Was für eine Auswirkung hat es wenn ein Konsument fehlt in einem Ökosystem?

3 Antworten

Der Luchs ist dafür kein gutes Beispiel. Besser wäre der Wolf, um die Folgen zu beschreiben.

Als man in den USA Yellowstone zum Nationalpark machte, hatten die Leute im Grunde keine Ahnung vom Schutz der Natur. Sie teilten die Tiere in "Gut" und "Böse" ein und genau so haben sie die Arten auch behandelt. Wölfe fielen damals in die Kategorie "Böse" und wurden abgeknallt. Schließlich haben sie doch die schönen Wapitis gefressen, an denen sich die Besucher des Parks erfreuen sollten.

Nach nur wenigen Jahrzehnten stellte man jedoch fest dass der Park sich immer mehr veränderte. Er geriet aus dem Gleichgewicht, es gab immer weniger Gabelböcke, weniger Bären, weniger Biber, weniger Vögel, weniger Bäume und immer mehr Wapitis. Der Unterschied war so eklatant dass man ihn einfach nicht länger ignorieren konnte. Deshalb holte man schließlich Wölfe aus Kanada und setzte sie gegen den erbitterten Widerstand vieler Leute im Park aus.

Die Wölfe brachten das Gleichgewicht im Park innerhalb kürzester Zeit wieder in Ordnung. Sie vertrieben die Wapitis von den Flussufern und ließen sie nicht länger in aller Ruhe die jungen Bäume abfressen. Sie hielten die Hirsche in Bewegung und reduzierten ihre Anzahl.

Dadurch konnten zum ersten Mal seit Jahren wieder Bäume an den Ufern der Flüsse wachsen. Dadurch hatten die Biber wieder Material um ihre Dämme und Burgen zu bauen. Dadurch sank die Fließgeschwindigkeit der Flüsse. Es wurde weniger Erde mit gerissen, die Erosion kam fast zum Stillstand, das Wasser wurde sauberer und die Artenvielfalt im Wasser explodierte geradezu.

Es gab Unmengen Insekten und Amphibien. Das lockte wiederum Wasservögel aller Arten an. Zudem gab es jetzt wieder eine große Menge Fische in den Flüssen. Von diesen Fischen ernährten sich die Bären. Sie kämpften aber auch hin und wieder mit den Wölfen um ihre Jagdbeute und ernährten sich vom Fleisch der Wapitis. Dadurch stieg die Zahl der Bären wieder stark an.

Ebenso erholte sich der Bestand der Gabelböcke. Sie waren zuvor ohne die Wölfe den Kojoten ausgeliefert. Die Kojoten fraßen ihre Kitze und hielten den Bestand der Gabelböcke niedrig. Die Wölfe duldeten keine Kojoten in ihrem Revier, sie jagten aber nicht die Kitze der Gabelböcke. Die waren ihnen als Beute viel zu klein.

Deshalb sank die Anzahl der Kojoten und die Zahl der Gabelböcke stieg. Gleichzeitig gab es wieder sehr viel mehr Bodenbrüter im Park, weil die Kojoten nicht länger die Nester plünderten. Auch die Zahl der Füchse stieg wieder an. Sie konnten ohne die Kojoten wieder in aller Ruhe Mäuse fangen.

Es gab wieder Unterholz und es wuchsen überall wieder Bäume. Vögel die im Unterholz ihre Nester bauten, fanden endlich wieder einen Brutplatz und die Anzahl der Vögel vervielfachte sich. Dadurch stieg auch die Zahl der Greifvögel wieder an. Sie fanden wieder genug Beute unter den Vögeln. Kurz gesagt, die Wölfe krempelten den Park vollkommen um.

Das passiert eigentlich bei jeder Schlüsselart. Ökosysteme werden vielfältig, wenn es einen Spitzenprädator gibt.

Je nach Abgrenzung (Fläche) des Ökosystems und der Arten (gibt es andere Prädatoren) sowie der Änderungen (wird mit dem Verlust des Fuchses Wald gerodet und letztlich Mais angebaut?...) können die Folgen sehr unterschiedlich sein...

In einem idealisierten Modell (nur Rehe und Luchs auf ner Waldinsel) werden die Rehe ungebremst zunehmen, durch Krankheit und Hunger zusammenbrechen und wieder von vorne...

In der heutigen Landschaft macht es wenig Unterschied ob zwischen den ganzen 2beinigen und 4rädrigen auch ein paar pinselohrige Jäger rumlaufen...

Wenn wie in deinem Beispiel große Raubtiete fehlen, vermehren sich ihre Beutetiere und ändern ihr Verhalten, indem sie z.b. länger an einer Stelle verweilen. Dadurch kann die Flora wiederum Schäden nehmen.