Was verstehen wir unter Willensfreiheit?

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Gute Frage! Ich denke, das kommt auf die Situation an. Ich bin mir recht sicher, dass es dieses geheimnisvolle Unterbewusstsein gar nicht gibt. Wer sich genau ergründet kann auch herausfinden, warum er bestimmte Handlung tut und andere unterlässt. Zudem ist es auch möglich, sich selbst bis zu einem gewissen Grad zu steuern und zu manipulieren (z.B. durch Coaching, weil man etwas bestimmtes an sich ändern möchte oder durch Ignoranz von bestimmten Tatsachen, z.B. einer toxischen Beziehung, die man trotz Wissen darüber nicht verlässt, weil man es noch nicht fertig bringt. )

Ein bisschen anders ist es bei Traumata, da sind die Schutzmechanismen, die natürlich immer direkt mit hinein spielen. Die Reaktionen hier fühlen sich für mich sehr automatisch an und sind sehr schwer zu ergründen und dementsprechend aufzubrechen.

Es ist vielleicht auch interessant bei dieser Frage, sich zu Fragen, aus was sich das Denken und Handeln zusammensetzt. Es gibt Bedürfnisse und Triebe (Hunger, Schlaf, Sex, Anerkennung, Zugehörigkeit, Ruhe, Einsamkeit, emotionale Ausgeglichenheit, Kurzweile ect.) derer man sich entweder bewusst ist oder nicht, was nicht heißt, dass man sich dessen nicht bewusst machen kann. Dann befinden wir uns eigentlich fast den ganzen Tag in unterschiedlichen sozialen Situationen, die unterschiedliches Denken und Handeln nach den Regeln unserer Sozialisation erfordern (keine Gewalt anderen Mitmenschen gegenüber, Tugenden wie Freundlichkeit und Pünktlichkeit, spezielle Sozialisation nach Geschlecht ect.).

Ich kann eigentlich sagen, dass ich in vielen Situationen sehr gut über das Reflektieren kann, was in mir vorgeht und bin da auch recht ehrlich mit mir. Wenn ich mich frage, warum ich gerade unausgeglichen bin, kann ich direkt eine Antwort finden. Also nichts Unerklärliches im Unterbewusstsein bei mir.

Also abschließend: Vielleicht kommt es einem so vor, als wären Entscheidungen unterbewusst. Ich würde aber behaupten, das liegt daran, dass man sich selbst an diesem Punkt noch nicht gut genug kennt und sich das eigene Handeln noch nicht erklären kann. Menschen haben einen freien Willen. Sie müssen nur wissen, was sie wollen. Und wer sich frei zur Unfreiheit entscheidet, ist ebenfalls frei.


PaulSmart  29.05.2023, 11:18

Wer sich frei zur Unfreiheit entscheidet, ist nicht frei, sondern fügt sich in ein soziales Muster, das dieser Person in jungen Jahren vorgegeben wurde und so verinnerlicht wurde, dass derjenige denkt, er fügt sich freiwillig 😬

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