Werden Parasitoide dem Parasitismus untergeordnet oder gibt es einen anderen Fachbegriff dafür?
Und sind Borkenkäfer dementsprechend Parasitoide?
2 Antworten
Hallo,
diesen Begriff habe ich eben zum ersten Mal gehört und musste ihn erst einmal nachschlagen!
Mir fällt auf, dass in allen Erklärungen und Definitionen immer nur von Parasitoiden die Rede ist, die an tierischen Organismen leben und diese umbringen. Ich habe keine Definition gefunden, die explizit ausschließt, eine solche Lebensweise an Pflanzen so zu bezeichnen, aber, wie gesagt, auch kein Beispiel dafür. Die Alternativbezeichnung "Raubparasit" deutet auch in diese Richtung. Gebräuchlich scheint es jedenfalls nicht zu sein, Organismen, die sich an Pflanzen entwickeln und diese dabei abschließend umbringen, so zu bezeichnen.
Ganz klar ist mir das Konzept des Parasitoiden immer noch nicht, aber es beinhaltet, so wie ich das verstanden habe, wohl eine im Ablauf ziemlich genau festgelegte Entwicklung, die immer am lebenden, sogar gesunden Wirt beginnt und zum Tod des Wirtes führt. Dies ist bei den Borkenkäfern nicht so:
Erstens werden bevorzugt geschwächte, manchmal ohnehin bereits absterbende und auch bereits gefällte (also "tote") Bäume befallen, solange sie noch frisch sind. Und zweitens führt die Besiedelung, auch die erfolgreiche, zwar meist, aber doch nicht immer zum Tod des Baumes. Bei größeren Bäumen gibt es durchaus Befall mit Kupferstecher im Gipfelbereich. Der befallene Wipfel stirbt dann zwar ab, aber wenn nicht noch weitere Schädigungen hinzukommen, kann der Baum dies überleben.
Andererseits ist Parasitismus wohl darauf gerichtet, den Wirt über lange Zeit am Leben zu halten, um lange von ihm profitieren zu können. Dies ist beim Borkenkäfer nicht der Fall, zumeist stirbt der Baum ja ab, wenn ihn immer mehr Käfer befallen und er diese nicht mehr abwehren kann. Eine Generation entwickelt sich, die nächsten müssen halt einen neuen Wirt suchen. Interessant in diesem Zusammenhang folgende Definition:
... der Parasit entzieht dem Wirt Nahrung, schädigt ihn dadurch (Gegensatz zur Karpose), tötet ihn aber nicht (Gegensatz zu Parasitoiden).
Dies bedeutet wohl, dass Parasitismus un Parasitoidismus als nebeneinder stehend betrachtet werden, dass Letzteres nicht eine Form von Ersterem ist.
Es ist wie so oft mit der Natur: der Mensch erdenkt sich genau definierte Begriffe, um die Phänomene, die er darin beobachtet, einzuordnen, aber die Natur hält sich nicht daran, die Phänomene passen in keine der genau definierten "Schubladen" so richtig... 🤷♂️
Von unserem Söhnen hören wir gelegentlich, dass wir "altmodische" Begriffe verwenden...
😂
Moin!
Borkenkäfer sind keine Parasiten, da sie ihre Wirte (Bäume) töten. Parasitoide sind eine Sonderform des Parasitismus.
Ich schlage auch immer nach, frage mich aber jedes Mal, wie lange diese Formulierung noch bestehen wird.
Ebenso geht es mir beim Telefonieren: Man kann kein nerviges Telefongespräch (oder nerviges Warten) besser beenden, als den Hörer auf die Gabel zu knallen.