Was sind Gemeinsamkeiten und Unterschiede bei Sartre, Aristoteles und Kant zum Thema Freiheit?

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Philosophie ist der Versuch, die Welt und unser Eingebundensein darin zu interpretieren. Das ist Aristoteles, Kant und Sartre gemeinsam. Trennend ist für alle, dass sie erst einmal in vollkommen verschiedenen Lebenssituationen und Zeitaltern ihre Interpretation versucht haben.

Aristoteles in der Antike, am Ende des Zeitalters der griechischen Polis, in der es Freiheit nur für die männlich-freien Bürger der Polis gab. Aristoteles selbst war z.B. in Athen kein freier Mann, weil kein Bürger Athens, sodass er nicht alle Rechte eines freien Bürgers Athens besaß. In seinen Lehren, die für alle Leser jeder Polis geschrieben waren, abstrahiert er zwar von dieser Einschränkung, doch war sie damals jedem klar. In seinem Lyzeum wie in der Akademie Platons und der Stoa philosophierten im Gegensatz zum Garten Epikurs nur Männer, meist aus der aristokratischen Schicht.

Kant lebte im 18. JH und war - von der Gunst Friedrich des Großen getragen - ein gläubiger Aufklärer, auch wenn er die bis dahin gängigen Gottesbeweise widerlegt hat. Freiheit ist für ihn eigentlich "nicht von dieser Welt", sondern ein Hineinragen aus der Welt an sich in unsere nur vorgestellte, durch Kausalität zwangsinterpretierte Welt. Nur über die fast vergöttlichte Vernunft erlangen wir Zugriff auf Freiheit. Diese Freiheit ist aber bei weitem keine Ungebundenheit sondern in der Pflicht der Vernunft. Emotionen sind für Kant der Hort der Unfreiheit.

Sartre ist ein politischer Philosoph der für die konkrete Freiheit der Franzosen von den deutschen Nazibesatzern sein Leben riskiert hat. Für Sartre ist Freiheit kein Abstraktum. Er gehört zu den atheistischen Existentialisten die in ihrer Welt- und Selbstinterpretation jeden Bezug auf eine höhere Existenz ablehnen. Der Mensch ist Teil dieser Welt, in ihre Vernetzungen eingebunden, weshalb eine absolute Freiheit für ihn dummes Zeug ist. Doch der Mensch ist nicht nur Kind einer natürlichen Evolution. Ihn zeichnet die kulturelle Evolution aus, die ihm die Möglichkeit und Unausweichlichkeit gegeben hat, die Welt zu interpretieren und danach zu handeln. Darum sein Ausspruch: Wir sind zur Freiheit verdammt. Gemeint ist die unausweichliche Freiheit, unser Leben selbst in die Hand zu nehmen und verantwortlich zu gestalten. Da muss man, wie er im französischen Widerstand, auch mal sein Leben riskieren.