Welches Menschenbild hat Sigmund Freud?

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Sigmund Freud wird in unserer dualistisch geprägten Weltauffassung gern als Materialist bezeichnet, was er wohl auch akzeptiert und dennoch ahnt, dass das nicht ganz stimmt. Dualismus sieht die Welt aufgeteilt in Materie und Geist und dabei den Geist als das Schöpferische, das Prägende. Als Gegen- und Trotzbewegung dazu gibt es die Materialisten, die Geist leugnen und alles auf das Materielle redzuieren wollen. Das aber stimmt nicht für Freud. Da die epikureische Tradition zerschlagen worden ist und man die Reste einfach dem Materialismus zuordnet, fällt nicht auf, dass der Epikureismus einer eigenständigen, gegen den Dualismus gerichteten Weltauffassung angehört, dem Monismus. Bereits Parmenides (ca. 500 v.Chr.) spricht davon, dass das Sein ein einziges ist in unterschiedlichen Ausprägungen. Dieser ewige Prozesscharakter wird dann vor allem von Heraklit betont. Im Monismus ist es daher kein Problem, sich mit Erscheinungen zu befassen, die weder eindeutig materiell noch eindeutig geistig sind.

Freud beschäftigt sich mit zwischenmenschlichen Beziehungen und ihrer Prägegewalt auf das Individuum und die Gemeinschaft als Ganzes. Das kann sich körperlich manifestieren, das kann sich ideologisch festsetzen. Diese Kraft von Beziehungen und - als Arzt - von krankmachenden Beziehungen und Prägungen interessieren ihn sowohl in körperlichen Auswirkungen wir in geistigen. Solche Beziehungen sind ohne Körperlichkeit - z.B. im Sex - nicht vorstellbar aber auch nicht ohne die geistige Reflexion z.B. in Schuldgefühlen und -vorstellungen. Genau in dem Wechselspiel zwischen beiden ist das Arbeitsfeld von Freud und seine Forschung angelegt. So hat er sowohl mit Idealisten wie mit Materialisten seine Probleme, weil die Beziehungen zwischen beiden "Minenfeldern" für beide tabuisiertes Terrain sind.

Schau Dir auch mal folgende Antwort an:

https://www.gutefrage.net/frage/sigmund-freud-glueck

Dass jeder Mensch in Abhängigkeiten zu verschiedenen Instanzen steht und aufgrund seiner Befangenheit keinen uneingeschränkten freien Willen besitzt.  

"Der Mensch ist nicht Herr seiner selbst" Sagte er mal. Ich interpretiere daraus eigentlich immer das er die Menschen für dumm hält, da sie unbewusst und folglich unkontrolliert handeln.

Oder meinst du das Gedöns mit Es, Ich und Über-Ich?