Welche Eigenverantwortung haben Cybermobbing-Opfer?
Welche Eigenverantwortung hat ein Mensch, der unter Cybermobbing leidet. Nicht im Bezug auf die Prävention, sondern eher den Umgang damit. Kann von einer persönlichen Schuld die Rede sein, wenn sich ein Cybermobbing-Opfer gezielt Beiträge durchließt, denen es ausweichen könnte.
Menschen fokussieren sich häufig aktiv auf negative Dinge, denen sie ausweichen könnten, z.B. News über Krieg, Gewalt, Kriminalität, Armut, Extremismus etc., der dann das persönliche Wohlbefinden generell verringert.
Cybermobbing lässt sich, jedenfalls theoretisch, weitaus leichter ausweichen als Mobbing im Real Life. Ist die Annahme also legitim, dass ein Cybermobbing-Opfer nicht nur auf fremde Hilfe angewiesen sein sollte, sondern selber aktiv werden also sich neue, anonyme Accounts zu erstellen und notfalls den Social Media-Konsum auf ein Minimum zu reduzieren?
1 Antwort
Hallo, du fragst, welche Verantwortung und Schuld die Opfer von Cybermobbing treffen und inwiewiet man selbst aktiv Cybermobbing entgegenwirken kann.
Zu dem ersten Teil deiner Frage. Ich würde nicht von einer eigenen Schuld sprechen und finde es sogar sehr wichtig zu betonen, dass Betroffene keine Schuld trifft. Oft sind es so viele, beleidigende Nachrichten, dass man ihnen nicht ausweichen kann. Betroffenen wird von verschiedensten Accounts geschrieben, auch sind es sehr persönliche und verletztende Inhalte, die etwas in einem auslösen. Da würde nach meiner Meinung auch der Unterschied zu schlimmen Nachrichten aus der Welt liegen, die meist weniger persönlich sind. Wichtig finde ich also festzuhalten, dass die Täter etwas ganz Falsches machen und die Verantwortung für ihr Handeln tragen - nicht anders herum! Für Hass und Beleidigungen sollte kein Raum im Netz sein.
Und zu deiner zweiten Frage. Du hast Recht, es wäre eine Möglichkeit, weniger am Handy zu sein und sich so vor Cybermobbing zu schützen. Aber würde man den Tätern so nicht viel zu viel Macht geben? So würde man sie ja darüber bestimmen lassen, wie häufig man am Handy ist. Und das könnte sogar dazu führen, dass Opfer sich sozial ausschließen müssten und zum Beispiel wichtige Absprachen in Online-Gruppen nicht mitbekommen würden. Das wäre ein großer Eingriff in den persönlichen Raum und würde den Tätern viel Kontrolle geben. Und wenn man es mit dem "Real Life" vergleicht, würde man wahrscheinlich auch niemandem raten, nicht mehr raus zu gehen, um den mobbenden Personen nicht zu begegnen, oder?
Ich hoffe, dass ich deine Fragen beantworten konnte.
Es gibt ja auch die Möglichkeit, einen anonymen Account zu erstellen, die ich bereits erwähnte, um die Mobber von einem zu isolieren, ohne sich selbst isolieren oder einschränken zu müssen.
In meinen Augen ist eine Lösung, bei der die betroffene Person Wege suchen muss, wie sie am besten den Täter*innen ausweicht, keine Lösung. Wie kommt die betroffene Person dazu?
Ich Stimme euch beiden zu.
Es ist die alte Thematik des kurzen Rockes oder vielen Geldes betrunken in der dunklen Seitengasse der fremden Stadt alleine spät nachts.
Auf der einen Seite: Wieso soll sich eine Frau derart einschränken lassen in Uhrzeit, Kleidungsstil und Lebensweise, um einem Raub oder einer Vergewaltigung zu entgehen? Klar, schuld ist der Täter. Die Frau soll frei leben dürfen wie sie will! Es sendet auch keine Signale irgendwelcher Art. Der Täter ist der Täter.
Auf der anderen Seite ist es ein äußerst effektives Mittel, sich aus der Situation zu entfernen. In der Schule geht das wegen der Schulpflicht nicht, was eine Katastrophe ist, aber im Internet gibt es zum Glück Möglichkeiten, ohne sich einzuschränken. Ein neuer Account kann weiteres Cybermobbing in manchen Fällen stark erschweren. Es wäre vergleichbar mit einem Zeugenschutzprogramm. So gehe ich auch persönlich vor, wenn ich mal im Internet gestalked werde. Aus dritter Person seh ich mir gemütlich an, wie sich der Mobber mit einer Karteileiche streitet.
Im Falle von echtem Cybermobbing geht aber das Cybermobbing ggf. mit dem echten Leben einher - Erpressung, Freundschaften, Nudes, Mobbing in der Schule usw. - daher ist ein Rückzug aus den sozialen Medien nicht ausreichend. Sprich: Ein Rückzug ist häufig unmöglich. Er führt im echten Leben fort. Die Einschaltung der Polizei wäre wichtig. Die Würde des Menschen muss geschützt werden.
Ein bloßes Unterbinden vom Cybermobbing garantiert aber nicht ein gesundes Weiterleben. Der Schaden kann bereits psychisch getan sein. Es ist auch eine Illusion zu glauben, eine bloße Beratung und ein Ende würde das Problem lösen. Die Täter müssen dingfest gemacht werden, Gerechtigkeit stattfinden. Ein bloßes Betreuen des Opfers heilt keine Rachegefühle und die Gefahr selbst ein Täter oder eine gescheiterte wütende Existenz zu werden ist groß. Mir ist daher sehr unklar wieso nicht möglichst IMMER auch die Polizei von Juuport informiert wird. Das fände ich häufig besser!!
Das ist richtig! Mobbing-Täter haben über sowas nicht zu bestimmen, auch nicht indirekt. Dennoch, abgesehen von dem Konsum an sich. Der Fokus auf und der Konsum von negativen, pessimistischen, hoffnungslosen und hasserfüllten Inhalten ist generell schlecht, auch wenn es sich nicht um Cybermobbing-Inhalte handelt. Sowas zu reduzieren, soweit es geht, finde ich generell sinnvoll.
Es gibt ja auch die Möglichkeit, einen anonymen Account zu erstellen, die ich bereits erwähnte, um die Mobber von einem zu isolieren, ohne sich selbst isolieren oder einschränken zu müssen.
Der Unterschied ist, dass Social Media nicht die Realität ist und man diese - zumindest theorethisch - weitaus leichter ignorieren kann als das echte Leben.