Welches Fahrrad ist zum Reisen besser geeignet MTB oder Trekkingrad?

3 Antworten

Vom Fragesteller als hilfreich ausgezeichnet

Jau, 19 kg ist ein schweres Rad. Allerdings ist ein MTB mit 15 kg auch keine schlanke Prinzessin.

So deutlich tritt das Gewicht an Steigungen nicht zutage. Ja, klar: 4 kg sind 4 kg. Aber wenn du dir mal anschaust, was das ganze Gefährt aus Fahrrad, Fahrer und Gepäck wiegt, sind 4 kg nicht viel Unterschied am Gesamtgewicht. Für die Reichweite ist es so oder so Gift, an Steigungen aufs Tempo drücken zu wollen, also wird man Steigungen sinnvollerweise sowieso eher entspannt fahren.

Mit Sitzposition und Reifen hast du da schon wichtigere Punkte.

Lange Strecken zu schaffen, ist in erster Linie mal eine Frage der Fahrzeit. Rechne es dir aus: 2 h länger fahren zu können, bringt dir mehr Fahrstrecke als wenn du im Durchschnitt 2-3 km/h schneller bist. Dementsprechend ist eine angenehme Sitzposition, die du länger durchhältst, viel wert.

Und auch wenn der Rollwiderstand keinen so großen Anteil am Gesamtwiderstand hat, wenn man ein gewisses Tempo fährt: Man braucht sich das Leben ja nicht unnötig schwer zu machen, indem man mit breiten, dickwandigen Stollenreifen auf befestigten Wegen rollt. Wobei man da genau hinschauen muss: Leichte MTB-Reifen (z.B. Conti Race King) können durchaus besser rollen als x-fach verstärkte und pannengeschütze Trekkingreifen (z.B. Schwalbe Marathon Plus), am besten noch mit dem dicksten Schlauch den man finden konnte. Aber ein leichter, dünnwandiger Trekkingreifen rollt spürbar besser als ein durchschnittlicher MTB-Reifen.

Ich sage also, dass beim Trekkingrad klar mehr Potential ist.

Micha30 
Fragesteller
 18.02.2024, 13:49

Das MTB hat ja wie gesagt dicke Stollenreifen, das Trekkingrad dünnere Reifen, obwohl es 4 kg schwerer ist, kann es dann trotzdem sein das wegen dem reifenrollwieder Stand ich trotzdem mit dem Trekkingrad schneller den Berg hoch komme?!

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RedPanther  18.02.2024, 16:46
@Micha30

Achtung: Mit "dicken" und "dünnen" Reifen meine ich nicht die Reifenbreite. Sondern die Materialdicke, also wie dick das Reifengummi ist. Da gibts auch im MTB-Berich dünnwandige Reifen, aber halt auch dickwandige Reifen die es aushalten sollen wenn man aus 2 m Sprunghöhe auf Baumwurzeln springt... Und der Rollwiderstand kommt vor allem daher, dass das Gummi von Reifen und Schlauch walkt.

Aber ja, den Gewichtsnachteil bekommst du ausgeglichen. Schau mal, die Leistung, die benötigt wird um eine gewisse Steigung mit einer gewissen Geschwindigkeit hoch zu fahren, hängt linear von der Masse ab. Sprich, wenn dein System aus Fahrrad, Fahrer und Gepäck nicht 100 kg wiegt, sondern 104 kg, dann musst du für die gleiche Geschwindigkeit 4 % mehr Leistung bringen.

Also wenn du meinetwegen auf dem MTB dran gewöhnt bist, 200 W zu treten, brauchst du allein wegen 4 kg Mehrgewicht eben 208 W, um gleich gut voran zu kommen.

Jetzt, kann man mit leichten Trekkingreifen 8 W Rollwiderstand sparen, um doch wieder mit 200 W bergauf zu kommen? Ja, ganz klar. Mittelgute MTB-Reifen haben nen Rollwiderstand von grob 30 W. Ein Trekking-/Gravelreifen kommt durchaus unter 20 W Rollwiderstand. Jeweils pro Stück.

Du kannst also ca. 20 W Rollwiderstand sparen, wo du aufgrund des Mehrgewichts nur 8 W einsparen müsstest um auf ±0 zu kommen.

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Micha30 
Fragesteller
 18.02.2024, 17:38
@RedPanther

Danke für dein Bericht, viele nutzen auch ein gravelbike zum Reisen, da sehr leicht, da kann man ordentlich stecken Machen damit, aber ich kann mich mit der Sitzposition nicht anfreunden, ist ja noch viel schlimmer als beim MTB, aber damit kann ich wahrscheinlich jeden Berg bezwingen ohne große Probleme

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RedPanther  18.02.2024, 17:40
@Micha30

Ja, es ist eben alles ein Kompromiss aus Vor- und Nachteilen. Wo man sich überlegen muss, wo man seine Prioritäten hat.

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Gehen wir mal davon aus, dass Du auf Deinen Radreisen eher Straße und Radweg nutzen wirst und nicht den kniffeligen Geländepfad im Wald; dann ist ein MTB tatsächlich nicht so gut geeignet, wenn Dir Fahrkomfort wichtig ist. Aber da gibt es noch unzählig viele weitere Dinge, die wichtig sind am betreffenden Fahrrad:

  • Reisen per Fahrrad bedeutet: Du sitzt täglich mehrere Stunden im Sattel. Also muss das Fahrrad schon in seiner Rahmengeometrie ziemlich perfekt zu Deiner Anatomie passen (siehe "Stack to Reach"). Darüber hinaus solltest Du Sattel, Sattelstütze, Lenker und Vorbau perfekt eingestellt haben (siehe "Bikefitting") und alles dafür tun, dass Gesäß, Arme und Hände nicht ermüden (betrifft Sattelergonomie, Lenkerform, Fahrradhandschuhe, Lenkergriffe).
  • "Trekkingrad" heißt noch nicht, dass es für Deine Radtouren perfekt geeignet ist. Reifenbreite und Reifenprofil sollten zu dem bevorzugt genutzten Untergrund passen, die Über- und Untersetzungen an der verbauten Schaltung müssen zu dem geplanten Geländeprofil passen, die gesamte Technik am Rad sollte einfach zu reparieren sein, die verbauten Bremsen müssen Dich samt Reisegepäck sicher abbremsen können, Rahmen und Gabel müssen genügend Gewindebohrungen aufweisen für die Montage der Gepäckträger, die Gepäckträger müssen für Packtaschen und schweres Gepäck geeignet sein, usw.
  • 19 kg Fahrradgewicht muss nicht grundsätzlich schlecht sein. Ein Stahlrahmen aus hochwertigen Rohren, deren Wandstärke bei Rahmenbruch eine Reparatur per Schweißen erlaubt, wiegt eben. Im übrigen kannst Du über die verbauten Teile und Komponenten nachträglich noch am Gewicht drehen: alleine die Bereifung kann Dich ein Kilo mehr oder weniger kosten.

Am besten suchst Du im Internet mal nach den Erfahrungen und Tipps von gestandenen Reiseradlern. Da bekommst Du schnell ein Gefühl für all die Punkte, die Du sonst noch im Fokus haben solltest für Deine Touren.

Viel Spaß auf Deinen Touren.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Erfahrung in Radreisen und Weltreisen per Fahrrad
Micha30 
Fragesteller
 18.02.2024, 13:42

Wow danke für den ausführlichen Bericht, da ich den Trekkingrad Erst vor ne Woche zugelegt habe, muss ich den noch testen was die Sattelhöhe Lenkrad Höhe etc ist, auf meinen letzten kurzen Ausfahrt damit, Habe ich festgestellt das die Sitzposition um einiges angenehmer ist, als beim MTB, Beim MTB sind halt noch die Breiten Reifen wo dazukommen, bei Trekkingrad sind dünnere Reifen verbaut, d.h bergauf gleicht sich das wahrscheinlich wieder aus, naja in Kürze ist eine 100 km Tour damit geplant, mal sehen wie es wird,

Es gibt aber auch Leute die mit dem gravelbike oder sogar Rennrad zum Nordkap fahren, die Sitzposition ist ja richtig schrecklich und trotzdem klappt es,

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also die Erfahrung mit dem Trekkingrad habe ich selber nicht, dennoch kann ich gewiss sagen dass ein MTB die deutlich unbequemere Variante ist, da das Trekkingrad für Touren konzipiert ist und sich einfach besser verhält. (das mtb macht aber mehr spaß😉)

Woher ich das weiß:Hobby