Wenn man als Yezide mit einer Andersgläubigen Person zusammen ist?

2 Antworten

Doch noch immer gilt: Jesiden dürfen nur innerhalb ihrer Gemeinschaft heiraten und sogar nur innerhalb der drei Kasten des Jesidentums: der Scheichs, der Pirs und der Murids. Hatab Omar, Leiter der jezidischen Akademie in Hannover, begründet diese Abschottung so:
„Die Jesiden wurden Jahrhunderte politisch verfolgt, diskriminiert, und sie haben seit mindestens 200 Jahren keine Ruhe mehr gehabt in ihren Heimatländern. Diese Sachen haben dazu beigetragen, dass die Jesiden versuchen, Schutzmechanismen zu bilden, in dem sie Gesetze entworfen haben von ihrem religiösen Rat. Und so ist entstanden, dass die Jesiden nur untereinander bleiben und heiraten.“
Der 36-jährige Sikri Sevin ist als Scheich eine Art Geistlicher. Er ist auch für Eheschließungen zuständig. Er hält es für richtig, wenn junge Leute ihre Partner nur in der jesidischen Gemeinschaft und nur in ihrer Kaste suchen.
„Die Jesiden heiraten Jesiden. Jeder, der Jeside bleiben möchte, der hat auch diesen Weg und der kennt auch diesen Weg, eine jesidische Freundin kennenzulernen. Das wird von zu Hause weitergegeben, dass das nicht gemacht wird.“
https://www.deutschlandfunk.de/jesidin-in-deutschland-es-ist-angst-angst-angst-100.html

Deine Frage ist was? Ob Yeziden automatisch ausgeschlossen werden, wenn sie mit Nicht-Yeziden zusammen sind? Nein, ein Yezide kann mit einer Deutschen, einer Pakistanerin, einer Türkin, Kurdin usw f****n und wäre dennoch Yezide.

Er bleibt Yezide. 

Wenn er mit einer Nicht-Yezidin Kinder macht, werden diese Kinder nicht als Yeziden aner-kannt. Das ist aber auch abhängig von Familie zu Familie. Streng Orthodoxe Yeziden akzep-tieren das keineswegs. 

Die yezidischen Regeln sind aber klar definiert: Yeziden sollen nur Yeziden heiraten!

Yeziden, die weniger oder teilweise religiös sind und auch die Kultur sporadisch ausleben, akzeptieren die Kinder aus einer Nicht-Yezidischen Beziehung und sind froh, wenn die Tochter oder Sohn weiterhin ein Teil der Familie ist. Er/Sie kann jederzeit zurück in die yezidische Gemeinschaft und eine Yezidin heiraten. Er wäre nach wie vor Yezide. 

Erst wenn ein Yezide, seine Religion FREIWILLIG wechselt und zu einer anderen Religion wechselt, ist er aus freien Stücken raus. Das hat er eigenhändig veranlasst. Niemand hat ihn ausgeschlossen, verstoßen oder irgendwas vorgeschrieben. Keiner würde ihn daran hindern, wenn er nach 2, 10 oder 20 Jahren wieder zurückkommt. Auch da mischt sich keiner ein. We-der andere Yeziden noch die yezidisch-religiösen Führer greifen in privaten Angelegenheiten ein. 

In der Vergangenheit: Es gibt Yeziden, die beispielsweise im Irak, in der Türkei oder Syrien zum Islam konvertiert sind, um nicht mehr diskriminiert zu werden oder weil sie sich mit einem muslimischen Partner zusammengetan haben. Diese Personen sind nach einigen Monaten oder Jahren zurückgekehrt* und natürlich wird wie in jeder Gemeinschaft darüber getratscht, aber dennoch wurden diese Menschen wieder “angenommen” und sie haben mit Yeziden geheiratet, als wäre nichts gewesen. Das gleiche gilt auch hier in Deutschland oder anderen Ländern, in denen Yeziden leben.

*Mit zurückgekehrt meine ich damit, dass oftmals die Nicht-Yezidischen Partner erwarten, dass der Yezide die eigene Religion aufgibt und konvertiert und sogar den Kontakt zur Familie abbricht. Besonders, wenn Muslime der andere Partner sind, erwarten sie, dass der Partner zur Religion konvertiert und den Kontakt zur Familie abbricht. Somit wäre der Verlust für die yezidische Familie doppelt. Zum einen ein Familienmitglied zu verlieren und zum anderen ein Mitglied der Religionsgemeinschaft zu verlieren. Das wollen sie selbstverständlich nicht. Welche guten Eltern wollen schon Tochter oder Sohn verlieren?

Das wissen Muslime, besonders muslimische Kurden sehen yezidische Frauen als Trophäen an, auch hier in Europa und nicht nur in den vergangenen Angriffskriegen gegen die yezidischen Stämme.

Der Schmerz und das Trauma der Yeziden sitzen ihnen noch in den Knochen. Von Epoche zu Epoche haben sie Leid durchlebt und müssen nun im 21. Jahrhundert feststellen, dass einige ihrer jungen Menschen keinen Wert auf ihre Geschichte, Kultur und den Erhalt ihres Glaubens leben. Vor diesem Problem stehen viele Religionsgemeinschaften, ethno-religiösen Minderheiten und fürchten den Verlust der Identität.

Beispiel Islamischer Staat: Einige Yeziden waren in der Vergangenheit gezwungen, zum Schutz ihrer eigenen Sicherheit ein Glaubensbekenntnis abzulegen, nachdem sie aus den Fängen ihrer Widersacher befreit wurden und zurückkehren konnten, wendeten sie sich wieder dem yezidischen Glauben und blieben diesem treu.

Wenn also ein Yezide hier in Freiheit in Europa sich mit Nicht-Yeziden verbindet und mit ihnen eine Beziehung eingeht, dann ist es eine persönliche Entscheidung und niemand würde sich dafür interessieren. Wenn sich jemand dafür interessiert, dann ist es nur die Familie, die ausreichend Gründe haben wird, wieso und weshalb sie damit nicht d'accord ist. 

Ich denke, dass bei guter Aufklärung bezüglich der Geschichte der Yeziden und der langan-haltenden Verfolgungspolitik der radikalen Muslime, würden viele Yeziden der jüngeren Ge-neration verstehen, woher die Angst und die Ablehnung kommt und die jenigen, die Zweifel haben, würden durch die Aufklärung ihr Verhalten überdenken. Das Erbe der Yeziden liegt schwer auf den Schultern. Eines der letzten noch lebenden Urvölker Mesopotamiens sollte noch lange wie möglich erhalten bleiben. Die yezidische Jugend sollte sich vereinen und alles tun, um ihre Identität zu bewahren, jetzt wo die ganze Welt von ihnen weiß und sie sich nicht mehr verstecken müssen.

Nicht jedes Mitglied der Glaubensgemeinschaft lebt orthodox oder ultra-orthodox. Es gibt viele Agnostiker und Atheisten unter den Yeziden und dennoch haben sie Respekt vor ihrer Herkunft und schaden ihrer Glaubensgemeinschaft nicht. Auch als Agnostiker oder Atheist bleibt man Yezide. Ob du als Yezide an Gott glaubst oder nicht, ist deine persönliche Angelegenheit. Aber aus Respekt vor deiner eigenen Herkunft und den vielen Opfern, die die yezidischen Väter und Mütter erbracht haben, nutze deinen Verstand und trage dann die Konsequenzen für dein Handeln. Wenn du dich für den “Austritt” durch Konvertierung entscheidest, dann geh, dreh dich um, aber werfe nicht mit Dreck nach denen, die nicht deinen Weg gehen wollen. 

Es gibt immer mal wieder Personen, die aus persönlichem Interesse eine Reformierung fordern. Die Sache ist die: Es hält dich niemand fest. Du kannst jederzeit gehen. Es ist kein Gefängnis, indem du festgehalten wirst. Es ist deine freie Wahl zu gehen oder zu bleiben. Wenn dir die Regeln der Yeziden nicht passen, dreh dich um und geh deinen eigenen Weg. Aber fordere nicht auf, dass ein ganzes Volk sich für dich ändert. Was ist, wenn du in zwanzig Jahren eine andere Meinung hast? Sollen sie sich dann in zwanzig Jahren wieder nach dir richten? Weder du noch 72 Genozide konnten und können die yezidische Identität ändern und es wird sie noch lange nach dir geben, also was ist das Problem? Geh und leb dein Leben und lass die anderen zufrieden, die in der yezidischen Gesellschaft sich nach den yezidischen Heiratsregeln halten wollen. Aber versuch nicht mit Dreck zu werfen.

Dieser Punkt ist genau das, was die kurdisch-yezidische Geschichte oder Problematik aus-macht. Viele Yeziden, die zum Islam konvertiert sind (durch Gewalt und Verfolgung oder durch einen politischen Vorteil (Es gibt Yeziden, die sich haben kaufen lassen)), sind härter und radikaler gegen die Yeziden vorgegangen, die sich gegen eine Konvertierung gestellt haben. Beispielsweise ist die Familie von den Barzanis, die in der Autonomie Kurdistan im Irak, die Regierung führen, ursprünglich Yeziden der Shex Kaste gewesen. Sie sind vor einigen Generationen zum Islam konvertiert und schwören heute auf den Koran, obwohl sie wissen, dass man sie mal zwangsislamisiert hat. Sie sind gut darin die yezidische Geschichte, Religion und Siedlungsgebiete zu okkupieren. 

Es gibt ein Sprichwort: "Kurmê darê ne jê darê be, dar na kewe" 

Für die, die es nicht verstehen: Ein Baum ist stark und überlebt Jahrtausende. Er übersteht Unwetter und alle Jahreszeiten. Wenn der Baum fällt, dann nur weil sein Schmerz von innen kommt. Hier wird der Wurm als Ursache für den Schmerz angeführt. Der kleine Wurm, der den Baum von innen schwächt und zerstört. Der Wurm symbolisiert, die Schwäche im inneren Kreis. Was von mir abgeht (die konvertierten Yeziden, die heute Kurden sind), wendet sich gegen mich und bekämpft mich (die yezidische Identität). 

Das was den Yeziden bis heute fehlt, ist das was den Ureinwohnern Amerikas gefehlt hat. Einigkeit. Sie hielten lange nicht zusammen, bis sie schwach wurden gegen die Invasoren und erst dann haben sie sich verbündet. Heute sind die Ureinwohner ein lebendes Relikt einer alten Kultur. Das wird den Yeziden auch passieren, wenn sie sich nicht selbst verwalten und ihre Energie an kurdische Angelegenheiten vergeuden.


Bossi04133  14.12.2023, 12:56

Wieso wird hier der Islam hier angesprochen? Die Fragestellerin hat gefragt wenn man anders gläubig wird! Sie hat NICHT gefragt wenn man zum Islam konvertiert!!!

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