Tha8lia

edu1999

die beiden haben es sehr gut erklärt........

Für mich ist es ein Fluch und ich wünschte, ich wäre nicht hochsensitiv.

Ich käme in dieser Welt sehr viel besser zurecht, wenn nicht so viele Sinneseindrücke so intensiv auf mich einschlagen würden.

Wer weiß, vielleicht wäre ich dann sogar in einer Beziehung und hätte richtige Freunde.

Ich kann nur für mich sprechen, andere HSPler kommen vielleicht besser klar....

@Rattekyogre Sorry aber das ist nicht Hochsensibilität sondern Sensibilität. Prinzessin auf der Erbse Phänomen.

HochSensibilität das was ganz anderes