Warum wählen hauptsächlich Ostdeutsche AfD?
3 Antworten
Als ich mal in Thüringen war, hatte ich schon dem Eindruck das vieles in der Infrastruktur auch 35 Jahre nach dem Mauerfall noch nicht angeglichen ist. Die ÖPNV-Verbindungen auf dem Land sind dort teilweise weit unregelmäßiger wie in den alten Bundesländern, auch bei der Angleichung der Löhne gibt es noch Ausbaubedarf. Hier gibt es schon noch einige Punkte wo die Politik ansetzen sollte.
Ich glaube einige Menschen fühlen sich in diesen Belangen nicht ausreichend gehört und das zeigt, das auch viele aus Protest oder Unzufriedenheit die AfD wählen. Nur hat die AfD auch in dieser Hinsicht (wie auch in vielen anderen) nicht wirklich Lösungen zu bieten.
Ich denke es gibt zwei hauptsächliche Gründe; einmal die komplette Abwicklung der DDR und der Aufgang in der BRD und zum anderen die dramatische Abwanderung der jüngeren und besser gebildeten Bevölkerung. Dadurch ist der Anteil der frustrierten Menschen, deren Lebensleistung ignoriert oder verächtlich gemacht wurden und die aufgrund ihres Alters, der fortgeschrittenen Lebensplanung und/oder mangelnder Bildung wenig Chancen auf einen Neuanfang hatten sehr hoch (auch deutlich höher als in den ländlichen, ebenfalls eher abgehängten, Regionen des Westens.
Dass aus Sicht vieler Westdeutschen der Kauf der DDR ein mieses Geschäft war und insgesamt etwas auf die Geschichte und die Leistungen der DDR herabgeschaut wird, befeuert den Frust vermutlich.
Die AFD bedient diese Gefühlswelt mit ihren populistischen Simpeleien und bietet sich als Rankgerüst für schwache Charaktere an.
Anders als viele andere Menschen denke ich nicht, dass Ostdeutsche tendenziell rechter seien als Westdeutsche. Bezogen auf die Wirtschaftspolitik sind sie wahrscheinlich sogar linker, dank DDR-Prägung.
Dennoch hat die AfD natürlich dahingehend einen Einfluss auf den Osten, dass dieser insgesamt tatsächlich rechter wird, auch in wirtschaftlicher Hinsicht, nehme ich an.
Ursprünglich war die AfD eher so eine Art PDS-Ersatz, weil eben beide Parteien rebellische Oppositionsparteien und daher auch identitätsstiftend sind. Vor der PDS war man mittelfristig aber enttäuscht, daher wechselte man zur AfD.
Auch deswegen, weil der Staat so links wurde, dass die PDS/Linke keine glaubwürdige Opposition mehr war.
Gegen Dinge rebellieren zu wollen, das steckt wohl in der menschlichen Natur und potenziert sich natürlich umso stärker dadurch, wenn man auf dem Boden einer ehemaligen Diktatur aufgewachsen ist.