Was haben die Abgeordneten des 3. Standes gefordert? Und warum haben sie die traditionelle Abstimmung abgelehnt(französische Revolution)?

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Für eine genaue Untersuchung kommt es auf die gemeinte Zeit ab.

Mit der traditionellen (der Tradition entsprechenden/auf Tradition beruhenden/herkömmlichen) Abstimmung ist eine Abstimmung in den Generalständen (französisch: États généraux) nach Ständen gemeint. Das bedeutete 1 Stimme für den Klerus (französisch: Clergé), 1 Stimme für den Adel (französisch: Noblesse) und 1 Stimme für den Dritten Stand (französisch: Tiers état).

Die Abgeordneten des Dritten Standes haben eine Abstimmung nach Ständen befürchtet, weil sie befürchteten, dabei von den beiden anderen Ständen überstimmt zu werden. Klerus und Adel hätten zusammen 2 Stimmen gehabt, also die Mehrheit, der Dritte Stand nur 1 Stimme.

Die Abgeordneten des Dritten Standes forderten eine Abstimmung nach »Köpfen«, das heißt eine Abstimmung, bei der jeder Abgeordnete in den Generalständen 1 Stimme hat. Die Abgeordneten des Dritten Standes hätten aufgrund der Verdoppelung ihrer Anzahl (600 Abgeordnete des Dritten Standes, jeweils 300 Abgeordnete des Klerus und des Adels) dabei gute Chancen gehabt, bei einer Abstimmung die Mehrheit zu gewinnen. Denn auch in den beiden anderen Stände gab es eine Anzahl Abgeordneter, die Veränderungen befürworten und gegenüber Anliegen des Dritten Standes aufgeschlossen waren.

weitere Forderungen der Abgeordneten des Dritten Standes im Frühling und Sommer 1789:

  • gemeinsame Wahlprüfung (Überprüfung der Rechtmäßigkeit der Wahl der einzelnen Abgeordneten), keine nach Ständen getrennte Wahlprüfung
  • Schaffung einer Verfassung
  • Erklärung der Abgeordneten des Dritten Standes in den Generalständen am 17. Juni 1789, eine Nationalversammlung zu bilden, und Aufruf an die Vertreter der beiden anderen Stände, sich der Nationalversammlung anzuschließen
  • Abschaffung von Privilegien (Vorrechten)