Warum wird ritzen zur sucht?

4 Antworten

Das hat einen neurophysiologischen Hintergund.

Wenn wir uns verletzen, werden Endorphine zur schmerzlinderung ausgeschüttet. Das Opioidsystem wird aktiviert. Im Prinzip wie bei Drogen wie Heroin auch.

Psychischer Schmerz ist im Gehirn dort lokalisiert, wo körperlicher Schmerz auch sitzt. Entsprechend wird auch dieser Schmerz gelindert, wenn auch nur für einen Moment.

Es kann entsprechend auch zu einer Sucht werden und man benötigt immer mehr für den selben Effekt.

Bei gesunden Menschen funktioniert die Emotionsregulation gut. Wenn es aus dem Ruder gerät, kann der psychische Schmerz so schlimm werden, dass das als Möglichkeit der Selbsthilfe/Rettung in Betracht gezogen wird.

Im Prinzip ist es eine hilflose Art der Selbsthilfe.

Für viele ist es ein Mechanismus um es nicht so sehr ausarten zu lassen, dass es zum Suizid kommt.

Man denkt jetzt natürlich: und wieso suchen die sich nicht einfach Hilfe?

Andere Strategien zur emotionalen Regulation zu erlernen kann Jahre dauern. Die Hilfe ist auf lange Zeit wirksam und unerlässlich, keine Frage. Aber oft ändert sich an der Akutsituation nichts, bis man den Umgang gelernt hat.

Psychische Gründe, die oft dahinter stehen:

  • psychischer Schmerz
  • „leere“ füllen (bei manchen kann eine unerträgliche innere leere auftreten, die man sich als nicht betroffener nicht vorstellen kann. Man fühlt sich innerlich Tod, was schwer zu ertragen ist)
  • selbstbestrafung

Wir sprechen also von psychischen Ausnahme/extremzuständen, die gesunde Menschen schwer nachvollziehen können.

Woher ich das weiß:eigene Erfahrung – Eigenerfahrung, Notfallsanitäterin i.A

Hab's einmal aus Neugier, wegen einer mir nahestehenden Person, die das oft macht, selbst getan. Ist nichts für mich.

Manche Menschen haben den Drang zur Selbstverletzung, so wie andere den Drang zum Alkohol haben.

Man gewöhnt sich das Verhaltensmuster an, irgendwann gehört es dazu.