Warum pseudowildtyp?

2 Antworten

Mutante 2 unterscheidet sich in der Lebensfähigkeit nicht vom Wildtyp. Es gibt aber Unterschiede in der Basensequenz.

Bei beiden Mutanten sind die Mutationen im zweiten Triplett passiert, sie sind aber sehr unterschiedlich gravierend :

In Mutante 1 ist aus dem zweiten Triplett mit der Sequenz "GAG" das "A" durch die Mutation entfernt worden, man spricht hier von einer "Einzelbasen-Deletion". Dadurch kommt das ja auf Tripletts basierende Leseraster aus dem Tritt, genauso als würdest Du aus dem Satz "Der Tom ist weg" das "o" weglassen und den Satz dann weiter in Dreier-Gruppen schreiben, also "Der Tmi stw eg". Dadurch entsteht hinter der entfernten Base bei der Translation in eine Aminosäre-Sequenz nur noch Unsinn, und meistens wird recht bald danach ein Stop-Codon erzeugt (denn 3 der 64 Codons sind ja Stopcodons !). Nicht so schlimm wäre es, wenn gleich 3 Basen auf einmal "heraus-mutieren", denn dann bliebe ja das Leseraster erhalten.

In Mutante 2 dagegen hat sich gegenüber dem Wildtyp nur das zweite Triplett "GAG" zu "GAC" verändert. Obwohl dann in der Aminosäure-Sequenz an dieser Stelle laut Codon-Sonne statt wie im Wildtyp Glutaminsäure (abgekürzt Glu) in Mutante 2 Asparaginsäure (abgekürzt Asp) eingebaut wird, ist das in diesem Fall nicht tragisch, denn erstens sind Glutaminsäure und Asparaginsäure biochemisch recht ähnlich aufgebaut, und zweitens ist diese Stelle der Aminosäure-Kette sicherlich nicht im aktiven Zentrum des entsprechenden Enzyms gelegen, und somit funktioniert das Enzym noch recht gut, und die Mutante 2 kann daher auf dem Minimalmedium wachsen. Deshalb "Pseudo-Wildtyp", denn trotz der Mutation verhält sich dieses Bakterium rein äußerlich exakt genauso wie der Wildtyp.

Woher ich das weiß:Berufserfahrung