was bedeutet diese verse 7 bis 8?
Nah wie Löcher eines Siebes stehn
Fenster beieinander, drängend fassen
Häuser sich so dicht an, daß die Straßen
Grau geschwollen wie Gewürgte sehn.
Ineinander dicht hineingehakt
Sitzen in den Trams die zwei Fassaden
Leute, wo die Blicke eng ausladen
Und Begierde ineinander ragt.
Unsre Wände sind so dünn wie Haut,
Daß ein jeder teilnimmt, wenn ich weine,
Flüstern dringt hinüber wie Gegröhle:
Und wie stumm in abgeschloßner Höhle
Unberührt und ungeschaut
Steht doch jeder fern und fühlt: alleine.
1 Antwort
Das ist ein Gedicht von Alfred Wolfenstein (solche Quellenangaben solltest du nennen, wenn du ganze Gedichte kopierst).
Deine Fassung weicht von der mir bekannten ab. Die fraglichen Zeilen lauten oft:
Leute, ihre nahen Blicke baden
Ineinander, ohne Scheu befragt.
Dies hilft dir vielleicht, die Bedeutung zu erschließen: Es geht darum, dass sich in der S-Bahn die Leute so dicht gegenüber sitzen, dass sich die Blicke unvermeidlich treffen. Der Autor postuliert, dass die Leute sich ohne Scheu betrachten, mit Begierde und Neugier.
Während ich die anderen Zeilen nachvollziehen kann, kommt mir dieser Gedanke des Autors seltsam vor. Ich empfinde es eher so, dass Blickkontakt vermieden wird und durchaus eine große Scheu besteht, sich einfach unverfroren gegenseitig zu mustern. Die meisten wenden den Blick ab, betrachten sich wenn überhaupt verstohlen und heimlich.