Was ist die poetische Funktion (organon Modell)?

3 Antworten

Die poetische Funktion ist das Spielen mit der Sprache. Das heißt, du kannst nicht nur irgendeine Botschaft weitergeben, sondern du kannst sie auf eine gewisse Art und Weise ausdrücken,also zum Beispiel durch Reime oder durch irgendwelche Stilmittel oder umgangssprachlich....

Ich kenne in dem Zusammenhang die Darstellungsfunktion, die Appellfunktion und die Ausdrucksfunktion. Nun kann ich mir vorstellen, dass die Ausdrucksfunktion auch poetische Funktion genannt wird. Insbesondere in der Lyrik erscheint Sprache wesentlich in der Ausdrucksfunktion (liedhaftes Sprechen) Das lyrische Ich "entäußert" sich, es lässt in sich hineinschauen. Der Vollständgkeit halber sei gesagt, dass es in der Dichtung slebstverstänch auch die anderen Ausdrucksformen der Sprache gibt, etwa in der politisch engagierten Lyrik die empfängerbezogene Intention des Appells usw. usw.

Das sind einige Gedanken meinerseits zu deinem Thema, bitte betrachte sie unter Vorbehalt.

Im Anschluss an Karl Bühlers Organon-Modell unterscheidet Roman Jakobson ("Linguistik und Poetik", in "Poetik Aufsätze 1921-1971" , Frankfurt 1979) sechs für die sprachliche Funktion unabdingbare Faktoren, mit denen ihrerseits 6 Funktionen des sprachlichen Zeichens korrespondieren: Poetische Funktion (referiert auf das Zeichen selbst), metasprachliche F. (Code), phatische F. (Kommunikation als solche), Ausdrucksfunktion (Sender), Appellfunktion (Empfänger) und Referenzfunktion (außersprachl. Wirklichkeit).

Jakobsons Definition der poetischen Funktion ist "the set towards the message as such", was heißt, dass wir nur drauf sehen, wie wir sprechen, nicht was gesagt wird. Die Poetische Funktion betrifft die Gestaltung der Nachricht: Metrum, Reimschema, Strophenform, Stilgebung, rhetorische Figuren von Allegorie bis Zeugma, Ihren Ort hat die poetische Funktion also naturgemäß in der Literatur, doch gilt auch in der Alltagskommunikation die Beachtung der Regeln des guten Stils.

Eugenio Coseriu (in "Textlinguistik", in Tübinger Beitr. zur Linguistik 109, (1980) ) meint dagegen, die Erweiterung des Organon-Modell sei unnötig. Die poetische Funktion sei gar nicht Ausdruck eines Kommunikationsvorganges, die phatische und die metasprachl. F. könnten als bloße Spezialfälle auf die Appell- bzw. Referenzfunktion zurückgeführt werden.

Lies auch: " Poetische Funktion: Die schöne Stelle", S. 24ff. in

Jan Erik Antonse: Text-Inseln: Studien zum Motto in der deutschen Literatur vom 17. bis 20. Jh., Diss. Zürich 1997, Königshausen & Neumann, Würzburg 1998

http://books.google.de/books?id=_Dk8OEN379UC&pg=PA22&dq=Organon-Modell+%2B+Poetische+Funktion:+Die+sch%C3%B6ne+Stelle&hl=de&sa=X&ei=PyOTUpKqFK-WyQPE0oGQAg&ved=0CDwQ6AEwAg#v=onepage&q=%20Poetische%20Funktion%3A%20Die%20sch%C3%B6ne%20Stelle&f=false

oder Jürgen Trabants „Abweichung oder Distinktion“ in „Ethik der Ästhetik“ hg. V. Christoph Wulf, u.a., S. 63 ff.